Horbs Steinmetzmeister Jürgen Poppitz zeigte Schülerinnen des MGG seinen Arbeitsplatz am Turm der Hechinger Stiftskirche. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder-Bote

Nachwuchs: Sechs Mädchen vom Martin-Gerbert-Gymnasium schauen in schwindelerregender Höhe, was ein Steinmetz leistet

Erst die glitschigen Holzstufen rauf, dann rein in den Korb des Bauaufzugs. Kichernd wird ein Kreis gebildet und sich umarmt. Denn: Beim "Girls Day" geht es für sechs Mädels ganz hoch hinauf – 60 Meter zum Turm der Stiftskirche Hechingen!

Horb/Hechingen. Horbs Steinmetzmeister Jürgen Poppitz macht zum ersten Mal beim "Girls Day" mit: "Wir haben absolute Nachwuchsprobleme und suchen dringend Azubis. Deswegen habe ich Mädchen vom Martin-Gerbert-Gymnasium (MGG) eingeladen, die Arbeit eines Steinmetz hautnah zu erleben." Getraut haben sich Isabel, Lucie, Saskia, Marie, Daria und Flo aus der Klasse 6a. Morgens durften sie in der Werkstatt von Poppitz in Bildechingen ein Herz ausklopfen – Geschenk zum Muttertag. Dann packt Poppitz die Mädels in seinen Landrover, und ab geht es nach Hechingen. Hier ist der Steinmetzmeister dabei, mit einer Arbeitsgemeinschaft die kaputten Sandsteine auszutauschen. Insgesamt 130 Tonnen Material.

Der Aufzug geht in die Höhe. Poppitz: "Marie, geht es?" Denn: Das Mädchen hat Höhenangst. Doch die Schulkameradinnen nehmen sie im Kreis in die Mitte und halten sich aneinander fest. Einige kichern.

Poppitz zeigt während der Fahrt auf die abgeplatzten Steine: "Das ist Stubensandstein. Der heißt so, weil er vor dem Herd war. Einmal im Jahr wurde die Oberfläche abgekratzt und mit dem Steinmehl dann die Stuben geputzt."

Endlich oben. Marie schaut zwar etwas ängstlich, aber Flo bleibt bei ihr. Der Rest der Gruppe geht rum um den Turm. Hier sind die Kollegen von Poppitz dabei, einen Teil der Steine mit dem Meißel kaputt zu machen, der Kollege passt gerade nebenan einen Ersatzstein ein. Alle auf dem Gerüst und den Brettern, die die Zwischenräume abdecken. Dazwischen geben schmale Lücken den Blick in die Tiefe frei.

Saskia schaut runter, sagt: "Mir macht das nichts aus. Bei meiner Kommunion sind wir einen Kirchturm hochgestiegen – innen die Treppen hoch." Dann geht es wieder runter. Auch Marie wirkt jetzt ganz entspannt. Vor allem, weil sie jetzt mit ihren Schulfreundinnen die Steinherzen noch einmal fürs Foto zeigen darf. Das Mädchen sagt: "Es war echt gut." Ob einer der sechs MGG-Schülerinnen mal Bock auf Steinmetz hat? Sie grinsen nur. Poppitz: "Durch die vielen Werkzeuge ist die Arbeit nicht mehr ganz so schwer wie früher. Ich hatte auch schon eine Azubine – Mädchen oder Frauen sind in diesem Beruf einfach kreativer."