Foto: Peter Morlok

Mit Hau-Ruck und Muskelkraft Baum in Höhe gehievt. In Bildechingen haben Narren jetzt das Sagen. Mit Galerie&Video

Horb-Bildechingen - "Blockstreckerhausen" war auch am Samstagabend ganz in Narrenhand. "Viva la noche, viva la fiesta, viva l’amor" schallte es vom Lautsprecherwagen in den dunklen Abendhimmel und tatsächlich ließ das närrische Volk diese kalte Nacht und dieses Fest hochleben.

Vor dem Feuerwehrhaus lag der schön geschmückte Narrenbaum, den die "Medrach Keiler" aus dem Wald mitgebracht und für den großen Moment vorbereitet hatten. Rings um den Platz trafen sich Narren aus vielen Zünften und jede Menge Besucher aus nah und fern, die miterleben wollten, wie der stattliche Baum nach althergebrachter Tradition durch reine Muskelkraft aufgerichtet wurde.

Bis es aber soweit war, kündigte Bildechingens Verbal-Wunderwaffe "Patex" Klingenstein erstmal zur musikalischen Einstimmung die 18-Stunden-Musiker aus Sulz an, die auf Vermittlung von ASV-Vorsitzenden Thomas Maier, der dort an den Rhythmus-Instrumenten aktiv ist, vor dem Feuerwehrhaus für beste Gugga-Stimmung sorgten. Sie groovten sich so richtig ein und ließen sich auch von aufkommendem Nieselregen nicht aus der Ruhe bringen.

Unser Video vom Narrenbaumstellen zum Jubiläum:

Auch die Sieben-Hügel-Hexen der Narrenzunft Salzstetten störte die Witterung überhaupt nicht. Sie zündeten einfach mitten auf der Kreuzung vor dem Rathaus ein Höllenfeuer an und trafen sich dort zu ihrem Hexentanz. Viel Rauch, viel Gestank, viel Feuerwasser und noch mehr Spektakel boten die Hexen, die alle eine besondere Aufgabe hatten, wie ihr Hexenmeister erklärte. Währenddessen stand Ringpräsident Thomas Fischer, langjähriger Zunftmeister der Narrenzunft Salzstetten, etwas abseits mitten in der Menge und beobachte das bunte Treiben mit wohlwollendem Kennerblick. Als die Hexenbrühe dann fertig gekocht war, kam der große Moment der starken Bildechinger Narren.

Als der Platz weitläufig abgesperrt war und die Zuschauer, darunter auch viele Kinder, sicher hinter rot-weißem Absperrband postiert waren, konnte das Spektakel losgehen. Langsam wurde der Baum von den rund 20 Althexen und Keilern Stück für Stück aufgerichtet. Was von außen relativ spielerisch aussah, war in Wirklichkeit Schwerstarbeit.

Bis Aschermittwoch besetzen die Bildechinger Narren nun ihren Flecken

"Wenn da einer den kleinsten Fehler macht, dann ist der Baum kaputt", kommentiert Klingenstein das Prozedere. Obwohl sie nicht jedes Jahr einen Narrenbaum in dieser alten Technik stellen, wie einer der Verantwortlichen erklärte, und man deshalb etwas aus der Übung sei, stand der Baum unter großem Beifall der Zuschauer nach nicht einmal fünf Minuten fest verankert an seinem Platz. Er ist nun weithin das sichtbare Zeichen, dass der "Blockstrecker", die "Riedhexe" und die "Medrach Keiler" den Flecken bis Aschermittwoch besetzt, aber noch nicht übernommen, haben. Ulrich Beuter konnte seinen Posten noch halten und ist immer noch der Chef im bunten Rathaus.

Nach dieser Meisterleistung hieß es schnell Aufstellung nehmen zur Narrenpolonaise Ein echter Narrenlindwurm, bei dem die Reihenfolge der Masken und der Zünfte keine Rolle spielte, formierte sich und folgte dem Winker-Trio aus dem örtlichen Vorstand. Der Weg war klar: Es gab nur eine Richtung und die führte ins Narrendörfle. Dorthin, wo man den zweiten Teil des großen Jubiläumsabends mit viel guter Laune in Angriff nahm.

Bereits am Freitagabend haben die Narren ihren Geburtstag mit einer Sause im Zelt ausgiebig gefeiert. Dort wurde bis spät in die Nacht gefeiert.