Fröhliche Gesichter am Wahlabend: Mannheims CDU-Chef Nikolas Löbel geht voran. Peter und Janet Rosenberger folgen in die "Wahlkampf-Arena". Foto: Lück

Horber Noch-OB kann nur punkten, wenn Christopher Probst nicht zur Stichwahl antritt. Mit Kommentar

Mannheim/Horb - Der überraschend starke Wahlerfolg von Peter Rosenberger bei der OB-Wahl in Mannheim. Er selbst bezeichnet ihn als Etappensieg.

Ob er eine Chance hat, wird heute klar. Denn: Am Montagabend tagte der Vorstand der Freien Wähler von Mannheim. Zieht deren Kandidat Christopher Probst seine Kandidatur für die Stichwahl zurück, dann hat Rosenberger eine Chance gegen Amtsinhaber Peter Kurz (SPD) Christopher Probst von der Mannheimer Liste (Freie Wähler) ist der "Königmacher". Er hatte im ersten Wahlgang 15,9 Prozent geholt.

Zieht Probst zurück, wird es spannend. Dann würde das Duell in Mannheim auf Peter Rosenberger gegen den Amtsinhaber Peter Kurz (SPD) hinauslaufen – auch wenn jetzt noch neue Bewerber auf den Zug aufspringen könnten.

Entscheidet sich Probst auch noch, seine Wähler dazu aufzufordern, ihre Stimme Peter Rosenberger zu geben – dann könnte es ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen geben.

Am Wahlabend in Mannheim hatte Horbs Noch-OB Peter Rosenberger den Königsmacher umworben: "Ich gratuliere Christopher Probst, der ein sehr gutes Ergebnis erzielt hat. Zusammen können wir etwas in Mannheim bewegen." Gestern sagte Rosenberger im Gespräch mit unserer Zeitung: "Ich habe Herrn Probst zu einem Gespräch eingeladen." Rosenberger und Probst holten gemeinsam 49,7 Prozent der Stimmen. Amtsinhaber Kurz lediglich 46,8 Prozent.

Und das, obwohl die SPD kurz vor der Wahl offenbar noch einmal Panik bekommen hatte. Wie Mannheims CDU-Chef Nikolas Löbel berichtet, wurden am Samstag und Sonntag von der SPD noch Brötchen mit Wahlwerbung an die Haustüren gehängt. Löbel: "Sogar in Gebäude der stadteigenen Wohnungsgesellschaften. Dabei stellt sich natürlich die Frage, wie die da reingekommen sind..." Doch der "rote Brötchen-Trick" hat die Wähler offenbar nicht an die Urne gelockt. Mit nur 30,7 Prozent Wahlbeteiligung lag die OB-Wahl 2015 noch einmal um knapp sieben Prozent unter der vor acht Jahren. Damit hatten offenbar Mannheims CDU-Chef Löbel und Peter Rosenberger kalkuliert. Zwar bekam Rosenberger mit 24 094 Stimmen gut 1000 weniger als der 2007er-CDU-Kandidat Ingo Wellenreuther. Amtsinhaber Peter Kurz dagegen sackte aber von 39 657 Stimmen in 2007 auf 33  324 Stimmen ab – ein Minus von über 6000 Wählern.

Kein Wunder, dass sich Mannheims CDU-Chef Löbel bestätigt fühlt. Auf der Wahlparty der CDU im "Andechser" sagt er stolz zum Schwarzwälder Boten: "Was meinen Sie, wieviele Anrufe ich aus der Landes-CDU bekommen habe? Da waren jede Menge Gratulationen darunter. Die Kandidatur vor Peter Rosenberger zeigt, dass unsere Partei durchaus auch das Potenzial hat, in den Großstädten zu gewinnen."

Die SPD wirkte am Wahlabend sehr geschockt, und die CDU fühlt sich im Aufwind. Hardy Prothmann, Chefredakteur des "rheinneckarblog": "In der Stadt brennen sozusagen sehr viele kleine Feuer. Amtsinhaber Peter Kurz leidet noch unter den finanziellen Erblasten, die unter seinem Vorgänger Gerhard Widder aufgetreten sind. Deshalb vermissen so manche die klassische SPD-Politik."

Laut Prothmanns Wahlanalyse sei der "Etappensieg" des bürgerlichen Lagers aus Mannheimer Liste und CDU auch daraus zu erklären, dass in den rot-grünen Hochburgen der Stadt wie Neckarstadt oder Innenstadt die Wahlbeteiligung weiter eingebrochen ist. Prothmann: "Da sind wohl die Wähler vor Ort nicht dem Aufruf von Rot-Grün-Links gefolgt, Peter Kurz zu wählen."

Fakt sei auch, so Prothmann: "Dass Mannheim SPD-Stadt ist, gehört angesichts der letzten Wahlergebnisse zur Legende. Die SPD und die CDU haben sich bei den Kommunalwahlen in der Prozenten immer mehr angenähert. Die SPD holte 2014 27,3 Prozent, gefolgt von der CDU mit 26,3 Prozent und den Grünen mit 16,3 Prozent. SPD und CDU haben damit im Trend der letzten Wahlen klar verloren."

Fakt ist auch: Wenn sich der "Königsmacher" Christopher Probst von der Mannheimer Liste entscheidet, auch in der Stichwahl am 5. Juli anzutreten, dürfte Rosenberger kaum eine Chance in Mannheim haben. Denn in dieser Stichwahl wird der zum OB gewählt, der insgesamt die meisten Stimmen hat. Am Sonntagabend sagte Probst noch nicht, wie er denkt, zu entscheiden. Er verwies lediglich auf die Vorstandssitzung Montag abend.

Für Rosenberger beginnt jetzt so oder so noch einmal eine heiße Wahlkampf-Phase. In dieser Woche sei er noch Mittwoch bis Freitag im Horber Rathaus. Danach werde er sich wohl zwei Wochen Urlaub nehmen. Das sei mit seinem Stellvertreter, Bürgermeister Jan Zeitler (SPD), so abgesprochen. "Er hat mir seine Unterstützung zugesagt." Eigentlich hatte Rosenberger angekündigt, seinen Jahresurlaub dafür zu opfern. Nun überlegt er aber, ob er dafür nicht unbezahlten Urlaub nehmen soll. Ein halbes Jahr dann ganz ohne Urlaub sei vielleicht doch etwas hart, so das Fazit im "Familienrat". Nährboden für den SPD-Protest? Die Gemeinderatsfraktion hatte bereits nach den Präsenzzeiten des OB gefragt. Rosenberger sieht das nicht: "Ich finde es ehrlicher, wenn ich das so mache, als mich irgendwie durchzuschlängeln. Außerdem spart die Stadt dadurch sogar Personalkosten. Und es ist alles mit meinem Stellvertreter abgestimmt."

Kommentar: Mehr Klarheit

Von Florian Ganswind

In einem undurchsichtigen Wahlkampf ist endlich etwas Klarheit eingekehrt: Peter Rosenberger hat tatsächlich eine Chance, Oberbürgermeister von Mannheim zu werden. Bis zur ersten Wahl am Sonntag wusste man nicht, wo der Horber OB in der Gunst der Wähler seiner Heimatstadt steht. Nun weiß man: Rosenberger kann auch in Mannheim mit seinem Charisma punkten. Er benötigt nun aber die Unterstützung seines bisherigen Kontrahenten Probst, um Amtsinhaber Kurz abzulösen. Für Horb bedeutet das: Falls Probst zurückzieht, muss man sich tatsächlich Gedanken machen, ob es bald zur Suche nach einem neuen OB kommen wird. Und klar ist: Die kommenden drei Wochen wird man Peter Rosenberger noch weniger in der Stadt sehen. Der Horber OB wird dafür seinen Jahresurlaub oder unbezahlten Urlaub in Anspruch nehmen.