Weihnachtliche Stimmung in der Geriatrie: Schülerin Lisa Ruf mit einer Patientin. Foto: Hopp

Zimmer sind fertig. KLF-Geschäftsführer Mast im Gemeinderat. Immer noch unklar: 24 Stunden-Notfallversorgung.

Horb - Wenigstens die Betten des über 13 Millionen Euro teuren Umbaus des Krankenhauses sollen bald voll sein: Am 7. Januar soll die geriatrische Reha im Hospital zum Heiligen Geist endlich starten.

Geriatrie

Das sagte Peter Mast, Geschäftsführer der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt KLF im Gemeinderat: "Wir sind komplett startfähig mit der Geriatrie. Wir werden mit 55 Betten an den Start gehen."

Das ist eine gute Nachricht. Doch sie war eigentlich schon viel früher erwartet worden. Mast selbst hatte mit drei Monaten gerechnet, in denen er die Einrichtung durchverhandelt bekommt: "Das es aber acht Monate werden, damit habe ich nicht gerechnet." Am 10. Dezember hat er dann das Okay von den Kostenträgern bekommen.

Und er hofft, dass er bei einem jetzt ausverhandelten Tagessatz von 195 Euro (eigentlich waren 165 Euro im Gespräch) die geriatrische Reha wirtschaftlich betreiben kann. Mast: "Unser Ziel ist, bei einer Vollbelegung fast kostendeckend zu arbeiten."

Auch die Personalverhandlungen haben sich langwieriger gestaltet als erwartet. Mast: "Geriatrische Fachärzte sind Mangelware in Deutschland. Die höchste Gehaltsforderung, die uns von den Bewerbern präsentiert wurde, lag bei 400 000 Euro. Das zahlen wir natürlich nicht."

Trotzdem hat er es geschafft, das Team vollzubekommen. Ein Chefarzt, ein Oberarzt und zwei Assistenzärzte. Dazu stehen gut ein dutzend Physiotherapeuten zur Verfügung.

Und er hofft, dass er die Betten voll belegen kann. Mast: "Ungefähr 75 Prozent der Patienten kommen aus dem Landkreis Freudenstadt, 20 Prozent aus Böblingen. Die größten Beleger sind Freudenstadt und Nagold, dazu kommt noch Sindelfingen dazu." Und wenn die Nachfrage noch größer sein sollte, kann er sogar auf bis zu 65 Betten aufstocken.

Und während die geriatrische Reha endlich anläuft, könnten auch die beiden frisch gebauten OP-Säle bald besser genutzt werden. Laut Mast plant die KLF, sämtliche ambulante Operationen aus Freudenstadt nach Horb zu verlegen. Laut Mast ist der neue Chefarzt in der Chirurgie schon "fleißig dabei, das zu planen. Das müsste im ersten Quartal im neuen Jahr umgesetzt sein." MVZ Beim MVZ (Medizinischen Versorgungszentrum) wird es auch einige Neuerungen geben. Frauenarzt Archibald Fridrich hört auf. Auch Peter Olinczuk, einziger Durchgangs-Arzt in Horb, habe seinen Ruhestand angekündigt. Mast: "Wir haben schon eine Nachfolgerin im Gespräch, die mit 50 Prozent einsteigen würde. Dazu sind wir mit einem Physiotherapeuten und einem weiteren Arzt im Gespräch. Ich bin zuversichtlich, dass wir dort das medizinische Angebot noch ausbauen können."Die medizinische Versorgung mit Fachärzten im MVZ und der geriatrischen Reha scheint sich also für die Horber endlich zu verbessern.

Ambulante Notfallversorgung

Bei der ambulanten 24-Stunden Notfallversorgung vertröstete Mast aber die Gemeinderäte. Der KLF-Geschäftsführer: "Wir haben das alles durchgerechnet und eine Kalkulation im Aufsichtsrat und den Fraktionen vorgelegt. Die Mehrkosten für uns liegen bei 150 000 bis 200 000 Euro. Wir würden diese ambulante Notfallversorgung gerne anbieten. Wir haben aber kein Personal und keine Zulassung." Die fehlt beispielsweise auch von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Laut Mast gäbe es das Signal der KV, dass sie eine weitere Anlaufstelle für Patienten am Krankenhaus Horb "nicht finanzieren wolle". "Und ohne kassenärztliche Zulassung dürfen wir das nicht machen. Wir haben auch viele Gespräche mit niedergelassenen Ärzten geführt, ob sie einspringen würden. Die Bereitschaft ist nicht allzu groß."

OB Peter Rosenberger hakte noch einmal nach und verwies auf den Schließungsbeschluss für die Akut-Klinik in Horb und darauf folgende Diskussionen im Kreistag: "Es gab einen Vorschlag der KLF und dem Landrat, eine Anlaufstelle für Patienten in Horb einzurichten. Uns war und ist es wichtig, dass wir die auch bekommen." Mast gab zu, dass man das Thema "vielleicht falsch angepackt hat". Die geriatrischen Fachärzte könne man nicht auch nur bedingt in die ambulante Notfallversorgung einbinden. Mast: "Zwei dieser Ärzte sind dabei. Die machen aber nicht 15 Dienste im Monat, dann wären die schnell wieder weg. Auch ein MVZ-Arzt wie Olinczuk könnte da wenig helfen. Aufgrund der Arbeitszeitgesetze könnte er theoretisch auch mal Nachtdienst machen. Aber dann muss danach tagsüber seine Praxis geschlossen bleiben. Das nützt auch keinem Patienten etwas."

Die KLF wolle deshalb versuchen, "sektorenübergreifende Gespräche" zu führen. Mast: "Wir müssen mit den Ärzten aus dem ganzen Landkreis sprechen, ob sie bereit wären, in Horb im ambulanten Notdienst mit einzusteigen. Ich weiß nicht, ob wir das hinbekommen. Aber wir sollten es versuchen."

Dieter Rominger-Seyrich (SPD): "Ich habe das Gefühl, dass wir Horber schon damals im Kreistag ein bisschen beschwichtigt wurden. Weil klar war, dass die hausärztliche Notfallpraxis die Krankenhaus-Anbindung wegen der Diagnosen-Tiefe benötigt."

Mast hielt dem entgegen: "Wir haben schon immer kommuniziert, dass dieser Notdienst nur auf Hausarzt-Ebene möglich ist. Ich kann die Emotionen der Horber da aber nachvollziehen."

Strahlenpraxis

Und was ist mit der Strahlenpraxis, die im Keller entstehen soll? Laut Mast haben sich während der Zulassungsprozedur die Bauvorschriften geändert. Der KLF-Geschäftsführer: "Wir musste da jetzt noch für 30 000 Euro Eisenplatten einbringen. Die Zulassung durch die kassenärztliche Vereinigung ist sicher. Das Gerät steht schon in Tübingen. Mitte nächsten Jahres geht die Einrichtung dann hier in Horb in Betrieb." Doch auch hier gibt es offenbar nur "zweite Wahl". Wie Mast im Gemeinderat zugab, ist das Strahlengerät für die Krebstherapie, welches durch die Uni-Klinik Tübingen betrieben wird, drei Jahre alt. Mast: "Wir bekommen ein drei Jahre altes Gerät. Es wird "refurbished" (generalüberholt, d. Red.). Wir bekommen ein sehr gutes Gerät."

Finanzielle Lage

Und was ist mit dem Defizit der KLF, welches die Kommunen über die Kreisumlage belastet? OB Rosenberger: "Wenn wegen der Neubaupläne die Kreisumlage steigt, dann könnte das die Stadt Horb mit ein bis zwei Millionen Euro zusätzlich belasten. Da wird die Luft in Sachen Lebensqualität in der Stadt schon ganz schön dünn. Das Thema soziale Stadt bricht uns vielleicht zusammen, und wir müssten überlegen, welche Schulen oder Kitas wir schließen müssen."

Laut Mast ist in Sachen Standort Freudenstadt noch nichts entschieden. Der KLF-Geschäftsführer: "Wir haben zwei Gutachten der Firma temaplan. Eines sagt: Wir benötigen über 50 Millionen Euro, um den Standort Freudenstadt betriebsfähig zu halten. Dazu gibt es drei Alternativen: Einen kompletten Neubau irgendwo auf der grünen Wiese, ein Anbau auf der Wiese vor dem jetzigen Standort oder eine Sanierung im Bestand. Es kommt einmal darauf an, welche Zuschüsse man vom Land für welche Maßnahme bekommt, um die Auswirkungen auf die Kreisumlage bemessen zu können: Bei der Sanierung gibt es 20 Prozent vom Land, bei einem Neubau 45 Prozent, so die Erfahrungswerte von der geplante "Super-Klinik" auf dem Böblinger Flugfeld." Insgesamt sieht er die KLF auf einem guten Weg. Mast: "Wir haben das Ergebnis um 2,9 Millionen Euro verbessert. Dies haben wir auch als 5-Jahres-Plan dem Kämmerer mitgegeben."

Patientenzahlen

Auch die Patientenzahlen steigen. Mast: "Wir steigern die Zahlen jedes Jahr um 1 bis 3 Prozent. Wir haben einen Zuwachs bei Chirurgie, Geburtshilfe und Neurochirurgie. In der Raumschaft Horb haben wir durch die Schließung des dortigen Standortes in Freudenstadt Zulauf bekommen. Damals waren es 1400 Patienten, jetzt sind wird bei 1380 Fällen in Freudenstadt von dort."

Rosenberger spielte in seinem Schlusswort auf die Hoffnung an, dass es vielleicht ein ganz neues Krankenhaus in der Nähe von Horb geben könnte: "Wir werden uns in Zukunft hoffentlich öfter treffen, um die Zukunft gemeinsam zu gestalten. Die Horber suchen nach einem Krankenhaus, welches ihr Heimat-Krankenhaus wird. Wir würden uns gerne in einer Klinik wohlfühlen, die in der Nähe ist."