Skurril, liebevoll und mit "humanistischem Weltbild": Peter Hintz zeigt in Galerie raum für kunst charaktervolle Bilder von Horbern

Von Peter Morlok

Horb. Punkt. Punkt, Komma, Strich – fertig ist das Mondgesicht! Ganz so einfach wie in diesem Kinderreim machte es sich der in Berlin lebende Maler, Grafiker und Zeichner Peter Hintz wirklich nicht.

Trotzdem gelingt es ihm mit schelmischer Freude und ganz viel wohlwollender Toleranz, "seine" Horber zu Papier zu bringen. Hintz setzt nicht nur einen Strich – nein, bei ihm kann man die Striche, aus denen sich jedes seiner Bilder zusammensetzt, nicht mehr zählen. "Auf einem kleinen Format sind es mindestens 4000 einzelne Striche", schätzt der Künstler selbst, glaubt aber, dass es teilweise viel mehr sind. Inspiriert zu dieser besonderen Technik wurde er schon in seiner Kindheit. "Wir hatten zu Hause einen Bildband mit Zeichnungen von Rembrandt, und ich war damals schon fasziniert von der Technik, mit der er seine Lichtstimmungen, seine Hell-Dunkel-Schattierungen, aufbaute", erzählte Hintz.

Diese Art des Malens erinnerte Glenda Kreidler, die Grande Dame der hiesigen Kunstszene und studierte Grafikerin, an die großen spanischen Zeichner von Goya bis Miro. "Was der da macht, das sieht so einfach aus und ist doch so schwer", so ihr fachfrauliches Urteil nach einem kleinen Rundgang durch die Ausstellung. Hintz selbst beschreibt es ähnlich, wenn auch viel bescheidener. "Die Bilder sehen auf den ersten Blick wie hingeworfen, wie skizziert aus – aber ich arbeite solange im Bild, bis alles passt", so sein künstlerischer Anspruch an sich selbst.

Ein Jahr lebte und arbeitete er nun im Antonie-Leins-Künstlerhaus und war somit einer der Künstler aus der "ersten Staffel", die in den Genuss dieses Stipendiums kamen, wie Galerist und Künstlerkollege Albrecht A. Bopp in seiner Begrüßungsrede zur Ausstellung "Ein Jahr in Horb" bemerkte. Für Bopp war es wichtig, dass Peter Hintz seine Arbeiten, die in diesem Jahr in Horb entstanden, am Ende dieser Zeit auch öffentlich vorstellt. "Hiersein, arbeiten, malen und nach einem Jahr einfach wieder weg sein – das kann es nicht sein", so Bopp sinngemäß, der sich freute, dass Hintz seine Spuren nicht nur im Künstlerhaus hinterlässt.

Einzig sein Vater Benno ist künstlerisch völlig unbefleckt

Hintz wurde in Freudenstadt geboren und stammt aus einem Haus voller malender Frauen. Seine 83-jährige Mutter Marianne gibt heute noch Aquarell-Kurse, und seine Schwester Anna Jakupovic kann auf eine lange künstlerische Vita zurückblicken. Einzig sein Vater Benno, der 49 Jahre Beamtentum hinter sich hat, ist künstlerisch völlig unbefleckt. Hintz durfte zu seiner Vernissage neben der Familie und vielen Horber Kunstfreunden auch eine ganze Reihe alter Freunde aus seiner Stuttgarter Zeit begrüßen.

Für Peter Hintz, dem Laudator Helmut Engisch ein humanes Weltverständnis attestierte, war diese erste Horber Ausstellung sozusagen ein Heimspiel in Eitempera, Blei- und Buntstift. Engisch, der lange Jahre als Kolumnist publizierte, lehnte sich bei seiner Einführung in Hintz’ Arbeit an die humorvolle schwäbische, "knitze" Betrachtungsweise an. Er lobte die liebevolle Sichtweise, mit der Hintz besonders Personen und Charaktere zu Papier brachte, "zu deren hervorstechenden Eigenschaften nicht gerade die Nüchternheit zählt".

Der Zeichner selbst weiß, wer die Damen und Herren mit den Flaschen sind – er verrät es aber nicht. Er stellt sie in seinen Bildern und Betrachtungen nicht bloß, sondern lässt Raum, um zwischen den Strichen das Wahre im Menschen zu sehen oder zumindest zu suchen. Bei ihm zählt nicht der erste Eindruck, sondern der unverstellte Blick auf die Geschichte hinter der Geschichte. Seine 24 Zeichnungen sind allesamt wirkliche "Debutantinnen der Illusion", wie er eines seiner Werke taufte.

Zu sehen sind die Arbeiten in der Galerie raum für kunst im Stubenschen Schlössle. Geöffnet ist die Galerie dienstags von 14 bis 18 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung.