Tobias Haase im Alten Freibad Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Musikcocktail: Tobias Haase präsentiert seine Lieder und Coversongs im Alten Freibad / Auf Kleinkunstbühnen daheim

Vor fast genau einem Jahr war Tobias Haase mit seiner damaligen Projekt-Band "Soul’Mam" Gast beim Musikcocktail auf dem ehemaligen Freibadgelände. Nun spielte er dort am Sonntag wieder – dieses Mal aber allein.

Horb. E-Piano und Stimme – mehr braucht es bei Haase nicht, um für zwei Stunden ein Gefühlschaos nach Noten bei seinen Zuhörern hervorzurufen. Der Musiker ist in Horb kein Unbekannter. Aufgewachsen in einem Teilort zog er aus, um die Welt mit seiner Musik zu beglücken. Der wirklich große Durchbruch ist ihm leider – oder zum Glück für die Gegend hier – nicht gelungen. Die große Karriere scheiterte immer an irgendwelchen Kleinigkeiten. So war zum Beispiel mit dem Management von Udo Jürgens bereits fest vereinbart, dass dieser sich das Haase-Musical "Die Neckarfee vom Wasserwehr" zumindest einmal anhört. Bevor es dazu kam, verstarb Udo Jürgens, und das Neckar-Musical verschwand wieder für lange Zeit in den Schubladen von Haases Kreativstüble.

Nun hat er die Liebesstory einer Frau aus der Horber Unterstadt zu einem Mann aus der Oberstadt, die bei einer Schlägerei im Tübinger Seufzerwald tragisch endete – die Frau ertrank im Neckar beim Wasserwehr – zumindest in der Klavierversion als Weißmuster fertig. Noch im Laufe dieses Monats soll die Platte herauskommen. Die Besucher dieses bitter-süßen Musikcocktails bekamen schon eine kleine Kostprobe daraus zu hören. Lyrische Poesie umspielt von leichten Pianoklängen lud zum Zuhören ein.

Überhaupt sind es die Eigenkompositionen von Haase, die zum Zuhören und zum Wegträumen einladen. Er versteht es sehr gut, seiner rauen Stimme den nötigen Schmelz und das Timbre zu geben, mit der er seine Botschaften transportiert. Haase, der vor etwa vier Jahren zusammen mit seiner Partnerin Jule Hopf an gleicher Stelle antrat, um den Horbern das Stocherkahnfahren als Event näher zu bringen, unterhielt bei diesem etwas anderen Musikcocktail mit der Lässigkeit des Mannes, der schon lange Jahre auf den Kleinkunstbühnen zu Hause ist.

Die erste Hälfte der Auftrittszeit widmete er mehr seinen Kompositionen, und in der zweiten Hälfte setzte er auf den Wiedererkennungswert bewährter Coverversionen bekannter Hits.

Der in Tübingen lebende Künstler beschränkte sich jedoch nicht nur auf das Nachsingen der Originale, sondern interpretierte in seinem eigenen Stil die Lieder um. Er hatte keine Notenblätter oder gar eine Setliste vorbereitet, er spielte in einer recht eigenwilligen Art einfach die Stücke, die ihm scheinbar in den Sinn kamen. Was dabei herauskam war ein wilder Mix aus unterschiedlichen Genres. Da kam "Nothing Else Matters" von Metallica ebenso über die Anlage wie Marc Cohn’s "Walking in Memphis". Schön auch seine Zugabe. Er widmete Billy Joel’s "Piano Man", mit einem deutschen Text versehen, seinen Zwillingen als Schlaflied. "Schlaft ein, seit unendlich frei – aber hört auf zu schreien."

Rund 120 Zuhörer, die meisten Freunde und Fans von Haase, erlebten einen echt hörenswerten Gig. Wenn es schon nicht mit den Kähnen klappte, so blieb die Verbindung von Haase und Horb weiterhin bestehen. Eine gute Kombi. Wer "Piano-Man" und Haase öfter hören möchte, kann dies im Schloss Café in Tübingen tun.

Weitere Informationen: www.frauhopf.de