Die Zukunft des Reals in Horb ist ungewiss. Foto: Ganswind

Verkauf der Warenhaus-Kette so gut wie in trockenen Tüchern. Angestellte hoffen auf Strohhalm.

Horb - Rückt die Entscheidung nun näher, was mit dem Horber Real passiert? Der Verkauf der Kette von Metro an eine Investorengruppe soll nun in trockenen Tüchern sein. Die Horber Angestellten hoffen, zu einem auserwählten Kreis zu gehören.

Freitagmittag. Kunden, wohin das Auge reicht. Es ist Einkaufstag für das Wochenende und dazu noch Valentinstag. Real in Horb boomt. Wer das sieht, kann kaum glauben, dass dieses Warenhaus bald Geschichte sein könnte.

Doch mit den Entwicklungen am Freitag könnte dieses Worst-Case-Szenario einen großen Schritt näher gekommen sein. Auf der Jahreshauptversammlung der Metro hat Metro-Chef Olaf Koch mitgeteilt, was viele bereits erwartet hatten. "Darüber hinaus haben wir mit dem Finanzinvestor SCP Group eine kommerzielle Einigung über den Verkauf der Real GmbH erzielt", wird er unter anderem auf dem Internetportal "Chip365" zitiert.

Deutsch-russisches Konsortium will Real übernehmen und dann zerschlagen

Die kommerziellen Eckpunkte seien ausverhandelt, nur die Gremienzustimmung auf der Seite des Käufers würden noch fehlen. Das deutsch-russische Konsortium, bestehend aus x+bricks und der SCP Gruppe, will Real komplett übernehmen und – so sind sich alle sicher – zerschlagen. Die Gründe für den Verkauf: Real passt bei Metro nicht mehr ins Portfolio, denn man möchte nur noch als Großhändler agieren. Außerdem schreibt die Kette insgesamt schlechte Zahlen. Und die Mitarbeiter verdienen im Einzelhandels-Vergleich im Schnitt rund 30 Prozent mehr, das macht Real für Metro weniger rentabel.

Nun fehlen nur noch wenige weitere Schritte, um das Geschäft endgültig abzuschließen. "Damit der Deal durch ist, braucht es noch die Genehmigung der Wettbewerbsbehörden. Diese könnte bald erfolgen. Vor wenigen Wochen hatte das russisch-deutsche Konsortium die Übernahmepläne der EU-Wettbewerbskommission zur Prüfung vorgelegt", schreibt das gut informierte Verbraucherportal "Chip365".

277 Real-Märkte – die meisten stehen dann wohl vor dem "Ausverkauf". Die Experten gehen davon aus, dass die meisten Real-Märkte von anderen Ketten wie Edeka oder Kaufland übernommen werden sollen.

Für Horb sind das erst einmal keine guten Nachrichten. Denn schwierig vorstellbar, dass ein Lebensmittel-Vollsortimenter an der Stelle von Real entstehen soll. Kaufland existiert bereits am Bahnhofsareal. Und Edeka hat nicht die besten Horb-Erfahrungen gemacht.

Unter den potenziellen Käufern der Filialen deutschlandweit sollen aber auch Rewe, Lidl, Netto und die Baumärkte Toom und OBI sein. Im Anschluss würden auch andere Händler die Möglichkeit erhalten, Angebote vorzulegen. "Chip365" brachte auch TK Maxx (amerikanische Kaufhauskette mit Schwerpunkt Bekleidung) und McFit (Fitnessstudio) ins Gespräch.

Oftmals erste Anlaufstelle für Elektronik und Spielwaren

All das könnte das Portfolio des Horber Real nicht ersetzen. Für die Kunden aus Horb und Umgebung ist das Warenhaus oftmals erste Anlaufstelle für Elektronik und Spielwaren.

Doch noch hoffen die Angestellten vor Ort. Denn seit Wochen geistert die Zahl "50" durch die Medien. 50 Real-Märkte sollen noch mindestens zwei Jahre weiter existieren dürfen, wobei die genaue Zahl anscheinend noch nicht genau feststeht. "Wir können uns eigentlich nicht vorstellen, dass man den so ausgezeichnet laufenden Standort schließen wird", sagt ein Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden will. In den vergangenen Jahren habe Horb immer zu den Besten gehört, was die Zahlen aber auch die Leistungen der Mitarbeiter angehe. "Bisher hat es auch noch keine Signale gegeben, dass es bei uns in Horb schnell vorbei sein könnte."

Niemand vom Real-Team kann sich wohl so richtig vorstellen, dass man diesen "fetten Fisch von der Angel lässt", wie der Insider berichtet. Doch Ängste entstehen schon: Wenn das alles nicht reicht und auch kein anderer Anbieter sich den Horber Real angeln möchte, dann könnte das Ende ganz schnell kommen. Rund 30 Filialen sollen nämlich sofort schließen. Eines ist aber wohl klar: Wenn es weitergeht, müssen die Horber Angestellten mit deutlichen Gehaltseinbußen rechnen.