Die Kaserne als neuer "Leuchtturm" und daneben "verbrannte Erde"? Immobilienkaufmann Manfred Bok sieht ein ähnliches Szenario. Er wirft der Stadtverwaltung vor, dass sie Unternehmen mit Dumping-Mietpreisen aufs Kasernenareal lockt und Leerstände in der Kernstadt in Kauf nimmt. Foto: Hopp

Bok kritisiert Kasernen-Vermarktung: "Rathaus macht Geschäft kaputt." Rosenberger: "Alleingang von Bok."

Horb - Macht die Stadt mit Dumping-Preisen den Immobilienmarkt in der Kernstadt kaputt? Darüber ist jetzt ein heftiger Streit entbrannt.

Manfred Bok, Vorsitzender von Haus und Grund, beobachtet die Entwicklung in der Kaserne mit Sorge. Er sagte im Pressegespräch gestern morgen: "Wenn ich höre, dass dort die Büros für drei Euro Kaltmiete vermietet werden, kann ich mir schon vorstellen, warum es 16 Leerstände in der Kernstadt gibt. Vor allem, weil diese drei Euro Kaltmiete nicht einmal die Fixkosen decken. Dazu kommt, dass bisher unklar ist, wie die Nebenkosten abgerechnet werden."

Bok befürchtet, dass die Kommune den Kasernenmietern hier auch über unklare Abrechnungen eine weitere Subventionierung gewährt. Bok: "Es gibt seit Jahren Prozesse um die Fernwärme-Preisblätter der Stadt. Der Hintergrund ist, dass die Kläger befürchten, dass öffentliche Gebäude dabei gegenüber den privaten Hauseigentümern und Immobilienbesitzern bevorteilt werden."

Fakt ist: In der Gewerbeimmobilienbörse der Stadt werden Büros mit einer Größe zwischen 20 und 3000 Quadratmeter für drei Euro pro Quadratmeter angeboten. Die Nebenkostenvorauszahlung wird mit zwei Euro pro Quadratmeter angegeben.

Laut Manfred Bok liegt die Nettokaltmiete in der Kernstadt bei mindestens fünf Euro – ohne Nebenkosten. Der Horber Haus & Grund-Chef: "Die Miete muss rentierlich sein, denn der Eigentümer hat ja auch Instandhaltungskosten."

Doch was steckt hinter diesem Streit? OB Peter Rosenberger: "Da läuft wohl ein Alleingang von Manfred Bok. Ich habe mich heute mit dem stellvertretenden Haus & Grund-Vorsitzenden Michael Langner unterhalten – der wusste nichts davon. Wir haben uns mehrmals über das Thema mit dem gesamten Haus & Grund-Vorstand unterhalten." Fakt sei, so Rosenberger: "Wir bieten die Räume in der Kaserne bewusst so günstig an, um Gründer zu unterstützen. In der Hoffnung, dass sie sich nach der wirtschaftlichen Stabilisierung dann in Horb eine andere Immobilie suchen. In sofern ist dieses Angebot Wirtschaftsförderung per excellence. Auch für die Immobilienbesitzer. In sofern müsste auch Haus & Grund ein höchstes Interesse daran haben, dass möglichst viele junge Gründer dort in der Kaserne einen Platz finden." Rosenberger verweist auch darauf, dass die Kaserne nicht nur Gründer von außen anlockt, sondern auch schon zwei Unternehmen vor Ort geholfen hat. Der OB: "Zwei Unternehmer in Notlagen konnten kurzfristig in der Kaserne unterkommen." Und was ist mit dem Vorwurf der Dumping-Miete? Wirtschaftsförderer Axel Blochwitz: "Die Mietverträge für die Kaserne sind zeitlich begrenzt. Wer länger drin bleibt, muss mehr Kaltmiete bezahlen. Dazu kommt: Der Mieter muss sich die Räume erst herrichten. Das kostet ja auch." Auch bei der Fernwärme werde nichts subventioniert. Blochwitz: "Seit letztem Winter hat jeder vermietete Raum einen eigenen Verbrauchszähler. Es wird ganz normal mit den Stadtwerken abgerechnet." Dazu gibt es laut Rosenberger keine Büroflächen in der Kernstadt. Rosenberger: "Egal, ob man in die Immobilienportale oder in die Zeitung schaut – Büros in der Kernstadt sind nicht im Angebot." Wirtschaftsförderer Blochwitz: "Das klassische Bürohaus wird in Horb nicht angeboten. Auf dem Hohenberg gibt es zwei Bürogebäude. Die belegen, dass es in der Kernstadt offenbar auch dafür keine Baumöglichkeiten gesehen werden. Dabei hat die Kernstadt Potenzial auch für Büros. Das muss angegangen werden."

Laut Blochwitz sei der Büro-Immobilienmarkt in der Kernstadt unterdurchschnittlich entwickelt: "Das führt dazu, dass es viele Büros in den Ortschaften gibt. Dabei gehören auch Büros in eine Stadt."

Er als auch OB Rosenberger appellieren an die Immobilienbesitzer: "Bitte melden Sie uns Ihre freien Gewerbeflächen. Wir unterstützen Sie!"