Leben inmitten von Trümmern: Benjamin Breitmaier hielt dieses kaum zu fassende Bild mit seiner Kamera fest. Fotos: Breitmaier Foto: Schwarzwälder Bote

Info-Abend: Benjamin Breitmaier war mit Astrid Vöhringer und Renate Müller-Djuga in Nepal / Vortrag im Kloster

"Einfach krass!" Benjamin Breitmaier, früherer Mitarbeiter des Schwabo, war mit Astrid Vöhringer und Renate Müller-Djuga in Nepal. Nicht nur, um zu trekken. Breitmaier erlebte hautnah, wie wertvoll die Hilfe ist, die das "Nepal-Schulprojekt Hilfe für Kinder" dort leistet.

Horb. Breitmaier: "Ich bin da über Renate Müller-Djuga reingerutscht. Während meiner Kindheit war Renate wie meine zweite Mutter und ihr Sohn Patrick fast wie ein Bruder für mich." Und weil Djuga – Lehrerin und kommissarische Schulleiterin – das Projekt an der Grund- und Werkrealschule Altheim mit den Schülern vorantrieb, konnte Breitmaier nicht Nein sagen. Breitmaier: "Weil ich gerne fotografiere und Nepal ein spannendes Land finde, fand ich das eine mega-geile Idee. Weil mir Renate auch so viel von der Arbeit von Astrid erzählt hat, wollte ich das ganz aus der Nähe sehen!"

Renate Müller-Djuga, die am heutigen Samstag im Kloster gemeinsam mit Vöhringer von ihrer Reise im Herbst erzählen wird, sagt: "Ich habe mit den Jungen eine Tour in das Katmandu-Tal gemacht – diese Gegend ist einfach besser erschlossen!"

Breitmaier: "Es ist schon krass, zu sehen, wie Katmandu funktioniert. Es ist eine der größten Städte und wächst völlig informell. Es gibt keine Straßenschilder, keine Ampeln und jede Menge Smog. Jeder trägt eine Atemmaske! Es gibt auch keine Müllabfuhr. Schon bei der Taxifahrt war es ein Wunder für mich, dass keiner der 50 Straßenhunde überfahren wurde, geschweige denn, dass ein Müllberg erwischt wurde."

Nächste Station: ein Hospiz. Breitmaier: "Wenn es dem Ende zu geht, werden die Menschen rausgelegt – an den Fluss. Nach dem Tod werden sie eingepackt und verbrannt – das sind bewegende Augenblicke!"

Schon in den ersten Tagen wurde Breitmaier klar: "Die Menschen in Nepal haben ein ganz anderes Verhältnis zur Zeit. Du gehst in Hinterzimmer und siehst Holzschnitzereien, die in Jahrhunderten erstellt wurden und immer wieder ergänzt wurden. Da werden über Jahrhunderte Kunstwerke geschaffen, ohne Frage nach Nutzen oder Zweck wie in unserer Leistungsgesellschaft!"

Dann ruft er das Foto mit der Wohnung unter dem halben Dach mitten in zerstörten Häusern aus seinem Laptop auf. "Das Erdbeben war im Jahr 2015. Doch zwei Jahre später ist von Reparaturarbeiten noch nichts zu sehen. Die Menschen wohnen einfach mittendrin. Oben auf den Wellblechhütten sind Container mit Wasser." Auch die Elektroinstallationen sind abenteuerlich. Breitmaier: "Da ist der Strommast, und Millionen von Kabeln sind da irgendwie angeflickt! Ein deutscher Elektriker würde wahnsinnig werden, wenn er das sieht!"

Dann geht es zu den Projekten des Hilfsvereins. Breitmaier: "Der Besuch im Behindertenheim vor Jorpati ging ganz tief rein. Nepal hat 26 Millionen Einwohner – und eine staatliche Einrichtung! Und die vom Nepal-Schulprojekt. Die Warteliste für die Plätze ist unheimlich lang. Überall, wo wir auftauchten, konnten es die Menschen nicht lassen, ihre Freude durch Gesänge oder Tänze zum Ausdruck zu bringen."

Nächste Station: Dadhikot. Breitmaier: "Astrid hatte davon gehört, dass auf dem Berg Anantalingeshwar eine heilige Stätte der Hindus ist. Das Areal sollte verkauft werden. Als die Bewohner hörten, dass Astrid auch die heiligen Stätten erhalten und sanieren will, war sie natürlich hochwillkommen!"

Klar, neben dem Besuch in den Hilfsprojekten gab es auch Tourismus-Spaß. "In Pokhara am See haben wir Cocktails geschlürft. Haben mit den Trägern eine Trekking-Tour gemacht. Klar haben wir vorher diskutiert, ob wir die das schleppen lassen können. Doch auf der Tour merkst du: Man braucht die Träger einfach, weil man es selbst nicht schafft, die ganzen Lebensmittel und Ausrüstungen mitzunehmen."

Knapp vierzehn Tage eine komplett neue Welt. Eindrücke abseits der Tourismus-Pfade. "Natürlich bist du in Nepal konfrontiert mit dem Leid. Trotzdem beeindrucken einen die Menschen durch ihre komplett andere Einstellung." Und was ist sein Eindruck von Vöhringers Hilfsprojekt? "Man kann nur das Leid weniger Menschen verringern. Trotzdem resignieren die Menschen nicht, sondern helfen, wo sie können. Sie versuchen jeden Tag, das Leben von ein paar Menschen in Nepal besser zu machen. Das hat mich beeindruckt."

Benjamin Breitmaier wird von seinen Eindrücken am heutigen Samstag ab 19.30 Uhr gemeinsam mit Nadja Lazar, Michael Heintz, Patrik und Nikolas Djuga im Kloster Horb erzählen. Renate Müller-Djuga und Astrid Vöhringer geben Einblicke in noch abgelegenere Regionen und Projekte, die man nur nach drei Tagesmärschen erreicht.