Die Horber Bahnhofsgegend als "Angst-Ort"? Für den "Spiegel" ist das Thema offenbar noch aktuell. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Spiegel-Bericht irritiert

Wer im Internet nach "Angst-Ort" sucht, findet Hinweise auf Plätze in Berlin, Oldenburg, Bonn – und Horb. So steht es in einem Bericht im "Spiegel", der die Gegenden als "Orte voller Drogen, Dreck, Suff, Pöbeleien" beschreibt und damit in Horb Irritationen auslöst.

Horb. Tatsächlich gab es die Angst-Ort-Diskussion in Horb, und im Mittelpunkt stand der Bahnhofsplatz. Das ist allerdings sechs bis sieben Jahre her, und in den vergangenen Jahren waren es kaum mehr als einzelne Fälle, die ein Schlaglicht auf die "Problemszene" am Bahnhof warfen. Bereits vor zwei Jahren berichtete die Polizei von einer deutlich beruhigten Lage am Bahnhof, und auch die "Nachtwanderer" (Sozialaktion, die für mehr Sicherheitsgefühl sorgt) sehen in der Bahnhofsgegend nicht mehr das Problem von früher. Auch die Gastronomie hat zu einer Verbesserung und Attraktivitätssteigerung beigetragen.

In den Polizeiberichten spielt die Bahnhofsgegend in letzter Zeit ebenfalls kaum eine Rolle.

Auch Thomas Mattes, SPD-Gemeinderat und Fraktionssprecher, hat sich bei der "Spiegel"-Lektüre arg gewundert. Dabei zeichnet der Bericht "Die sicherste aller Welten" ein alles andere als schwarzes Bild von der Sicherheitslage in Deutschland inklusive Horb.

Die Autorin Beate Lakotta schreibt als Kernaussage sinngemäß, dass sich zwischen gefühlter und realer Gewalt eine immer größere Spalte auftut, dass mehr angezeigte Straftaten und eine gestiegene Sensibilität die Wahrnehmung verzerren und vom Risiko, in Deutschland Opfer einer Gewalttat zu werden, das niedriger ist als in den Vorjahren.

Thomas Mattes wollte bei der Gemeinderatssitzung am nächsten Dienstag eigentlich eine öffentliche Anfrage zu dem Thema stellen. Weil er beruflich unterwegs ist und nicht an der Sitzung teilnehmen kann, hat er Oberbürgermeister Peter Rosenberger geschrieben. Auszugweise heißt es in der Mail: "Die Erwähnung Horbs als Angstort in einem Atemzug mit Brennpunkten in anderen deutschen Großstädten hat mich sehr verwundert. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass das Horber Bahnhofsviertel ein Drogenumschlagsplatz ist und man ständig von Betrunkenen angepöbelt wird. Dass auch im Bahnhofsbereich Konflikte auftreten, ist unbestritten."

Aber: Die Dimension der vom "Spiegel" genannten Missstände habe Mattes, der selbst als Bahnpendler unter der Woche den Bahnhof nutzt, "so nie erlebt". Mattes weiter: "Dass der neu gestaltete Bahnhofsbereich mit dem Einkaufszentrum ein bundesweiter Angstort sein soll, an den man sich nicht mehr hintraut oder man sich unwohl fühlt, hat mich sehr befremdet." Er will jetzt wissen, ob die Stadt Horb auf diesen Bericht reagieren soll und ob der Arbeitskreis Kommunale Kriminalprävention sich mit der Situation am Bahnhof befassen soll.

OB Peter Rosenberger zeigt sich in einer ersten Reaktion ebenfalls verwundert. "Natürlich gibt es keinerlei Datengrundlage oder vernünftige Ansätze für den ›Spiegel‹-Bericht, nie eine Anfrage bei der Stadt." Die Stadverwaltung werde dennoch recherchieren, was es damit auf sich habe.

Von der Polizeidirektion Tuttlingen kam gestern bis Redaktionsschluss noch keine Antwort auf unsere Anfrage.