Messwerte im Handarbeitsraum 400 Prozent über Richtwert / Gutachter: Baumaßnahmen unumgängnlich

Von Jürgen Lück

Horb. Die schlechten Nachrichten aus dem Schulzentrum hören nicht auf: Jetzt hat Gutachter Günter Herz im Handarbeitsraum sogar eine Formaldehyd-Belastung von 0,467 mg pro Kubikmeter Luft gemessen. Das ist fast das Vierfache des Richtwertes.

Stadtarchitekt Thomas Hellener nahm im Gemeinderat zu der neuen Entwicklung Stellung: "Das haben die neuesten Messungen ergeben. Wir haben die Möbel jetzt ausgeräumt und werden die Spanplatten entfernen. Dann machen wir eine neue Messung!"

Sondern die Möbel den für Menschen schädlichen Stoff ab? Günter Herz im Gemeinderat: "Es gibt eine Norm namens E1, die bei Holz die Ausgasung von Formaldehyd begrenzt. Leider gilt das nur für die Ausgasung. Das heißt: Ein Möbelstück kann so viel Formaldehyd enthalten wie der Hersteller es will. Er hat nur durch eine versiegelte Oberfläche dafür zu sorgen, dass wenig ausgast. Das ist ungünstig für Verbraucher." In seinem Gutachten schreibt Herz: "Hier müssen andere Ursachen wie Klebstoffe oder Lacke verantwortlich sein."

Oberbürgermeister Peter Rosenberger: "Sollte es an den Möbeln liegen, dann werden wir mit den Herstellern ins Gespräch gehen. Mit dem Ziel, dass ein Ersatz kostengünstig geht."

Auch die anderen Messwerte im Schulzentrum sind nicht gerade beruhigend: Im Rektorat der Werkrealschule wurden 0,234 mg/Kubikmeter Luft gemessen. Klassenraum 116: 0,226 mg, 101: 0,278 mg. Auch der Musiksaal ist mit 0,251 mg pro Kubikmeter Luft hoch belastet.

Hier, da ist sich Herz ziemlich sicher, ist die Ursache für die erhöhten Formaldehydwerte gefunden: Es sind die Spanplatten der abgehängten Decken und Zwischenwände. Herz: "Hier sind bauliche Maßnahmen erforderlich – da führt kein Weg drumherum."

Gemeinderat Daniel Wochner (FDP) wollte wissen, ob andere Quellen wie Putzmittel oder Teppichkleber ausgeschlossen sind. Und ob es sinnvoll sei, alle Räume auf den Richtwert der Berufsgenossenschaft von maximal 0,6 mg "herunterzusanieren". Herz: "Teppichkleber und Putzmittel sind im Vergleich zu Spanplatten als Formaldehyd-Quelle zu vernachlässigen. Ich denke, man sollten die Hauptquellen reduzieren, das bringt deutlich mehr."

Auf Nachfrage von Peter Zimmermann gab Hellener einen Überblick über die weiteren Messungen: "Die Kita und die Grundschule Bildechingen haben wir schon gemessen. In der Grundschule Horb haben wir geschaut, wo wir messen können."

Gemeinderat Dieter Rominger-Seyrich wollte wissen, ob auch andere Schadstoffe gemessen werden sollen. Herz: "Ja. Wir schauen, ob es verdächtige Materialien auf Holzschutzmittel gibt und Betonbauten aus den 1960er- und 70er-Jahren, die mit PCB belastet sein könnten. Flammschutzmittel könnten bei Teppichen eine Rolle spielen – die sind aber in Schulen selten."

Daniel Wochner lobte als Gesamtelternbeirats-Vorsitzender das bisherige transparente und richtige Vorgehen der Stadt. OB Peter Rosenberger: "Wir haben eine besondere Verantwortung für alle, die sich in unseren öffentlichen Räumen aufhalten. Das gilt besonders für jüngere Bewohner, deren Körper besonders anfällig für Formaldehyd sind."