Die alte Inkastadt Machu Picchu stellte für die Wittes das Glanzlicht bei ihrer Fahrt durch Peru dar. Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Wittes aus Betra erkunden auf dem Motorrad die Welt / Peru sorgt für das Glanzlicht in Südamerika

Horb-Betra. Seit 2010 sind die Motorrad-Weltreisenden Kati und Jens Witte auf ihrer "Tour des Lebens". In diesem Jahr nehmen sie sich Südamerika vor. In ihrem Reisebericht erzählen sie von der nächsten Etappe, die sie nach Peru führte.

Nachdem die Wittes Feuerland verlassen hatten, ging es für sie in Richtung Norden. Sie passierten einige Glanzlichter in Südamerikas, den Nationalpark Torres del Paine, den Gletscher Perito Moreno und das Fitz Roy Massiv. "Eine atemberaubende Berglandschaft, wie sie ursprünglicher kaum sein könnte", geben sich die beiden beeindruckt.

Der weitere Weg führte sie wieder durch die Einöde Patagoniens. Weites Land und ein unbeschreiblich starker Wind machte ihnen bei der Fahrt auf den teils sehr ruppigen Schotterstraßen zu schaffen. Oftmals hatten sie Mühe, das Motorrad auf Spur zu halten. In Deutschland würde bei derartigem Wind wohl niemand mit dem Motorrad auf die Straße gehen, doch in Patagonien habe man keine andere Wahl, "denn es gibt nur wenige Tage an denen der Wind nachlässt".

"Der Straßenverkehr in Peru war bislang das Chaotischste"

Nach der Einöde der patagonischen Pampa ging es zurück nach Chile. Dort empfing sie die faszinierende Bergwelt auf der Carretera Austral. Die Carretera Austral ist größtenteils eine Schotterstraße, die durch die Küstencordilliere Südchiles führt. Eine scheinbar unberührte Bergwelt mit Flüssen, kleinen Gletschern und vielen Meeresbuchten.

Weiter nördlich führte der Weg die Wittes durch die chilenische Seenlandschaft, Pucon ist hier die Touristen-Hochburg der Gegend. Zwischen Vulkanen eingebettet finden sich hier zahlreiche Seen mit Campingplätzen. "Wir konnten nicht widerstehen und haben uns dort einige Tage niedergelassen und die Seele baumeln lassen." Bei solchen Auszeiten verarbeiten die Wittes die neuen Eindrücke, um frei zu werden für neue Erlebnisse.

In Valparaiso machten die Weltenbummler Halt für einen Kundendienst, denn die Motorräder hatten schon wieder 10 000 Kilometer hinter sich. Dies erledigten sie selbst auf dem Parkplatz ihres Hostels. Über die Panamericana ging es direkt in die Atacama Wüste, die trockenste Wüste der Welt. Über 2000 Kilometer fuhren sie entlang der Küste – auf der einen Seite die Brandung des Meeres, auf der anderen Seite Sand soweit das Auge reicht. Nur wenige Städte liegen am Weg, doch das Farbenspiel der Wüste begeisterte die Wittes derart, dass sie sich ohnehin am liebsten abseits der Zivilisation aufhielten. Als sie das Wahrzeichen der Atacama Wüste – "Die Hand" – auch "Mano del Desierto" genannt – erreichten, neigte sich ihre Fahrt durch den chilenischen Teil der Atacama Wüste dem Ende entgegen. Kurz hinter Arica übertraten sie die Grenze nach Peru.

Peru begeisterte sie unter allen besuchten Ländern Südamerikas am meisten: "Peru ist sehr ursprünglich und bietet jene südamerikanische Kultur, die man erwartet. Die Bevölkerung ist stark indigen geprägt und trägt auch im Alltag vielerorts die traditionelle farbenfrohe Kleidung. Die Menschen waren uns gegenüber ausgesprochen offen und freundlich, sodass wir uns hier herzlich willkommen fühlten." Aber: "Der Straßenverkehr in Peru war bislang das Chaotischste, was wir je erlebt haben", stellen sie fest. Überall werde überholt, gedrängelt, gehupt und angehalten. Verkehrsregeln suche man vergebens. Zunächst sei das Fahren anstrengend gewesen, bis sie sich an den örtlichen Fahrstil gewöhnt hatten. Auch das Wetter in Peru machte ein wenig zu schaffen. "Wir waren etwas zu früh dran, denn die Regenzeit endet hier erst Ende März", schildern sie in ihrem Bericht. So erlebten sie heftige Regenfälle und standen vor gefluteten Ortsdurchfahrten. Viele Strecken seien in Peru nach heftigen Regenfällen unpassierbar.

Die Wittes überfuhren in Peru auch ihren höchsten Andenpass mit 4900 Metern Höhe. Eine anstrengende Fahrt. Schnee und Eiseskälte empfingen sie oben, die Straße war des Öfteren wegen der starken Regenfälle durch Erdrutsche halbseitig blockiert. Der geringe Sauerstoffanteil in der Höhe sorgte für Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Kraftlosigkeit. Keine guten Voraussetzung, wenn man mit einem vollbeladenen Motorrad unterwegs ist.

Am Titicaca See besuchten die beiden Reisenden die Uros, ein Volk, das seit Hunderten von Jahren auf selbst gebauten Schilfinseln auf dem See lebt. Die Reisenden waren beeindruckt: "Der Bau und die aufwändige Instandhaltung dieser schwimmenden Dörfer wurde uns anschaulich demonstriert und hat in uns großen Respekt vor der Leistung dieses Volkes ausgelöst. Eine wahrlich völlig andere Art des Lebens, ständig der Feuchtigkeit ausgesetzt und auch der Wind bläst hier auf dem See unbarmherzig."

Doch der Höhepunkt in Peru folgte erst noch: die alte Inkastadt Machu Picchu. Die Lage auf dem Bergkamm und die ausgeklügelte Anlage beeindruckte sie stark. "Wir sind stundenlang durch die Ruinenstadt gelaufen und haben immer wieder neue Details entdeckt." An diesem Tag blieb es trocken und es zogen nur einige Wolken durch die Täler. Diese ließen Machu Picchu in einem angemessenen mystischen Glanz erscheinen. "Ein für uns einmaliges Südamerika-Erlebnis!"