2014 schaute der Künstler Wolfgang Hehl vor seiner Blütenpracht noch zuversichtlich. Foto: Morlok

Krankenhaus Landkreis Freudenstadt gGmbH verweigert Kunstverein Oberer Neckar Honorar für Leihgaben.

Horb - Die Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt GmbH muss in Horb wohl auch bei der Kunst sparen: Für die Werke von Wolfgang Hehl will man die 500 Euro pro Jahr nicht geben, die man dem Kunstverein Oberes Neckar vor drei Jahren versprochen hat.

Sind die leeren, tristen Wände eines Krankenhausflures eigentlich einen Zeitungsartikel wert? Im ersten Moment ist man eher geneigt, diese Frage mit einem klaren "Nein" zu beantworten und darauf hinzuweisen, dass Krankenhausflure landauf, landab nicht als die einladensten Plätze zu sehen sind, sondern mehr als Verbindungsweg für geschäftig hin und her eilende Ärzte, Schwestern und Pfleger.

So wie bisher in den Fluren der Klinik für Geriatrische Rehabilitation in Horb. Im Frühjahr 2014 rief ein Arzt, der in der Rehabilitation arbeitete, beim Kunstverein Oberer Neckar an und äußerte die Bitte, ob es nicht möglich sei, mit einer Art künstlerisch gestalteter Dauerausstellung die beiden Stockwerke bunt und altersgerecht aufzupeppen.

Bislang hatte man zwar immer wieder wechselnde Ausstellungen in den Räumen, die jedoch zum einen nicht unbedingt den gestalterischen Ansprüchen speziell der älteren Patienten entsprach und zum anderen auch häufig wechselten.

Bilder als Orientierungspunkte für Patienten

Und gerade dies sollte nicht sein, denn die Bilder waren für die älteren Herrschaften auch gleichzeitig ein Orientierungspunkt um sich in der ungewohnten Umgebung, die nur für ein paar Wochen ihr neues Zuhause ist, zurechtzufinden. "Sie sind dort drüben im Zimmer neben dem bunten Baum", so eine Orientierungsmarke für den entsprechenden Zimmerbewohner. "Und wenn dieser markante Punkt plötzlich fehlt, dann fehlt auch ein Stück Orientierungshilfe", so die Feststellung einer Pflegekraft, die namentlich nicht genannt werden möchte.

Von Seiten des Kunstvereins wollte man gerne helfen, denn "in gesunden Zeiten kommen die Menschen zu uns – in nicht so guten Zeiten kommt die Kunst zu den Menschen", so die damalige Vorsitzende Ursel Bähr. Schnell war man sich seinerzeit  einig, dass Klinik und Kunst gut zusammenpassen und mit Wolfgang Hehl, dem in Göttelfingen lebenden und arbeitenden Künstler, fand man den Mann, der spontan seine Mithilfe anbot.

Für den Künstler war diese Ausstellung im Spital eine Herzensangelegenheit, mit der er etwas Farbe in den Krankenhausalltag bringen wollte. "Es geht mir um die Leut‘ hier, denn Farbe an der Wand, das ist was Schönes", erklärt er und unterstrich auch mit seiner Bildauswahl seinen eigenen Anspruch, den er einmal so formulierte: "Kunst muss schee sei oder bunt – oder beides."

"Welch‘ schöne Farben, welch freundliche Motive", rief damals spontan eine Patientin aus, die auf ihren Rollator gestützt, als eine der Erstens die verschwenderischen Farbenpracht der Hehlschen Arbeiten bewundern durfte.

Landrat Klaus Michael Rückert wertete die Ausstellung gar als ein Geschenk. "Horb, die künstlerisch aktive Stadt, nimmt nun ihr Spital auch aus künstlerischen Sicht in Besitz", so der Landrat bei der Vernissage im April 2014. Kunst und Kultur sieht Rückert als wesentlichen Bestandteil des Zusammenlebens. "Und hier finden sie nun mutmachende, mitreißende Bilder, die dem Leben positiv gegenüber stehen."

Der damalige KLF-Geschäftsführer Peter Mast fand die Resonanz auf die Bilder so toll, dass er auf den Kunstverein Oberer Neckar (KON) zuging und vereinbarte, dass die Bilder auch über die vorgesehene Ausstellungsdauer von knapp einem Jahr in der Geriatrie verbleiben und dort quasi als Dauerleihgabe Patienten, Personal und Besucher erfreuen. Dafür sollte der Verein gemäß mündlicher Vereinbarung ein symbolisches Honorar von 500 Euro pro Jahr erhalten.

Heimbach: Bei so einem defizitären Objekt nicht auch noch Geld für Kunst ausgeben

Dieses Geld ist aber nie geflossen und als Benno Müller, der neue Vorsitzende des Vereins, das Honorar für die vergangenen zwei Jahre bei der KLF einforderte, wurde ihm klipp und klar gesagt, dass man für so etwas kein Geld ausgeben würde. Die Sprecherin der Geschäftsleitung sagte in einem Telefonat mit unserer Zeitung, dass der Geschäftsführer Ralf Heimbach bei so einem defizitären Objekt nicht auch noch Geld für Kunst an den Wänden aufwenden würde. "Wenn jemand bei uns ausstellen will, kann er das gerne tun, zahlen werden wir jedoch nichts dafür", so das Credo von Heimbach.

Für den Künstler selbst ist diese komplette Kehrtwende nicht nachvollziehbar. "Ich und der KON wollten etwas Gutes tun. Deshalb habe ich 55 Arbeiten zur Verfügung gestellt und stand sogar kurz davor, diese dem Kreis als Schenkung zu überlassen. Doch nach der recht harschen Aufforderung, die Bilder abzuhängen, habe ich mir das natürlich anders überlegt."

500 Euro für eine blühende Landschaft in den Fluren der Geriatrie sind zu viel für das Budget-Säckl der KLF. Warum auch Wohlfühlatmosphäre schaffen? Als Orientierungspunkte für die Patienten müssen nun halt ein, zwei selbst gebastelte Kalender genügen. Ansonsten bleiben die Wände wohl in der näheren Zukunft übersichtlich Altweiß, denn vom Kunstverein wird sich nach dieser Erfahrung wahrscheinlich so schnell niemand bereit erklären, seine Werke zur Verfügung zu stellen. 

Und damit zurück zur Ausgangsfrage. Ja, es lohnt sich doch eine Notiz über Sparsamkeit am falschen Platz, zumindest aus Sicht der Kunstliebhaber, und über neue Besen, die gut kehren, zu veröffentlichen. "Schade um diesen weiteren Rückschritt, den die KLF den Patienten im Rest des früheren Horber Krankenhauses zumutet", kommentiert ein Insider.