Rüdiger Holderried (von links), Achim Wicker und Thomas Müller in der Kantine vom Ita von Toggenburg beim Mittagstisch. Sie geben bekannt: Bedürftige essen mittwochs nun für 1,50 Euro. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Neues Projekt von Vesperkirche und Spitalstiftung / Für Menschen mit Kohldampf und ohne Kohle

Vergangene Woche war der Mittagstisch im Pflegeheim Ita von Toggenburg Thema in der Stadt – nun geben Caritas und Spitalstiftung weitere Neuheiten bekannt: Künftig gibt es einen Mittagstisch für Bedürftige und ein Café am Wochenende.

Horb. Der neue Speisesaal im Pflegeheim Ita von Toggenburg hat vergangene Woche für Schlagzeilen gesorgt. Grund: das Angebot des offenen Mittagstischs – ein Menü inklusive Mineralwasser für 6,50 Euro. Gastronomen werfen der Spitalstiftung "Dumpingpreise" vor.

Jetzt eine neue Aktion: Die Vesperkirche wird ab sofort Gutscheine ausgeben, damit auch Bedürftige hier für 1,50 Euro ein Mittagessen bekommen. Achim Wicker, Dekanatsreferent und mit im Orga-Team der Vesperkirche: "Wir werden jetzt einmal die Woche im Ita von Toggenburg in Anlehnung an die Vesperkirche den Bedürftigen die Möglichkeit geben, mittwochs günstig zu essen."

Caritas-Leiter Rüdiger Holderried berichtet: "Wir werden deshalb Gutscheine über die allgemeine Sozialberatung bei uns ausgeben. Im Rahmen der Vesperkirche und des Tafelladens haben wir immer wieder gemerkt, dass warmes Essen ein ganz großes Thema ist. Alleinstehende haben zwar auch eine Küche, aber viele machen sich nur kaltes Essen. Sie genießen dann das warme Essen und die Gemeinschaft in der Vesperkirche."

Thomas Müller, Stiftungsdirektor der Spitalstiftung und Heimleiter von Ita von Toggenburg: "In den neuen Speisesaal gehen Bewohner von uns ganz bewusst. Sie freuen sich, wenn sie neue Gesichter sehen und auch die Möglichkeit haben, mit anderen ins Gespräch zu kommen."

Und so funktioniert der neue soziale Mittagstisch: In der allgemeinen Sozialberatung im Paradios in der Neckarstraße können Bedürftige die Gutscheine für das Mittagessen bekommen. Stiftungsdirektor Müller: "Das sind dieselben Bons, die auch unsere Bewohner bekommen."

Die Vesperkirche als auch die Spitalstiftung geben jeweils 2,50 Euro dazu, sodass der Bedürftige lediglich noch 1,50 Euro bezahlen muss.

Holderried: "Wir sind gottfroh, dass die Spitalstiftung da mitmacht. Die Vesperkirche nimmt das Geld für die Gutscheine aus ihren Spenden." Dekanatsreferent Wicker: "Unser finanzielles Polster ist dank der vielen Spenden dafür in unserer Planung zunächst ausreichend. Wir gehen von fünf bis 15 Gutscheinen pro Woche aus. Wir haben das Projekt allerdings zunächst einmal bis Mai befristet, um zu schauen, wie viele es wirklich in Anspruch nehmen."

Dekanatsreferent Wicker erklärt: "Wir hatten dieses Projekt schon einmal vor ein paar Jahren im Bischof-Sproll-Pflegeheim laufen: Dort lief das Angebot für Bedürftige, einmal die Woche günstig zu essen, ganz ordentlich. Weil Ita von Toggenburg mitten in der Stadt liegt, sind wir natürlich gespannt, wie dieses neue Angebot angenommen wird. Und ob wir unsere Zielgruppe wirklich erreichen."

Die Vesperkirchen-Macher hoffen, dass sie mit dem neuen sozialen Mittagstisch die Lücke bis zur Sommer-Vesperkirche schließen können. Holderried: "Das ist eine gute Ergänzung, und wir erhoffen uns, dass es in Horb ein schönes rundes Bild gibt. Wir sind gespannt drauf – denn im Pflegeheim ist eine komplett andere Atmosphäre."

Auch neu: das offene Café im Speisesaal des Pflegeheim "Ita von Toggenburg". Es startet an diesem Wochenende und öffnet Freitag, Samstag und Sonntag von 13 bis 17 Uhr. Stiftungsdirektor Müller: "Es gibt nicht so viele Cafés in Horb. Im Bischof-Sproll gibt es das seit zehn Jahren. Das wünschen die Angehörigen, weil es eine andere Atmosphäre hat, wenn sich Oma und Enkel auch im Café begegnen können."

Gibt es im neuen Café auch "Dumping-Preise" wie beim offenen Mittagstisch? Björn Germann, Vize-Stiftungsdirektor und Heimleiter des Bischof-Sproll-Pflegeheims: Die Tasse Kaffee kostet 1,90 Euro – so ungefähr wie beim Saur im real. Das Kännchen kostet 3,60 Euro. Das Stück Kuchen kostet 2 Euro. Falls es irgendwann einmal Torte geben sollte, wird die zwischen 2,50 und 2,80 Euro liegen." Beliefert wird das Café von Bäckereien und Konditoreien aus der Region. Und was sagt Stiftungsdirekor Müller zur Diskussion um die "Dumping-Preise" des offenen Mittagstischs? "Die Preise sind knapp kalkuliert. Die Gastronomen müssen Pacht zahlen – wir nicht. Allerdings sehen wir uns nicht als Konkurrenz. Bei uns ist Selbstbedienung. In Rottenburg gibt es beispielsweise das Martini-Haus. Der Speisesaal für das musikalische Internat ist auch für Auswärtige geöffnet – hier kostet das Essen auch 6,50 Euro. Hier kommen vor allem ältere Menschen. Das ist auch unsere Zielgruppe hier in Horb."

Und wie viele Gäste nutzen den offenen Mittagstisch? "Es gibt Tage, da sind es vier bis fünf Gäste bisher. An manchen Tagen auch mal nur einer." Wer sind die Stammgäste? "Von unserem Angebot des betreuten Wohnens im Sankt Vinzenz sind Gäste mehr oder minder regelmäßig da. Weil sie nicht immer Lust haben, selbst zu kochen. Einmal im Monat kommen die auch mit einer größeren Gruppe mit bis zu 15 Personen und reservieren einen Tisch. Auch von den Ämtern der Stadt waren mal sieben bis acht Gäste da", erklärt Müller abschließend.