Entsteht hier der Energiepark Talheim? Zwei Firmen haben jetzt den Zuschlag für die Nutzung bundeseigenen Geländes bekommen. Foto: Hopp

Bundesanstalt erteilt zwei Unternehmen Nutzungserlaubnis für Gelände oberhalb des Ortes.

Horb-Talheim - Ein Windrad und mehrere Fotovoltaikflächen – so könnte ein Energiepark zwischen Talheim und Haiterbach aussehen. Zwei Firmen haben jetzt den Zuschlag für die Nutzung des bundeseigenen Geländes bekommen. Wie geht es jetzt weiter?

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) hat im März einem Windkraft- und ein Fotovoltaik-Unternehmen den Zuschlag für die Nutzung eines Geländes zwischen Talheim und Haiterbach (Kreis Calw) erteilt. Das teilte ein Sprecher der BImA dem Schwarzwälder Boten mit. Das bundeseigene Gelände war im vergangenen Sommer zur Verpachtung angeboten worden mit dem Ziel, dort Wind- und Sonnenergie zu erzeugen. Es gab elf Interessenten und nun zwei Gewinner. Um welche Firmen es sich handelt, wurde zunächst nicht mitgeteilt.

Sobald die Nutzungsverträge abgeschlossen sind, könnte die Planung der Energieprojekte beginnen, heißt es in der Mitteilung der BImA. Steht der Energiepark schon bald? Der Weg, bis tatsächlich ein Windrad oder Solarpark oberhalb von Talheim gebaut werden kann, ist noch relativ lang, wie die Stadtverwaltung Horb auf Nachfrage erklärt. Das weitere Genehmigungsverfahren ist den Angaben zufolge bei Windkraft und Solarenergie unterschiedlich.

Um die Aufstellung von Photovoltaikanlagen außerhalb von Ortschaften zu ermöglichen, müsste die Stadtverwaltung einen Bebauungsplan aufstellen und den Flächennutzungsplan ändern. Der Gemeinderat Horb hätte dabei das letzte Wort und müsste vorher den Ortschaftsrat Talheim hören.

B ei der Windenergie hat die Stadt zunächst weniger mitzureden. "Da planungsrechtlich im Flächennutzungsplan keine Vorrangflächen ausgewiesen werden konnten, steht umgekehrt der Flächennutzungsplan der Planung auch nicht entgegen", teilt die Verwaltung mit. Das sogenannte immissionsschutzrechtliche Verfahren, das die Auswirkungen eines Windrades auf Menschen und Tiere beurteilt, würde demnach beim Landratsamt Freudenstadt laufen. Die Stadt Horb würde an diesem Verfahren beteiligt und städtischen Gremien gehört werden.

Der stellvertretende Talheimer Ortsvorsteher Anton Ade sagte am Freitag: "Ich erwarte, dass uns ein Investor frühzeitig in Kenntnis setzt und seine Pläne vorstellt." Allerdings räumte auch Ade ein, dass die Ortschaft Talheim formal nur begrenztes Mitspracherecht bei den Genehmigungsverfahren hat. Sobald die Stadt Horb und die Ortschaftsverwaltung näheres wisse, plädiere er dafür, die Pläne öffentlich zu machen. Auch die Stadtverwaltung kündigt an, sich "zu gegebener Zeit" gemeinsam mit dem Ortschaftsrat Talheim und dem Gemeinderat intensiver mit der Thematik zu befassen.

Wie schnell und ob überhaupt die Unternehmen konkrete Planungen anstellen, ist fraglich. Ein Insider mutmaßt, dass die Investoren möglicherweise die Bundestagswahl im Herbst abwarten, weil sie unter einer neuen Bundesregierung auf bessere Förderung ihrer Investition spekulieren.

Der Horber Stadtplaner Peter Klein bezeichnet den Standort in Talheim ohnehin als "nur sehr mäßig geeignet" für Windenergie. Zu dieser Einschätzung komme er aufgrund der Daten, die im Jahr 2012 während der Aufstellung eines Teilflächennutzungsplanes Windenergie gesammelt wurden. "Konkrete Messungen zum Standort sind der Stadt aber nicht bekannt", fügte er hinzu. Anders sieht es bei der Sonneneinstrahlung aus. "Die Solareinstrahlung dürfte aufgrund der Höhenlage und der Südexposition vergleichsweise gut und vergleichbar mit dem Solarpark ›Reute‹ sein", so Klein. Ob es in Sachen Natur schutz gewichtige Argumente gegen die Energieprojekte gibt, ist noch unklar. Für den konkreten Standort liegen der Stadt nach eigenen Angaben derzeit keine naturschutzfachlichen Untersuchungen vor. Nur so viel ist bekannt: Die Heckenstrukturen im Bereich der BImA-Grundstücke seien als Biotope geschützt.

Weiter teilt die Stadt mit: "Hinsichtlich einer möglichen Windenergienutzung dürfte auch das im Jahr 2012 für die Raumschaft festgestellte Rotmilan-Dichtezentrum relevant sein." Das Gelände ist laut BImA 1,5 Kilometer vom Ort entfernt und 14 Hektar groß.

Der Talheimer Ortsvorsteher Thomas Staubitzer sprach vor Monaten anlässlich des Ausschreibungsendes vielmehr von schätzungsweise 600 Metern zwischen Ortsrand bis zum Gelände. "Wenn da Windräder hinkämen, sähe man sie vom oberen Teil des Ortes aus", mutmaßte Staubitzer damals. Das Gelände mit befestigten Wegen ist bei Spaziergängern beliebt.