Auf großes Interesse ist die Gemeinderatssitzung beim Thema "Hau und Holzwiese" gestoßen. Foto: Lück

Diskussion um "Hau und Holzwiese": Mehrere Stadträte äußern sich skeptisch zu weiterer Planung.

Horb - So voll war der Sitzungssaal noch nie! Über 200 Bürger des Ahldorfer Aufstands haben sich im großen Halbkreis vor dem Feuerwehrhaus postiert. Nicht alle passen in den Saal, sodass viele auf dem Flur der Debatte um das geplante Gewerbegebiet lauschen müssen.

Nach 105 Minuten ist die Debatte vorbei. Es wird deutlich: Die Skepsis im Gemeinderat über das Abholzen des Hau für ein geplantes Gewerbegebiet wird offenbar immer größer.

OGL-Gemeinderätin Elisabeth Schneiderhan: "Es ist falsch, weiter Geld in die Untersuchungen für das geplante Gewerbegebiet zu stecken. Die Stadt geht mit 7,2 bis 8 Millionen Euro in Vorleistung. Keiner weiß, wie hoch die wirklichen Kosten sind. Es ist wichtig, dass kein weiteres Geld in das Projekt gesteckt wird."

Michael Keßler, CDU-Fraktionschef: "Für mich persönlich ist die Frage, wie man damit umgeht, dass 82 Prozent der Eigentümer nicht verkaufsbereit sind. Das ist ein starkes Signal. Es geht um eine grundsätzliche Ablehnung. Eigentümer und Bürger haben ein feines Gespür, für welche Projekte sie ihre Fläche zur Verfügung stellt. Dieses Signal sollte man respektieren. Die zentrale Frage, wie man mit dem Eigentum umgeht, wurde in der Fraktion intensiv diskutiert. Das Bild ist uneinheitlich. Ein Teil sagt: Ein Verfahren, welches eine gesetzliche Umlegung bedeutet und damit eine Teil-Versteigerung von Flächen ohne Einwilligung der Eigentümer – das würde ich und ein Teil der Fraktionen nicht akzeptieren. Die jetzt vorliegenden Fakten sagen mir, dass man kein weiteres Geld für Gutachten ausgeben sollte und die Sondierung an dieser Stelle beenden sollte."

Silke Wüstholz (FD/FW): "Ich möchte an dieser Stelle sagen, dass ich mich der Meinung des Kollegen Keßler anschließe."

Donnernder Applaus der BI-Mitglieder.

Denn: Bisher hat das Rathaus nur einen Flickenteppich für das Gewerbegebiet zusammen, wie es selbst zugibt.

SPD-Fraktionschef Thomas Mattes: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Sinn macht, die Planung für dieses Gewerbegebiet bis zum Ende durchzuziehen. Meine Zweifel überwiegen!"

ULH-Fraktionschef Hermann Walz: "Wir bringen hiermit einen Antrag ein, sämtliche Aktivitäten zur weiteren Planung des Gewerbegebiets einzustellen. In Berlin an der Causa Maaßen sieht man doch, dass wir noch eine lebendige Demokratie haben und dass man sich während einer Entscheidungsphase mal einem demokratischen Wandel widmet."

OB Peter Rosenberger betont dagegen, dass zunächst der Ältestenrat des Gemeinderates die Gremiendiskussion bewertet, die Gutachten und alle Fakten prüft. Und dann entscheidet, wie es weitergeht. Rosenberger: "Der Gemeinderat hat seit Jahren darüber diskutiert, warum wir so wenig Gewerbeflächen haben. Dann wurden wir als Verwaltung beauftragt, die Potenzialfläche in Ahldorf zu prüfen. Wir machen dies wie in allen anderen Bebaungsplanverfahren auch – mit einem Zwischenbericht. Es ist nicht peinlich, wenn sich ein Rathaus und ein Gemeinderat um das Thema Gewerbegebiete, Arbeitsplätze und Zukunft kümmert. Irgendwann darf das Gremium natürlich Weichen stellen. Ich bin davon überzeugt, dass wir in den nächsten Jahren zusätzliche Gewerbeflächen brauchen. Auch wenn ich jetzt formell der schwarze Peter bin."

FD/FW-Fraktionschef Alfred Seifriz: "Es muss doch erlaubt sein, dass Horb Prüfungen für ein Gewerbegebiet anstellt. Die Plädoyers, weiterzumachen oder aufzuhören, sind zum jetzigen Zeitpunkt völlig zum falschen Termin angebracht. Wenn alles auf dem Tisch liegt, wird ordentlich entschieden."

Anton Ade (FD/FW): "Wir haben die Untersuchungen beauftragt. Und ich sehe darin keinen Grund, davon abzugehen!"

Daniel Wochner (FD/FW): "In Städten werden Gewerbegebiete zu Wohngebieten umgewandelt. Die wandern nach außen. Gleichzeitig steigt der Siedlungsdruck, weil wir mehr Arbeitsplätze anzubieten haben als Arbeitsplätze. Der Auftrag für Ahldorf ist nur ein Teil – wir untersuchen in allen Bereichen. Es gilt zunächst, alles zu tun, was möglich ist, zum Ergebnis zu kommen. Vorher abzuweichen, kann ein Nachteil sein. In Bezug auf Ahldorf bin ich skeptisch. Ob wir Wald in dieser Größe opfern müssen oder ob das Gewerbegebiet an der Autobahn kleiner sein kann, das sind wir noch nicht fertig. Wir brauchen eine Entscheidungsgrundlage für alle potenziellen Standorte. Erst dann können wir schauen, wo wir Kompromisse machen müssen. Bei den Schulen wollen wir keine weiten Wege, warum bei den Arbeitsplätzen?"

Zu Beginn der Diskussion hat BI-Sprecherin Christina Nuss gut zehn Minuten Rederecht. Ihre wichtigste Aussage: "Wir haben die Bäume im Hau gezählt. 8500 sind es. Die sorgen dafür, dass das CO2 von 8500 Autos neutralisiert wird. Das sind mehr Autos, als Horb je an Auspendlern haben wird. Lassen wir den nächsten Generationen Raum für Gesundheit und Erholung. Stoppt die Untersuchungen. Investiert das Geld in die Stadtentwicklung und für die Bürger!"