Im Inneren des Turmes fanden Führungen statt. Foto: Hopp

Kultur- und Museumsverein führt durch den Ringmauerturm. Zahlreiche Interessierte kommen.

Horb - Wer am Sonntag mehrere Schüsse im Bereich Altheimer Straße in Horb hörte, der brauchte nicht zu erschrecken, denn der Kultur- und Museumsverein Horb feuerte anlässlich des internationalen Museumstags am Tag der offenen Turmtür im inneren Ringmauerturm einige Mal eine Hakenbüchse ab.

Vier Mal führte Joachim Lipp, Vorsitzender des Kultur- und Museumsvereins Horb, durch den mit einem Reiterbild gekennzeichneten Turm. Wer genau zuhörte und ein gutes Zahlengedächtnis hatte, konnte einige Daten zur 1480 fertiggestellten Ringmaueranlage mitnehmen. Die Teilnehmer der kostenfreien Führung erklommen den 18,30 Meter hohen Turm, in dessen Inneren es am sonnigen Sonntag kühl war. Einige Tafeln zeigten die Geschichte der ehemals reichen Stadt Horb auf. Im Mittelalter hatten die Tuchweber Horb zu einer prächtigen Stadt erstrahlen lassen. "Luther beendete das", erklärte Lipp. Katholische und Evangelische hätten später nicht mehr beieinander eingekauft. So seien bereits damals Sparmaßnahmen nötig gewesen, weshalb einige stadtbildprägende Gebäude verfielen, verkauft oder abgerissen wurden.

Auf einigen Tafeln zeigte Lipp, wie die Horber Stadt früher von Türmen, Toren und Mauern geprägt war. Neben dem Ihlinger Tor, dem Mühlener-Turm, dem Pfennig-Turm und dem Buß-Turm erfuhren die Zuhörer mehr über das Gaistor. Der Pfennigturm, in dem sich einst die Stadtkasse befand, verschwand aus dem Stadtbild. Auch der Bußturm wurde 1715 abgerissen, weil er Schatten auf das Grundstück der Franziskanerinnen geworfen hatte. Vor jedem Stadttor habe sich ein Zwinger befunden. Der Torwärter gehörte zu den unehrlichen Leuten, mit denen man nichts zu tun haben wollte, weshalb sich seine Behausung ebenfalls am äußeren Rand befand.

In einer Vitrine sahen die Teilnehmer des Rundgangs eine Steinkugel, mit der ordentlich Löcher in so manche Festung geschlagen wurden. Vor allem das 15. Jahrhundert sei ein "fehdenreiches" gewesen, in dem Horb von Feinden umzingelt war. 1422 wurde der Schütteturm gebaut, damit man weit sah und den Feind erkennen konnte. War dieser unterwegs, zogen sich die Bevölkerung der näheren Umgebung und die Horber Bürger auf die üppig vorhandenen Flächen hinter der Stadtmauer zurück. Mit großen Augen schauten sich die Zuhörer den Spionageplan, der im Stuttgarter Stadtarchiv gefunden wurde, an. Jakob Pagel kannte diesen schon, doch er hörte gespannt zu. Der Horber hoffte, noch die eine oder andere Information zu bekommen.

Die Teilnehmer der Führung fragten nach, warum der heutige Bach, der über die Altheimer Straße einfließt, nur noch ein Rinnsal sei. Sie erfuhren, dass ein Großteil des Wassers außerhalb versickere. Die Horber hätten früher auch keine Angst vor dem Hochwasser durch den Neckar gehabt, denn dessen Gefahr kannten sie. Aber der Bach sei heimtückisch gewesen.

Je weiter die Gäste im Turm nach oben stiegen, desto mehr erfuhren sie über die Architektur des Ringmauerturms. Einige Balken waren noch von früher erhalten. "Die sind jetzt 570 Jahre alt", brachte Lipp die Zuhörer zum Staunen. Diese wollten wissen, ob die Balken aufgrund ihrer glatten Oberfläche abgeschliffen worden seien. Der Vorsitzende verneinte.

Nachgebaut wurden einige spätmittelalterliche schwere Hakenbüchsen, die am Tag der offenen Turmtür zum Einsatz kamen. Helmuth Thumm befüllte eine der Hakenbüchsen, die günstiger gewesen sei als eine Armbrust. Die rote Farbe machte sie von Weitem erkennbar, und so hätte schon mancher die Flucht ergriffen. Von Weitem sei sie nicht nur zu sehen, sondern werde sie einmal abgefeuert, könne man sie auch riechen. Oft wurden Nägel und Steinsplitter mitabgefeuert, doch die Gäste mussten keine Angst haben. An diesem Sonntag füllten sie die Experten mit Mehl.

"Heute hat es schon ein Querbalken nicht überlebt", sagte Lipp und zeigte auf zwei Holzteile, die beim Rückschlag der historischen 35 Kilogramm schweren Waffe kaputt gegangen waren. Die Gäste hielten sich die Ohren zu und waren begeistert, als nach dem Abfeuern ein weißer Nebel den Raum erfüllte. "Deshalb waren oben Fenster", berichtete Lipp, dass der Pulverdampf in der Behausung des Turmwächters nach außen dringen konnte. Der Turmwächter war ein armer Tropf, stellten die Zuhörer fest, denn er musste im Obergeschoss seinen Dienst leisten und hatte doch eine spärliche Behausung. Begeistert aufgrund der vielen Informationen machten sich die Teilnehmer des Tags der offenen Turmtür auf den Heimweg, dankbar, einen Teil der Horber Stadtgeschichte erfahren zu haben.