Wo das Team der Wohngruppe "Am Spitalwald" arbeitet, geht die Sonne auf. Das ist das Selbstverständnis des Teams. Dazu gehören: Schwester Sobha Thomas, Anna Tißberger, Elvira Braun, Luba Olejnicenko, Claudia Schmelzle, Schwester Ushus Mampallika und Sabine Widera. Foto: Lachenmaier Foto: Schwarzwälder-Bote

Im Altenpflegeheim Bischof Sproll geht man neue Wege, damit Burn-out keine Chance hat

Von Martina Lachenmaier

Horb. Pflegeberufe sind anstrengende Berufe – körperlich und seelisch. Stress macht auch vor ihnen nicht halt. Aber man kann sich davor schützen. Kleine Auszeiten, positives Denken und Wertschätzung sind ein Rezept gegen Überlastung.

"Wir mussten früher auch sehr viel arbeiten. Aber so schnell und hektisch war die Arbeit früher nicht." Das, so berichtet die Wohnbereichsleiterin Claudia Schmelzle, habe ihr eine Heimbewohnerin erst kürzlich erzählt. Die Beobachtung der alten Dame deckt sich mit dem Gefühl der Mitarbeiterinnen in der Pflege.

Und auch der Arbeitgeber, die Katholische Spitalstiftung, sieht die Gefahr von Überlastung am Arbeitsplatz. Burn-out, das Gefühl ausgebrannt und überlastet zu sein, habe in den letzten Jahren zugenommen. Nicht nur, aber auch in den Pflegeberufen, sagt Stiftungsdirektor Peter Silberzahn. Die straffe Taktung im Arbeitsalltag, der enge Personalschlüssel, die zunehmende Dokumentationspflicht, diese Rahmenbedingungen seien den Heimträgern vorgegeben. Aber die Arbeitsbedingungen könne man selbst gestalten. "Wir haben Maßnahmen ergriffen, dass es erst gar nicht zu Burn-out kommt", sagt Peter Silberzahn. Die Stiftung hat ein Projekt zum betrieblichen Gesundheitsmanagement aufgelegt. "Attraktiver Arbeitgeber – Gesunde Mitarbeiter", heißt es. Dazu brauchte man keine Berater von außen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben selbst Ideen entwickelt, was zu tun ist, damit jeder nach einem anstrengenden Arbeitstag mit einem zufriedenen und guten Gefühl nach Hause gehen kann. Zufriedene Mitarbeiter sind motivierter, das ist die Erfahrung von Claudia Schmelzle. Es sei wichtig, dass Mitarbeiter kreativ sein und eigene Projekte umsetzen können.

Am Anfang stand die Problemanalyse, sagt Claudia Schmelzle. "In einem Workshop haben wir viele Impulse bekommen." Daraus entstand das Projekt Burn-Out-Prävention, in das die Mitarbeiterinnen eng einbezogen sind.

Vorneweg die Auszubildenden im Wohnbereich "Am Spitalwald", für die die Organisation von Wohlfühltagen zur Ausbildung gehört. Sie haben ihre Kolleginnen mit einer Wohlfühl-Oase überrascht. Handmassage, Fango oder Duftauflagen – davon schwärmen die Kolleginnen noch heute. "Wir sind so richtig entspannt nach Hause gegangen", sagte die Altenpflegern Elvira Braun. Sie freut sich über diese Wertschätzung durch ihren Arbeitgeber.

Jetzt ist der Wohlfühltag zweimal im Jahr fester Bestandteil des Präventionsprojekts. Bei einem Bowlingabend hatten die Kolleginnen endlich einmal viel Zeit füreinander. "Wir konnten uns besser kennenlernen", sagt die Altenpflegerin Anna Tißberger. "Wenn wir uns besser kennen, können wir auch besser zusammenarbeiten", sagt Elvira Braun. Man habe dann mehr Verständnis füreinander.

Ein anderes Mosaiksteinchen ist das positive Feed back. Zwei Mal die Woche, bei der Dienstübergabe treffen sich die Mitarbeiterinnen und überlegen ganz bewusst, was an diesem Tag positiv war. Claudia Schmelzle sagt: "Viel zu oft stellen wir das Negative in den Vordergrund." Dabei sei positives Denken Stressabbau.

Die Pflegefach-Schülerin Luba Olejnicenko bestätigt das. "Wenn ich sagen kann, es war ein guter Tag, gehe ich mit einem guten Gefühl in den Feierabend. Ein gutes Gefühl vermittelt auch das fünfminütige Timeout am Mittwoch: Dann treffen wir uns mit den Heimbewohnern und singen gemeinsam unser Lieblingslied ›Ein schöner Tag‹." Das stärkt das Wir-Gefühl, sagt Claudia Schmelzle. "Und unsere Heimbewohner achten schon drauf, dass wir es nicht vergessen."

Schwester Ushus die den Beruf erst erlernt, sagt: "Unser Kopf gehört den ganzen Tag unseren Heimbewohnern." Die kurze Auszeit bedeutet ihr viel. Mit Luba Olejnicenko und weiteren Auszubildenden hat sie die Wohlfühloase organisiert. Wenn das neue Schuljahr beginnt, werden sie wieder überlegen, wie sie ihre Kolleginnen verwöhnen können. Verraten wird noch nichts. Es soll ja eine Überraschung werden. Eines ist sicher: Die Kolleginnen freuen sich schon jetzt darauf.