Ein bild kurz nach dem Hochwasser 2013: Die Mühringer hoffen, dass sich die Ereignisse nicht wiederholen. Doch noch immer lassen die Hochwasserschutz-Maßnahmen auf sich warten. Foto: Hopp

Sorge nach Jahrhunderthochwasser 2013. Wann gibt Regierungspräsidium Karlsruhe grünes Licht?

Horb-Mühringen - Der Deutsche Wetterdienst warnt vor ergiebigem Dauerregen bis Freitagabend, vielerorts gibt es Hochwasserwarnungen. Kein Wunder, dass in Mühringen die Sorge groß ist. Denn der Hochwasserschutz lässt immer noch auf sich warten.

Mühringens Ortsvorsteherin Monika Fuhl gibt zu, dass sie angespannt ist. "Ich schaue sehr oft auf die Pegelstände der Hochwasserzentrale." Am Mittwochabend war die Anspannung in Mühringen, wo beim Jahrhunderthochwasser 2013 zahlreiche Gebäude unter Wasser standen, besonders groß: "Da ging es schon in Richtung zwei Meter. Da steigt auch die Nervosität. Wir hatten an dem Abend auch eine kleine Ortschaftsratssitzung, bei der wir die Lage vor Ort besprochen haben."

Am Mittwoch gab es dann vorläufig etwas Entwarnung. "Am Abend soll es aber noch mal hoch gehen", sagte Fuhl am Donnerstagnachmittag. Die Stadt schrieb zur aktuellen Lage: "Im Bereich der Eyach ist aktuell mit niedrigeren Pegelständen zu rechnen, da das Einzugsgebiet im Zollernalbkreis von der aktuellen Unwetterwarnung nicht betroffen ist. Allerdings wird auch dieser Pegelstand ständig kontrolliert."

Allerdings warnt Fuhl: "Vor fünf Jahren war auch erst einmal Entwarnung, und dann stieg es rasant an." Das Problem: Mühringen hängt nicht nur vom Pegelstand der Eyach ab, sondern auch von zahlreichen kleineren Zuflüssen, wie Fuhl erklärt.

Dass man nach dem Jahrhunderthochwasser 2013 jetzt immer noch mit so großer Sorge die Lage in Mühringen beobachten muss, ist für Fuhl nicht nachvollziehbar. Das Regierungspräsidium Karlsruhe hatte laut Fuhl versprochen, bis zum Herbst 2017 grünes Licht für die Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser zu geben. "Uns wird es unheimlich bei jedem Wasseranstieg. Wann schafft es das RP endlich, die notwendige Unterschrift zu leisten?" "Doch leider ist mal wieder nichts passiert", sagt eine verärgerte Ortsvorsteherin. Auch die Stadt Horb hat noch keine neuen Informationen. "Die Stadtverwaltung wartet weiterhin auf die vom Regierungspräsidium für den Herbst 2017 zugesagten Vereinbarung", sagt ein Pressesprecher auf Anfrage. Ohne die geht es nicht weiter. "Den baulichen Hochwasserschutz kann eine Kommune nicht alleine bewerkstelligen. Daher sind wir auf die Vereinbarung mit dem RP angewiesen. Als Stadt werden wir jedoch die notwendigen Maßnahmen mit Planungs- und Finanzmitteln flankieren." Der Schwarzwälder Bote fragte am Donnerstag vergeblich beim RP an. Eine Auskunft, woran es noch immer hakt, konnte so schnell nicht gegeben werden.

Laut Fuhl könnte es mit den Planungen sofort losgehen, sobald das RP grünes Licht gibt. Das beauftragte Planungsbüro in Tübingen stehe parat. Wenn die Planungen stehen, kommen die Grundstücksverhandlungen. Die Ortsvorsteherin rechnet mit insgesamt zwei bis drei Jahren, bis der Hochwasserschutz realisiert ist.

Die Mühringer seien nervös, berichtet Fuhl. "Es hat schon mehrere Gespräche gegeben." Die besonders gefährdeten Hausbesitzer wissen, was das nächste Hochwasser bedeuten würde. Wieder Wasser im Keller und hohe Kosten, auf denen sie selbst sitzen bleiben. Ihre Versicherungen hatten nach den Ereignissen 2013 alle gekündigt. Neue Versicherungen waren nicht zu finden. "Das ist für uns in Mühringen auch für die Weiterentwicklung des Orts ein Problem. Wir haben viele Wohn- und Bauanfragen, weil wir eigentlich autobahnnah sind und es trotzdem sehr ruhig in Mühringen ist. Aber niemand würde eine Investition in gefährdeten Gebieten ohne Hochwasserschutz riskieren. Wie sollen wir unseren Ortskern ohne Hochwasserschutz sanieren?"

Und es gibt noch eine neue Sorge. "Im Moment gibt es keinen Betreiber für die Mühringer Turbine. Wenn die Turbine nicht sachgemäß bedient wird, dann haben die Leute Kanalhochwasser", erzählt Fuhl. Man habe einen neuen Pächter für dieses Grundstück. "Und der hat davon wenig Ahnung." Deswegen habe sie sich auch mit dem Landratsamt in Freudenstadt in Verbindung gesetzt. Das Landratsamt antwortete unserer Zeitung: "Laut unserem Amt für Wasserwirtschaft und Bodenschutz ist der neue Pächter informiert, dass er den Schütz hochfahren muss bei entsprechendem Wasserpegel, damit hier nichts passiert."

Die Stadt informiert auch über die Situation am Neckar: "Die Hochwasserprognosen beziehen sich derzeit überwiegend auf den Bereich und das Einzugsgebiet des Neckars und den Abfluss aus den Höhenlagen, zum Beispiel über die Glatt. Daher ist auch der Neckarpegel bereits seit den letzten Tagen unter genauerer Beobachtung von Seiten der Stadtverwaltung beziehungsweise der Feuerwehr, um gegebenenfalls dann umgehend Maßnahmen treffen zu können, sollte der Pegel weiterhin ansteigen." Die Feuerwehr sei auf ein mögliches Hochwasser bei steigenden Pegelständen vorbereitet.

Fast fünf Jahre ist es her, dass Mühringen ein Jahrhunderthochwasser hatte. Wer es im Juni 2013 hautnah erlebte, der vergisst diese Bilder nicht. Versicherungen haben daraufhin die Verträge gekündigt, neue können die Mühringer nicht abschließen. Fast fünf Jahre – und vom Regierungspräsidium Karlsruhe gibt es immer noch kein grünes Licht für den Aufbau des Hochwasserschutzes. Im vergangenen Herbst sollte es endlich so weit sein. Doch geschehen ist: nichts! Eine Antwort konnte das RP auf Anfrage am Donnerstag "auf die Schnelle" nicht geben. Das Klischee von den "bürokratischen Mühlen" ist ziemlich abgedroschen. Und doch fällt nichts anderes dazu ein. Wenn das RP nicht endlich Gas gibt, könnte Mühringen vielleicht bald wieder richtig baden gehen. Fast fünf Jahre – in dieser Zeit hätte schon viel passieren können. Nein, müssen!