Lieber Stacheln statt brennender Themen? Rosenberger will Hochbrücke & Co. ansprechen. Mit Video

Horb - Hochbrücke, Gäubahn, Bahnübergänge, medizinische Versorgung – viele Themen brennen den Horbern gerade unter den Nägeln. Und nun kommt Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Um den Kakteengarten zu besuchen. So mancher glaubte gestern nach dem Lesen unseres Artikels an einen Aprilscherz im August oder an den Ausbruch des ominösen Sommerlochs in Ferienzeiten.

Hat Kretschmann denn in Horb noch etwas anderes vor? "Weitere Programmpunkte sind nicht geplant. Wir haben den Kakteengarten-Besuch dazwischengeschoben, weil die Einladung von Herrn Dopp schon seit Jahren besteht und Herr Kretschmann sein Engagement würdigen will", so die Pressesprecherin des Staatsministeriums.

Die Stadt Horb sieht das entspannt: "Selbstverständlich sind wir immer erfreut, wenn Ministerinnen und Minister oder wie in diesem Fall der Ministerpräsident unsere schöne Stadt besuchen. Daher wird Oberbürgermeister Rosenberger selbstverständlich Ministerpräsident Kretschmann persönlich in Horb a. N.ckar begrüßen."

Nach einem kleinen Kaktusstachel klingt dann folgender Satz des städtischen Statements: "Gleichzeitig freut es uns, dass Ministerpräsident Kretschmann fünf Jahre nach der Gartenschau nun doch noch einen Teil des Gartenschaugeländes besichtigt, das bis heute besteht und nicht nur interessierte Besucher aus ganz Deutschland, sondern sogar aus anderen Ländern fasziniert und zu einem Schmuckstück in der Sommerhalde geworden ist."

Auch Michael Theurer, Ex-Oberbürgermeister und FDP-Landesvorsitzender, freut sich über die Würdigung des Kakteengartens. Er weist daraufhin, dass Kretschmann bereits einen Kakteengarten in Karlsruhe besucht habe. "Er scheint da auf den Geschmack gekommen zu sein. Vielleicht ist die grün-schwarze Koalition so stachelig, dass er sich nach ein bisschen Ruhe im Kakteengarten sehnt", stichelt Theurer. Also so eine Art Immunisierungstherapie in Horb für die Landespolitik? Da muss Theurer lachen. Ja, so könnte man es sagen.

Es sei ein einzigartiges Schmuckstück, dass Holger Dopp in Horb angelegt habe. Theurer zeigt sich froh, dass er den Kakteengarten in die Gartenschau-Planungen, damals noch als OB, mit eingeplant habe. "Da haben wir deutschlandweit die Nase vorn gehabt." Theurer hofft, dass Kretschmann die Gelegenheit nutzt, um sich bezüglich der Hochbrücke, der Gäubahn und auch der Selbstständigkeit der Dualen Hochschule in Horb zu positionieren.

Horbs SPD-Chefin Viviana Weschenmoser sieht den Besuch ebenfalls positiv: "Ich freue mich, dass der Ministerpräsident während der parlamentarischen Sommerpause nach Horb kommt. Der Anlass, die Benennung eines Kaktus’ nach ihm selbst, ist sicher ein geselliger." Weschenmoser weiter: "Sicherlich gibt es viele deutlich wichtigere Themen, mit denen sich ein MP in Horb befassen könnte. Genau so wichtig finde ich jedoch die Pflege des BürgerInnengesprächs. Gerade bei solchen Terminen hört man als Politiker ja auch in die Gesellschaft hinein."

Die Stadt kündigt zumindest schon einmal an, andere Themen anzusprechen. Gewiss werde Oberbürgermeister Rosenberger den Besuch des Ministerpräsidenten auch dazu nutzen, einige für Horb wichtige Themen anzusprechen. Da muss sich der Oberbürgermeister allerdings ganz schön beeilen.

Und wenn zu wenig Zeit ist, muss man sich wohl dennoch keine Sorgen machen. Die Pressesprecherin des Staatsministeriums sagt: "Unser Chef hat immer ein offenes Ohr. Der Oberbürgermeister braucht nur zum Hörer zu greifen. Dann wird sich der Ministerpräsident die Zeit nehmen."

Übrigens: Vielleicht gibt es ja wieder eine "Kakteen-Hochzeit" mit der Künstlerin Elisabeth Kaiser. Diese schmerzhafte Performance hatte für Furore gesorgt. Dafür sollte sich Herr Kretschmann Zeit nehmen. Denn so etwas hat er sicher noch nie gesehen.