Am Pfingstsonntag wurde Dettingens Heimatforscher Karl-Josef Sickler 70 Jahre alt. Foto: Henger Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Familie, Natur, Geschichte und der Stammtisch sind seine Leidenschaften: Karl-Josef Sickler ist 70

Am Pfingstsonntag wurde Dettingens Heimatforscher Karl-Josef Sickler 70 Jahre alt. Der beliebte Dettinger erblickte am 20. Mai 1948 auf dem Horber Marktplatz das Licht der Welt.

Horb-Dettingen. Mit seinen Eltern Josef Sickler und Rosalie, geborene Dietmann, und seinen zwei Schwestern Rosemarie und Margot wohnte er in der Altheimer Straße. Die Kindheit erlebte er am Grabbach, an der Ringmauer, auf der Auchterhalde und auf der Schütte.

1954 wurde Karl-Josef Sickler in die Horber Volksschule eingeschult. 1958 erhielt er die Erstkommunion und wurde später Ministrant bei Pfarrer Link. Ministrieren durfte er immer beim Schülergottesdienst in der "Kappel", wie Karl-Josef schmunzelnd unsere Zeitung erzählte. Die B 14 verlief noch durch das Ihlinger Tor zur Neckarstraße. Im Hotel Kaiser (heutige Kaiserpassage) erlernte er 1962 den Beruf des Kochs. Damals standen noch Schildkrötensuppe, Froschschenkel, Schwalbennestersuppe und Forellen, Schlehen, Aal und Hecht, gefangen von Horber Fischern aus dem Neckar, auf der Speisekarte, erinnerte sich Karl-Josef Sickler. In der Lehrzeit kaufte er sich seinen ersten Fotoapparat, eine Agfa mit Blendenautomatik, beim Horber Geschäft Foto Kreidler. Sicklers Problem war, dass er als Kochlehrling die 70 Mark nicht hatte. Aber die Horber trauten sich einander, und so durfte der junge Koch die Kamera nach der Anzahlung von 40 Mark monatlich abstottern. Damals, so Sickler, ging das alles noch ohne Vertrag, das gesprochene Wort zählte.

Die Berufsschule war damals für die Köche in Bad Überkingen. 1965 kochte er nach der Lehre in der Stadthalle, ein Spezialitätenrestaurant in Marbach. Seine Kochreise ging dann 1966 in den Stumpenhof in Plochingen. Sein erstes Auto war ein gebrauchter VW Käfer für 300 Mark. Als Blinker waren noch Winker angeschraubt.

Seine berufliche Reise ging 1969 nach Sulz ins Kreiskrankenhaus, das damals noch zum Landkreis Horb gehörte. Und der Wechsel nach Sulz veränderte das Leben des Jubilars. Dort lernte er die Ferienhelferin Adelheid Wolf aus Dettingen kennen, und die Liebe packte die beiden. 1972 stand die Heirat an. Das junge Paar bezog seine erste gemeinsame Wohnung im Elternhaus von Adelheid in der Zollernstraße 8. Karl-Josef Sickler trat in den Schwäbischen Albverein und in den Männergesangverein ein. Wandern und Singen, Umwelt- und Naturschutz waren seine Hobbys, und am Sonntagabend der Stammtisch im "Adler". 1974 zog es das Paar nach Sulz, und sie wohnten in der Freudenstädter Straße. 1977 stieg er zum Küchenchef des Kreiskrankenhauses Sulz auf, das jetzt zum Landkreis Rottweil gehörte.

Das Buch "Die Geschichte der Pfarrei St. Peter in Dettingen" erschien pünktlich zum 250-jährigen Bestehen der katholischen Pfarrkirche 1997

Ein Jahr später baute das Paar in der Zollernstraße 10 ein Eigenheim. 1981 wurde Kathrin geboren, und 1984 kam Jörg auf die Welt. 1986 passierte das Unglück in Tschernobyl und im selbem Jahr erblickte der jüngste Sohn Sebastian das Licht der Welt. Der kontaminierte Regen erwischte seine Frau Adelheid, und keiner wusste, was zu tun ist.

Als Küchenchef fragte er beim Gesundheitsamt nach, was er noch Kochen darf. Die Antwort war ernüchternd und knapp: "Herr Sickler, Sie haben die Verantwortung und Sie treffen die Entscheidung." Da war er erstmals ziemlich ratlos, so ein nachdenklicher Karl-Josef Sickler. 1988 wurde das Kreiskrankenhaus Sulz verkauft und zum Altenheim umgebaut, und Sickler erhielt eine Anstellung als Küchenleiter beim Horber Altenheim Ita von Toggenburg. Später wurden die Küchen von Altersheim und Krankenhaus zusammengelegt.

Sein erstes Buch "Die Geschichte der Pfarrei St. Peter in Dettingen" brachte er pünktlich zum 250-jährigen Bestehen der katholischen Pfarrkirche 1997 heraus. Damals hielt er auch den Festvortrag. Als Mitautor arbeitete er 1997 am Wanderführer "Den Spuren folgen" mit, der über den Jakobus-Pilgerweg von Horb nach Loßburg handelte.

2002 folgte der Wanderführer zum 650-jähriges Jubiläum der katholischen Spitalstiftung "Der Gräfinweg" ebenfalls als Mitautor mit. Täglich fuhr er mit dem Fahrrad zur Arbeit nach Horb. Er setzte sich für Natur- und Umweltschutz ein und wurde Sprecher beim Landesnaturschutzverband (LNV) und war Naturschutzwart beim Schwäbischen Albverein. Auch war er Mitglied im Dettinger Ortschaftsrat.

2003 erkrankte er schwer an Hirnhautentzündung, ausgelöst durch eine Zecke – trotz Impfung, wie er betonte. Nach Krankhausaufenthalten kamen eine REHA und eine langsame Wiedereingliederung in den Küchenjob. Jedoch konnte er seine Arbeitsfähigkeit nicht mehr erreichen und ging 2004 in Rente. Was nun, dachte sich der Jubilar. Kommt jetzt die Langeweile? Natürlich nicht.

Sickler wirkte bei Ausstellungen über Hexen, Räuber, Preußen und das Kloster Muri in Glatt mit und ist Mitglied im dortigen Kultur- und Museumsausschuss

Denn er ordnete mit Rudi Vees das Dettinger Archiv neu. Erforschte seine Familiengeschichte, denn seine Vorfahren stammten auch aus Dettingen. Die Geschichte Dettingens galt es zu erforschen, und er veranstalte Führungen zur Ortsgeschichte. Mit Führungen im Glatter Schloss ging es weiter, und Sickler wirkte bei den Sonderausstellungen über Hexen, Räuber, Preußen und das Kloster Muri in Glatt mit. Natürlich ist er auch Mitglied im Kultur- und Museumsausschuss in Glatt.

Die Buchleidenschaft ging 2006 mit dem Buch "Vom Eselturm zur Wehrstein, Burgruinen am Neckarknie bei Horb" weiter, an dem er als Mitautor arbeitete. Ein weiteres Buch mit dem Titel "Die Herrschaft Dettingen" brachte er 2006 auf den Markt. 2009 heirate seine Tochter Kathrin, und er ist jetzt zweifacher Opa. 2014 folgte das Buch "Geschichte eines Dorfes Dettingen". 2015 heiratete sein Sohn Jörg, und 2016 kam das Buch "Dettinger G’schichtle" heraus. Ebenfalls im selben Jahr kaufte Sohn Sebastian das Haus seiner Großeltern Wolf in der Zollernstrasse 8 und baut es um.

Seine "Pilgerfahrten" zum Sigmaringer Staatsarchiv unternimmt er regelmäßig, um in dem Archiv nach Dettinger Unterlagen zu forschen. Aktuell arbeitet er am 30-jährigen Krieg, Näheres soll dann in einer Ausstellung im Glatter Museum gezeigt werden. Karl-Josef Sickler kann die Heimatgeschichten lebendig erzählen und die Zuhörer in seinen Bann ziehen. Die Nachwelt wird es ihm danken und man darf noch auf viele Heimatgeschichten und Entdeckungen hoffen, kredenzt mit Humor. 70 lebendige Jahre sind gefüllt, und dazu ließ er ganz locker den Spruch vom Stapel: "Alt macht nicht das Grau der Haare, alt macht nicht die Zahl der Jahre, Alt ist, wer den Humor verliert und sich für nichts mehr interessiert."