Teilnehmende Geschäfte verkaufen keine branntweinhaltigen Getränke mehr an unter 25-Jährige. (Symbolfoto) Foto: Büttner

Stadt weitet freiwillige Aktion nun auch auf Samstag aus. Fünf Geschäfte beim Bahnhof nehmen teil.

Horb - Wer jünger als 25 Jahre ist und während der Fasnet in Horb auf der Suche nach Alkohol ist, sieht – vor allem in Bahnhofsnähe – wahrscheinlich schwarz. Denn auch in diesem Jahr beteiligen sich einige Geschäfte an der städtischen Aktion, die sogar noch einmal ausgeweitet wurde.

2014 startete das Projekt auf Initiative des Arbeitskreises "Kommunale Kriminalprävention" in Horb "zur Einschränkung des Alkoholmissbrauchs und des übermäßigen Alkoholkonsums durch Jugendliche und junge Erwachsene", wie die Stadt mitteilt. Teilnehmende Geschäfte verkauften ab diesem Jahr am Rosenmontag keine branntweinhaltigen Getränke mehr an unter 25-Jährige. Drei Jahre später – 2017 – wurde die Aktion auf den Schmotzigen Donnerstag ausgeweitet.

Und das alles sehr erfolgreich, heißt es von Seiten der Stadt: "In den letzten Jahren konnte festgestellt werden, dass die Polizei deutlich weniger Einsätze zu verzeichnen hat. Auch ist das ›Koma-Saufen‹ komplett ausgeblieben." Vor Einführung des Projekts sei es in der Fasnetszeit vermehrt zu Körperverletzungen und Sachbeschädigungen, medizinischen Notfällen aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums oder auch Verunreinigungen gekommen. "Auffällig war vor allem, dass diese in einem engen Zusammenhang mit dem übermäßigen Alkoholkonsum durch Jugendliche und junge Erwachsene standen und mit zunehmender Alkoholisierung sich auch die Zahl der Gewaltvorfälle, Straftaten und Ordnungsstörungen häuften", teilte die Stadt zu Beginn der Fasnet 2016 mit.

Dieter Popp vom Polizeipräsidium Tuttlingen kann dies bestätigen. In den Jahren vor Einführung des Projekts sei es vor allem in der Horber Innenstadt in Folge von überhöhtem Alkoholkonsum zu "ordnungsstörendem Verhalten" gekommen. Konkret würden unter diese Bezeichnung verschiedene Vergehen – angefangen mit Pöbeleien und Unruhestiftung bis hin zu Körperverletzungen – fallen. "Oft waren es aber auch nur junge alkoholisierte Leute, die durch die Gegend getorkelt sind und von der Polizei oder vom Roten Kreuz abgeholt werden mussten."

Positiver Effekt der Horber Aktion

Auch den positiven Effekt der Horber Aktion könne er bestätigen. "Für die Kollegen vom Polizeirevier in Horb ist die Verbesserung seit Einführung des Projekts spürbar" – diese Erleichterung in Zahlen zu fassen, sei allerdings schwer bis unmöglich. Popp sieht zudem noch einen weiteren möglichen Grund für die positive Entwicklung: "Heute konsumieren die jungen Leute nicht mehr so viele Alkopops wie in der Zeit, bevor das Projekt eingeführt wurde." Diese branntweinhaltigen Getränke hätten in ihren Hochzeiten viele Jugendliche und junge Erwachsene dazu verführt, sich zu betrinken, weil diese gar nicht wahrnahmen, wie viel Alkohol sie eigentlich konsumierten. Die Stadt Horb macht für den Rückgang der Polizeieinsätze vor allem ihre Aktion verantwortlich. Diese wird deshalb für die laufende Fasnetssaison nicht nur fortgeführt, sondern noch auf einen weiteren Tag ausgeweitet: Am Schmotzigen Donnerstag, 28. Februar, am Fasnetssamstag, 2. März, und am Rosenmontag, 4. März, werden junge Erwachsene unter 25 Jahren beim Kauf von hartem Alkohol in mehreren Horber Geschäften erhebliche Probleme haben. Im Einzelnen beteiligen sich in Horb die Avia-Tankstelle, Aldi, Kaufland, Rewe und Thomas Phillips in Bahnhofsnähe und auf dem Hohenberg Norma.

Was hat die Stadt dazu bewogen, das Projekt gerade auf den Fasnetssamstag auszuweiten? Die Narrenzunft Horb und der Jugendgemeinderat richten an diesem Tag mittlerweile zum zweiten Mal die Jugendfasnet "Horb steht Kopf" in der Markthalle auf dem Flößerwasen aus. "Damit wird auch der Rahmen dieser Veranstaltung so gesetzt, dass Jugendliche nicht die erleichterten Bedingungen für einen billigen Alkoholkauf vorfinden. Diese Maßnahme wird auch durch die Verkaufsstellen mitgetragen", teilt die Stadt mit. Dieses Vorgehen habe man sowohl mit dem Polizeivollzugsdienst als auch mit der Narrenzunft abgestimmt.

Nicht alle sind mit Regelung glücklich

Doch nicht alle unter 25-Jährigen sind mit der Regelung – und vor allem mit der Altersgrenze, die deutlich über den herkömmlichen 18 Jahren liegt – glücklich. Diese wurde laut Stadt aus Rottweil übernommen, genauso wie die Idee an sich. Das Konzept, das daher auch als "Rottweiler Idee" bekannt ist, nimmt nämlich vor allem die Altersgruppe der sogenannten "jungen Erwachsenen" in die Mangel. Sie seien daran interessiert, billigen Alkohol zu kaufen, weil sie durch Ausbildung oder Studium ein begrenztes Budget zur Verfügung haben. In der Folge werde nach Möglichkeiten gesucht, "außerhalb der Veranstaltungsgebiete Alkohol zu kaufen und auch zu konsumieren".

Natürlich – das weiß auch die Stadt – können sich unter 25-Jährige bereits im Vorfeld mit alkoholischen Getränken eindecken. Auf den Erfolg des Projekts habe das aber nur eine vergleichsweise geringe Auswirkung: "Ziel ist vor allem, dass an Fasnetstagen, die hinsichtlich des Alkoholkonsums von Jugendlichen allgemein als kritisch eingestuft werden – wie beispielsweise der ›Schmotzige‹ – das Kaufen und insbesondere auch das problemlose Nachkaufen von Alkoholika eingeschränkt werden soll." Mit der Aktion könne also ein Beitrag dazu geleistet werden, "den Kauf von billigem Alkohol an den Fasnetstagen zu erschweren und mit Maßnahmen gegen übermäßigen oder unkontrollierten Alkoholkonsum den Umgang mit Alkohol in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken und hierfür zu sensibilisieren".

Einen Riegel kann die Stadt dem Verkauf von hartem Alkohol an unter 25-Jährige nämlich nicht vorschieben. Die teilnehmenden Geschäfte tun dies freiwillig – und längst nicht alle Horber Geschäfte nehmen an der Aktion teil. "Wünschenswert ist natürlich, dass so viele Geschäfte wie möglich mitmachen", heißt es von Seiten der Stadt. Denn je höher die Teilnehmerzahl, desto schwerer ist es für die jungen Erwachsenen an diesem Tag ihre Getränke einfach in einem anderen Geschäft zu erwerben.