OB sieht keine Gründe für Planänderung beim Einkaufszentrum

Horb. Oberbürgermeister Peter Rosenberger reagiert auf die Kritik von Ex-Stadtrat Peter Haipt an der Datengrundlage, auf der das Einkaufszentrum geplant wird (siehe oben), und berichtet von Trends, die ihm Hoffnung machen.

Herr Rosenberger, verstehen Sie Herrn Haipt, der sagt, dass die Datenbasis angestaubt ist?

Nein. Ein klares Nein. Die Expertenmeinung ändert sich ständig, wenn Sie zehn Fachzeitschriften lesen, haben Sie zehn unterschiedliche Meinungen dazu, wie sich der Einzelhandel entwickelt.

Das letzte Gutachten stammt von 2009. Besteht da nicht der Bedarf, auch mal neue Informationen in die Planung einzubeziehen?

Das Gutachten bezieht sich auf die Horber Defizite. Ich kann nicht erkennen, dass sich der Horber Handel zwischenzeitlich anders aufgestellt hat. Eine Aktualisierung findet allerdings insofern statt, dass wir jeden Tag in Horb und damit nah am Markt sind. Auch der Investor ist nah am Markt. Wenn Herr Haipt auf Städte mit 30 000 bis 60 000 Einwohnern verweist, müssen wir uns fragen: Mit wem vergleicht er uns? Horb ist kleiner.

Aber auch die Gesellschaft für Konsumforschung prognostiziert eine Zunahme des Onlinehandels und damit verbunden einen Rückgang des Einzelhandels.

Diese Prognosen beziehen sich vor allem auf Zentren, die einen starken Außeneinfluss haben, die also viele Leute aus dem Umland anziehen. Davon können wir in Horb leider keineswegs reden. Wir haben im Moment eine Unterversorgung. Wir müssen erst mal die eigene Bevölkerung mit Angeboten des Handels versorgen, bevor wir uns darum sorgen, dass nicht genügend Leute aus dem Umland herströmen könnten.

Das heißt, das Gutachten wird nicht aktualisiert?

Nein. Das Gutachten bleibt bei seinem Stand von vor fünf Jahren. Schon damals hat es die strukturellen Defizite aufgezeigt, aus denen wir rauskommen müssen. Es ist schade, dass wir uns an Defiziten orientieren müssen, aber es ist nun mal so. Selbst wenn wir die von Herrn Haipt genannten 30 Prozent Rückgang berücksichtigen, haben wir immer noch deutlich zu wenig Angebotsflächen. Von der Qualität der bestehenden innerstädtischen Flächen ganz zu schweigen. Es gibt positive Beispiele wie das Modehaus Schönfeld, bei dem das Gebäude so hergerichtet ist, dass es zum Einkaufen einlädt. Direkt daneben gibt es ein deutliches Negativbeispiel.

Im Moment hinkt die Stadt einer guten Versorgung hinterher. Besteht die Gefahr, dass das Einkaufszentrum erst dann kommt, wenn der Einzelhandel auf dem absteigenden Ast ist?

Wir hinken der optimalen Versorgung seit Jahrzehnten hinterher. Was uns fehlt, sind zeitgemäße Großflächen. Denn das ist ein anderer Trend, der in vielen Fachzeitschriften thematisiert wird: Weg von der Kleinfläche. Bisher konnten wir keine großen Flächen bieten. Darum geht es mir jetzt primär. Es war richtig, dass sich die Stadt die Grundstücke gesichert hat und ein Konzept aus einer Hand entwickelt. Herr Haipt müsste uns dafür eigentlich loben.

Von Gemeinderat Hans-Peter Saur (CDU), der das Gremium verlassen hat, gab es Kritik daran, dass die Inhalte zweitrangig sind.

Ich bin enttäuscht, dass Saur jetzt aussteigt. Zu sagen, der Investor habe die inhaltliche Ausrichtung des Einkaufszentrums allein in der Hand, ist eine Falschaussage. Der Gemeinderat darf doch über die Inhalte entscheiden, die der Investor vorlegt. Wir erwarten für die Novembersitzung erste Ergebnisse. Es folgt eine Abwägung. Der Gemeinderat kann zu aufgebotenen Händlern Ja oder Nein sagen.

Das Szenario, das Haipt entwickelt, würde eine Alternativplanung empfehlenswert machen.

Wir werden von den Gegnern des Einkaufszentrums immer wieder auf eine Alternativplanung angesprochen. Die wäre aber mit sehr hohen Kosten verbunden, und wir müssten wieder von vorn beginnen.

Begleiten irgendwelche Experten den Prozess, in dem sich die Stadt befindet?

Natürlich. Wir finanzieren den Citymanager mit. Zudem haben wir haben einen Wirtschaftsförderer und besuchen Fachmessen, etwa die Exporeal (Anm. d. Red.: Fachmesse für Immobilien und Investitionen). Im Einzelhandel ist vieles in Bewegung. Amazon macht zum Beispiel zunehmend Läden auf. Ich sehe auch positive Trends.

u Die Fragen stellte Lena Müssigmann.