Auf großes Interesse stößt die Ausstellung der Künstlerdrucke von Paul Kälberer, Paul Dörr und Walter Romberg im Bürgerkulturhaus. Foto: Morlok

Familie Wochner schenkt der Stadt Künstlerdrucke von Paul Dörr, Paul Kälberer und Walter Romberg.

Horb - Für die Stadt Horb war schon ein paar Tage vor Heiligabend Bescherung. Die Verantwortlichen, allen voran die Museumsleiterin Agnes Maier, durften sich über ein großzügiges Geschenk ans Stadtmuseum Horb freuen.

Insgesamt 116 hochwertige, wertvolle Künstlerdrucke, angefertigt und in kleinen Auflagen von den Künstlern selbst gedruckt, bekam die Stadt von der Familie Wochner geschenkt.

Es handelt sich um 96 Radierungen von Paul Dörr sowie um 14 Radierungen, vier Lithografien und ein Offsetdruck aus der Werkstatt von Paul Kälberer. Eine Radierung von Walter Romberg vervollständigt die Sammlung, die vom Buchbinderehepaar Elisabeth und Friedrich Wochner über Jahrzehnte zusammengetragen wurde.

Vor etwa einem Jahr haben die Geschwister Barbara Wochner-Göbel und Daniel Wochner gemeinsam mit ihren Familien der Stadt Horb diesen kulturhistorischen Schatz geschenkt. In vier großen, flachen Holzschatullen übergaben sie im Dezember 2017 die Werke, die heute einen Gesamtwert von mehr als 15 000 Euro repräsentieren. "Ein wahrlich großzügiges Geschenk, für das sich die Stadt Horb herzlich bedankt", so Oberbürgermeister Peter Rosenberger, der am Freitagabend neben vielen kunstinteressierten Bürgern auch Familienangehörige der beiden Künstler im Bürgerkulturhaus zur Ausstellungseröffnung "Landschaftslinien" begrüßen durfte. So waren Mitglieder der Familie Dörr und Bok ebenso zu Gast wie Christine Dietz, die Tochter von Paul Kälberer.

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl an Radierungen mit landschaftlichen Motiven von Paul Dörr und Paul Kälberer und in zwei Vitrinen als Leihgaben Werkzeuge, mit denen die beiden Künstler gearbeitet haben. Diese Auswahl will einen ersten Einblick ermöglichen und Vorfreude auf die Präsentation weiterer Stücke aus dieser schönen Grafiksammlung machen.

Agnes Maier ging in ihrer Erklärung zu den ausgestellten Stücken zuerst auf den wunderbaren Erhaltungszustand der übergebenen Exponate ein. Dadurch, dass sie von Anfang an in den dafür extra geschaffenen Klapp-Passepartouts aufbewahrt wurden, haben sie nichts von ihrem nahezu musealen Erhaltungszustand eingebüßt. Besonders wertvoll ist dieses Konvolut auch dadurch, dass jedes einzelnen Blatt von den Künstlern datiert und benannt wurde. "Ein Umstand, der sicher auf die freundschaftlichen Beziehungen der Sammler zu den Künstlern zurückzuführen ist und uns die Zuordnung wesentlich vereinfacht", schwärmt die Kunsthistorikerin. Sie freut sich auch sehr, dass die Sammlung quasi am Stück in die Hand der Stadt übergeben und nicht durch Einzelverkäufe in alle Winde zerstreut wurde. "Es sind Raritäten, wie man sie nur selten findet."

Im zweiten Schritt ihrer Ausführungen ging sie auf die Künstler selbst ein. Paul Kälberer lebte mit seiner wachsenden Familie seit 1927 in Glatt. Dort arbeitete er in seinem Wohn- und Atelierhaus und pflegte vielfältige Kontakte nach Horb. Seinen Malstil betitelte sie als märchenhafte Kompositionen, deren Fertigstellung sich oft über Jahre hinweg zog. Er setzte Landschaften zusammen, während Paul Dörr im realistisch, naturnahen Stil arbeitete. "Seine Bilder erinnern an Schwarz-Weiß-Fotografien, so exakt geben sie die Wirklichkeit wieder."

Dörr kam 1944, als sein Stuttgarter Atelier zerstört wurde, zu seiner Verwandtschaft nach Horb. Er blieb dort und war von da an eine feste Größe im Horber Kulturleben. Maiers Ausflug in das Leben und Wirken der beiden Künstler endete mit einer kurzen Zusammenfassung über die Techniken, denen Radierungen und Lithografien zu Grunde liegen.

Nach dieser "offiziellen" Einführung bot sich die Gelegenheit für die Besucher, mit den Insidern aus den Familien Dörr, Bok und Kälberer ins Gespräch zu kommen und noch einige interessante Details zu erfahren.

In aller Ruhe kann man die Ausstellung im Stadtmuseum Horb bis zum 28. April montags, mittwochs, freitags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt besichtigen. (In den Weihnachtsferien ist nur sonntags und am zweiten Weihnachtstag geöffnet.)