Klassenraum im Schulzentrum: In den kommenden Wochen werden auch andere Schulen und Kindergärten hinsichtlich Formaldehyd überprüft. Foto: Hopp

Stadtarchitekt Thomas Hellener: "Formaldehyd-Ausdünstungen deshalb konzentrierter".

Horb - Erst hat die Stadt für viel Geld das Schulzentrum auf dem Hohenberg "energetisch" saniert. Jetzt musste OB Peter Rosenberger zugeben, dass die besonders dichten Fenster jetzt für das Formaldehyd-Problem sorgen.

Rosenberger im Ausschuss: "Bei den ersten Schadstoffmessungen im Jahr 1994 wurden die Richtwerte für Formaldehyd noch nicht überschritten. Wegen der energetischen Sanierung, bei der die Türen und Fenster abgedichtet wurden, sind die Ausdünstungen in der Raumluft konzentrierter." Rosenberger ergänzte, dass die Stadt viel investiert hat, um ein grünes, energiesparendes Schulzentrum zu haben: "Damit haben wir ein neues Problem geschaffen."

Und genau das wurde von Ausschussmitglied Peter Zimmermann (CDU) kritisiert: "Wenn man zu viel isoliert, ist das nichts. In der Grundschule wurde auch schon alles energetisch abgedichtet. Da garantiere ich, dass dort Formaldehyd gefunden ist." Auch Fridolin Weckerle forderte ein Umdenken: "Wir müssen uns die weitere Marschroute überlegen: Zahlen wir mehr für Energie oder mehr für die Sanierung insgesamt?"

OB Peter Rosenberger antwortete: "Als Privatmann würde ich sagen: Der Dreck muss raus und trotzdem muss saniert werden." Gleichzeitig musste er aber zugeben, dass die Stadt "ein Problem hätte, wenn alle 28 Kita- und Schulgebäude mit Formaldehyd belastet wären".

Ausschussmitglied Adolf Bamberger (Freie Wähler): "Im Sommer kann man sich mit Lüften gegen das Formaldehyd vielleicht noch schützen. Doch wie soll das im Winter gehen? Deshalb sollte man so schnell wie möglich sanieren. Auch deshalb, um mögliche Klagen gegen die Stadt abzuwehren."

Rosenberger trat bei dieser Forderung noch etwas auf die Bremse: "Derzeit wissen wir noch nicht, welche Maßnahmen geeignet sind. Falls wir im Schulzentrum umbauen müssen, betrifft das viele Klassen. Weil dort nächstes Jahr die Gemeinschaftsschule eingerichtet wird, haben wir ein enormes Maß an logistischen Problemen zu lösen. Deshalb macht ein Schnellschuss keinen Sinn."

Deshalb will die Stadt zunächst die nächsten Messungen im gesamten Schulzentrum abwarten. Sie sollen in der nächsten Gemeinderatsitzung am 22. Juli vorgelegt werden.

Dazu kündigte Stadtarchitekt Thomas Hellener an, dass er gemeinsam mit dem Gutachter Günter Herz "ab Montag eine Rundtour durch alle 28 Schul- und Kita-Gebäude der Stadt startet". Pro Formaldehydmessung seien gut 350 Euro fällig. Die Gesamtkosten schätzt er auf gut 20 000 Euro.

Rosenberger: "Sobald der Hauch eines Zweifels besteht, wird gemessen. Es ist nicht zu entschuldigen, wenn wir einen Raum nicht gemessen haben."

Ferner soll Formaldehyd-Gutachter Herz dem Gemeinderat Rede und Antwort stehen. Ob das Gas auch in die Bodenbeläge einzieht, wie weit es die Luft andere Räume belastet. Marianne Rebholz (Freie Wähler) forderte auch eine Aufklärung über die konkrete Gesundheitsgefahr für Lehrer und Schüler: "Wir müssen für unsere Entscheidung wissen, ob bei Überschreitung der Richtwerte des Formaldehyds nur eine theoretische Gesundheitsgefahr besteht oder eine konkrete."

Die Schulleiter im betroffenen Schulzentrum warten die Lage erst einmal ab. Heiner Kist, Rektor Realschule: "Eltern und Lehrer reagieren bisher ruhig und sachlich auf die Situation. Eine Sanierung wird aber ganz zentral ins Schulleben eingreifen. Wir haben keine Ausweichräume." Eugen Gamerdinger, Rektor der Werkrealschule: "Die ganzen betroffenen Räume in den Sommerferien zu sanieren – dazu dürfte der Zeitraum möglicherweise zu knapp sein. Eltern, Lehrer und Schüler vertrauen darauf, dass die Stadt das Angekündigte auch umsetzt."