Bernd Schwall riskiert viel, um über die L 360 in Mühringen zu kommen. Aber er will auch mal alleine in den Ortskern. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Raser und Hindernis: Rolli-Fahrer ratlos / Bernd Schwall lebt bei der Überquerung der L 360 gefährlich

Von Jürgen Lück

Horb-Mühringen. Beide sind fröhliche Menschen, er sitzt im Rollstuhl. Christel und Bernd Schwall. Doch seitdem sie in der Brödele-straße in Mühringen wohnen, ist ihre gute Laune vorbei.

Bernd Schwall: "Ich möchte auch alleine in den Ortskern. Doch mit meinem Elektrorollstuhl geht das nicht. Es gibt zwar eine Querungshilfe über die Landesstraße 360, aber da komme ich kaum rüber." Zwar habe man ihm gesagt, dass die Akkus seines Elektrorollstuhls beschädigt werden könnten, wenn der Rolli Erschütterungen ertragen muss. Doch ohne starke Erschütterungen kommt Schwall nicht über die Querungshilfe. Barrierefrei ist wirklich anders. Schaut er nach links Richtung Eyach, wird ihm Angst und Bange: "Die kommen da echt angerast. Durch die Kurve befürchte ich, dass ich zu spät gesehen werde und unterm Auto lande."

Kurz, nachdem der Schwarzwälder Bote das Foto gemacht hatte, gleich ein krasses Beispiel: Ein Lkw biegt links aus Mühringen Richtung Eyach ein. Ein Kombi-Fahrer hinter ihm sieht das, zieht auf die linke Fahrspur und beschleunigte mit Vollgas, um den Brummi an der Querungshilfe auf der Gegenfahrbahn zu überholen. Nicht auszudenken, wenn dort Bernd Schwall auf der Querungshilfe gestanden hätte...

Doch der Verkehr auf der L 360 stört sie nicht nur beim Gang oder der Rolli-Fahrt in die Stadt, sondern auch auf der Terrasse. Schwall: "Es ist wahnsinnig laut. Eigentlich ist es unmöglich, auf dem Balkon zu sitzen. Weil dauernd Autos und Motorräder gerade hinter dem Ortsschild richtig aufdrehen. Und obwohl wir die Hörgeräte schon raus nehmen, ist immer noch zu viel Krach."

Mühringens Ortsvorsteherin Monika Fuhl: "Diese Beschwerden äußern viele Anwohner. Wir haben uns bei der Stadt für ein Schallgutachten eingesetzt und immer für einen Kreisverkehr eingesetzt. Die Querung ist ganz gefährlich." Immerhin: Das Thema ist jetzt ganz oben angekommen. Sowohl im Rathaus als auch im Regierungspräsidium, welches für die Landesstraßen zuständig ist.

OB-Referent Christian Volk: "Da es sich in Mühringen bei der L 395 um eine Landesstraße handelt, ist nicht die Stadt Horb, sondern das Regierungspräsidium zuständiger Straßenbaulastträger. Allerdings ist auch der Stadtverwaltung die schwierige Kreuzungssituation an der L 395 im Mühringen bekannt. Die Unfallkommission der Stadt Horb hat sich letztmals in der Verkehrsschau am 10. April 2013 mit der Verbesserung der Verkehrssicherheit an der Einmündung L 360/L 395/Leinsteige befasst. In der Verkehrsschau am 10. April 2013 wurde festgestellt, dass der Ausbau dieses Einmündungsbereiches als Kreisverkehrsplatz die Verkehrssicherheit weiter verbessern würde, da die Sichtverhältnisse sowohl im Einmündungsbereich der L 395/L 360 als auch im Einmündungsbereich Leinsteige/L 360 nicht optimal sind."

Deshalb stehe auch das Rathaus zu einem Kreisverkehr. Volk: "Aus Sicht der Stadtverwaltung Horb sollte ein Kreisverkehr an dieser Stelle in die Diskussion für eine verkehrliche Verbesserung durch das Regierungspräsidium mit einbezogen werden. Aufgrund der Ergebnisse der Unfallkommission wurde das Regierungspräsidium Karlsruhe durch die Stadt Horb am 27. Mai 2013 um Prüfung gebeten, ob der Umbau des Einmündungsbereiches zu einem Kreisverkehrsplatz möglich ist. Ein Ergebnis dieser Überprüfung liegt der Verkehrsbehörde jedoch noch nicht vor."

Und was ist mit der Querungshilfe? Volk: "Da sich die Unfallkommission lediglich mit der Verkehrssituation an dieser Stelle befasst, wurde die offenbar nicht barrierefreie Querungshilfe noch nicht thematisiert. Allerdings sollte im Zuge der Verbesserung der Verkehrssicherheit auch die Barrierefreiheit durch das Regierungspräsidium hergestellt werden."

Eine Lärmmessung wird es wohl nicht geben. Joachim Fischer, Sprecher des Regierungspräsidiums Karlsruhe: "In der Lärmkartierung der LUBW ist sowohl die L 395 als auch die L 360 in Horb-Mühringen komplett weiß markiert. Das bedeutet, dass dort keine kartierungspflichtigen Straßen verlaufen und die Geräuschpegel unterhalb des Handlungsbedarfs (weniger als 49 dB(A) nachts) liegen. Aus Mühringen hat uns bis dato noch keine Anfrage erreicht, und es sind auch keine Maßnahmen für Mühringen im aktuellen Entwurf des Lärmaktionsplan der Stadt Horb enthalten."