Was hat der Mord in Nordstetten mit Antisemitismus zu tun? Foto: Lück

Was hat Tötung von Michael Riecher mit Antisemitismus zu tun? Unternehmer war kein Jude.

Horb-Nordstetten - Was hat der Mord an Michael Riecher mit Antisemitismus zu tun? Die Jerusalem Post titelt: "Palästinenser tötet Deutschen, weil er 'Reicher Jude' ist, der 'mein Land zerstörte'." Auch die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus fragt schon nach den Hintergründen beim Schwabo nach.

Die Jerusalem Post bezieht sich auf einen Bericht des Schwarzwälder Boten vom Prozesstag am vergangenen Mittwoch. Die isrealische Tageszeitung, die einen sehr seriösen Ruf hat, spricht von einer "schockierender Zeugenaussage" im Mordprozess gegen Mohammed O. und Iyad B. Im Artikel heißt es, dass ein Palästinenser einen Immobilieninvestor ermordet habe, weil dieser ein "Jude" gewesen sei, der "sein Land zerstört hat".

Steckt Antisemitismus hinter dem Mord? Sowohl der Autor Benjamin Weinthal als auch der Mann von der Recherchestelle Antisemitismus wollen wissen: Hat der Mord an Michael Riecher antisemitische Hintergründe?

Michael Riecher war kein Jude

Klar ist: Michael Riecher war kein Jude. Das bestätigt Knut Rössler, Rechtsanwalt der Nebenklage. Er vertritt Riechers Schwester aus der Schweiz. Rössler: "Das Opfer war ein Urschwabe. Kein Jude. Michael Riecher war keinem Glaube sehr zugetan." Das bestätigt auch Eden Volohonsky, früher selber Jude sowie Freund von Riecher.

Wie kam es dann zu der Schock-Aussage des Friseurs Hesham A. im Riecher-Pro zess? Richter Karlheinz Münzer, Oberstaatsanwalt Christoph Kalkschmid und Nebenklage-Vertreter Rüdiger Kaulmann wollten herausfinden, was im Auto des Hauptangeklagten am Tag vor der Tat passiert ist.

Der Friseur hatte den staatenlosen Palästinenser Iyad B. an Mohammed O. vermittelt. Der suchte nach Auskunft des Friseurs jemanden, der ein "starkes Herz" hat.

Mohammed O. hat laut Zeugenaussagen viele Bekannte angesprochen, ob sie beim Überfall auf Michael Riecher mitmachen. Der habe viel Geld und Gold. Riecher habe angeblich einen Tresor – Inhalt: 250.000 Euro an Geld und Gold. O. hatte, so wurde es vor Gericht geschildert, auch den Friseur angesprochen. Auf illegalen Goldhandel und einen Überfall auf Riecher.

Im Auto wurden Überfallpläne geschmiedet

Am 1. November trafen sich, so die bisherigen Erkenntnisse, Mohammed O. und Iyad B. zum ersten Mal in Horb. Im Auto des syrischen Flüchtlings, der Riecher erwürgt haben soll, wurden Überfallpläne auf Riecher geschmiedet. Als der Friseur hörte, dass Michael Riecher durch seine Lungenkrankheit beim Überfall sterben könnte, sagte er nach seiner Aussage, dass er dabei nicht mitmache.

Hatte der Palästinenser in dem Moment Gewissensbisse oder Zweifel bekommen? In diesem Moment, so die Zeugenaussage des Friseurs, habe Mohammed O. zu Iyad B. gesagt: "Der, der überfallen wird, ist Jude." Iyad habe dann gesagt: "Die Juden haben meine Heimat vernichtet." Darauf habe Mohammed O. noch gesagt: "Riecher hat niemanden. Wir sind berechtigt, dass wir das Geld von ihm wegnehmen."

Der Angeklagte Mohammed O. Die Zeugen, die man bisher in der Beweisaufnahme gehört hatte, schildern ihn als manipulativen Lügner, heißt es hinter den Kulissen des Prozesses. So erzählte beispielsweise seine letzte deutsche Freundin: "Wenn er eine Geschichte fünf mal erzählt, hört sie sich fünf Mal anders an."

Thema spielte bei Vernehmungen keine Rolle

Im Prozess am Mittwoch hat niemand diese Aussage des Friseurs über den jüdischen Aspekt hinterfragt. Auch bei den anderen Vernehmungen spielte das Thema bisher keine Rolle.

Bisher hat kein anderer Zeuge, der von Mohammed O. zur Beteiligung an dem Überfall animiert werden sollte, von diesem "Juden"- oder "Israel"-Aspekt berichtet.

Fakt ist: Michael Riecher hatte als Investor dafür gesorgt, dass der jüdische Betsaal in Horb wieder hergestellt wurde. Dafür hatte der Immobilienunternehmer das Haus gekauft und entwickelt. Unter anderem persönlich die alten Tapeten gerettet, wie er vor zwei Jahren dem Schwarzwälder Boten erzählt hatte: "Ich habe mit einer Baumspritze Seifenwasser draufgesprüht. Dann sind wir Kaffee trinken gegangen und haben die Schichten vorsichtig gelöst." Alles, damit die Original-Farben des Betsaals so weit wie möglich erhalten blieben.

Gut möglich, dass auch mögliche antisemitische Motive der Angeklagten im Prozess erforscht werden. Bisher sieht es so aus, als ob Mohammed O. das falsche Argument mit dem Juden brachte, um den Palästinenser, den er erst gut zwei Stunden kannte, von seinen Zweifeln abzubringen.

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