Nach Ende seiner Abschiedsrede spendeten die Bürger Henry Heller stehende Ovationen. Fotos: Beule Foto: Schwarzwälder Bote

Abschied: Henry Heller geht in den Ruhestand / Helmut Rau: "Du hast Hofstetten in die Zukunft geführt"

Die Welt zu Gast bei Freunden: Mit einer großen Feier hat Hofstetten Bürgermeister Henry Heller in den Ruhestand verabschiedet. Der freute sich besonders darüber, dass auch ein belgischer Dauer-Urlaubsgast der Einladung gefolgt war.

Hofstetten. Elf Redebeiträge, musikalische Umrahmung mit den Singflöhen und der Musikkapelle, zwei Tänze der Trachtentanzgruppe, später Party mit den Simsegräbslern – die Gemeinde hatte am Montagabend groß aufgefahren, um Heller nach 24 Jahren einen standesgemäßen Abschied zu bereiten.

Hellers Stellvertreter Bernhard Kaspar begrüßte die Gästeschar in der voll besetzten Gemeindehalle. Er halte die Laudatio gern, schließlich habe er den Bürgermeister in den 24 Jahren im Gemeinderat begleitet. Aber bereits in den frühen 80ern hätten beide an der gleichen Fakultät Bauingenieurswesen studiert. Damals hätte er mit dem Hochbau in den oberen Stockwerken gearbeitet, während der Tiefbau – Heller ist Wasseringenieur – meistens im Keller anzutreffen gewesen sei. "Damals hast du also noch unter mir gearbeitet", sagte Kaspar.

Wie auch einige andere Redner und Heller selbst befand Kaspar, dass dessen ersten Amtsjahre keine Herrenjahre gewesen seien. Der Kampf um die Wasserversorgung habe viel Ärger gebracht und tiefe Gräben gerissen. Das Ergebnis, das nach zähem Ringen gefunden worden war, sei im Rückblick jedoch richtig. Kaspar würdigte die zahllosen Projekte, die in Hofstetten unter Heller realisiert wurden und befand: "Du warst der Motor, der uns angetrieben hat." Er dankte ihm für die konstruktive Zusammenarbeit und wünschte, "dass wir dich als Menschen und Freund noch lange bei uns haben." Für den Gemeinderat dankte später Arnold Allgaier ebenso. Er bemerkte, die Integration des Nicht-Badeners habe inzwischen gut funktioniert.

Nachdem Landrat Frank Scherer den "Bürgermeister aus Schrot und Korn" gewürdigt hatte und dabei besonders hervorhob, dass die Maßnahmen zum Hochwasserschutz außergewöhnlich schnell und widerstandslos hätten gebaut werden können, ergriff für die Bürgermeister der Raumschaft Philipp Saar (Haslach) das Wort. Er lobte den heldenhaften Einsatz von Henry "Herkules" Heller nicht nur für seine Kommune und die Raumschaft. Er erzählte von einer Odyssee beim Nillkopf, die nur dank der übermenschlichen Kräfte des "Halbgotts" einen guten Ausgang fand.

Sogar einen Pensionär hatte Heller dazu bewegen können, noch einmal ans (für ihn etwas zu hohe) Rednerpult zu treten: Helmut Rau, ehemaliger Kultusminister, drückte seine tiefe Verbindung zu Hofstetten und dessen Bürgermeister aus. "Du fühlst dich wohl in diesem Idyll, aber auch ein Idyll muss sich weiterentwickeln. Du hast Hofstetten in die Zukunft geführt", lobte Rau. Der Kampf um die Schule und die Vorreiterrolle, die die Gemeinde bei Themen wie der Internetversorgung eingenommen habe, sei beispiellos. Aber mit der Trinkwasserversorgung und den Hochwassern hätten Heller und Hofstetten harte Erfahrungen machen müssen. Beim Hochwasser hätte er gesehen, wie die Bürger der Gemeinde in Unglücksfällen zusammenstehen. Das habe ihn tief beeindruckt, sagte Rau.

"Großartiger, warmherziger, gerechter Chef"

Namens der Verwaltungsmitarbeiter dankte Hauptamtsleiter Martin Göhringer für die gute, kollegiale Zusammenarbeit. Er freue sich für Heller, dass dieser den verdienten Ruhestand antreten könne, verliere aber einen "großartigen, warmherzigen, gerechten Chef". Hans-Peter Singler als Vereinssprecher dankte ihm für ein immer offenes Ohr – auch außerhalb der üblichen Arbeitszeiten.

Sichtlich gerührt war schließlich Heller über die Geschenke und Ehrungen (siehe Infokasten). Der Abschied von seinem Amt falle ihm sehr schwer, gab er zu. Besonders, dass Rau seiner Einladung gefolgt war, freue ihn: "Du hast mit Deiner Unterstützung in all den Jahren dazu beigetragen, dass sich Hofstetten heute wieder so präsentieren kann."

Die Bürger bat er, Milde walten zu lassen. "Sicher war es nicht immer einfach mit mir." Manche Entscheidungen im Sinne des Dorfes hätten es erfordert, Einzelinteressen zu übergehen. "Ich habe immer versucht, zum Wohle der Gemeinde zu handeln." Auch er erinnerte noch einmal an die harten Zeiten, als es um die Trinkwasserversorgung und die Hochwasser ging. Er fühle sich als richtiger Hofstetter und freue sich auf den Ruhestand, den er nun mit seiner Familie hier verbringen werde. Dieser dankte er für das Verständnis, das Ehefrau Renate und Sohn Claudio in all den Jahren für ihn hatten.

"Hofstetten steht heute sehr gut da und kann sich sehen lassen", befand er abschließend. Seinem Nachfolger Martin Aßmuth wünschte Heller, dass die Bürger ihm "zubilligen, dass er neue Ideen haben darf, und dass man ihm die Ruhe gibt, diese zu entwickeln."

Die Bürger dankten es "ihrem Henry" mit langanhaltenden stehenden Ovationen.

Weitere Bilder: Eine Bildergalerie zur Verabschiedung finden Sie ab morgen auf www.lahrer-zeitung.de.

  Ehrungen: Henry Heller ist am Montagabend für seine Verdienste um Hofstetten mit dem Ehrenteller ausgezeichnet worden. Da Heller stilbewusst sei, sei dieser zu einer Tafel umdesignt worden, führte sein Stellvertreter Bernhard Kaspar bei der Verleihung aus. Außerdem wird der Platz zwischen Rathaus und Dorfbach, der auf Hellers Bestreben hin auch im Sinne des Hochwasserschutzes ausgebaut wurde, in "Henry-Heller-Platz" umbenannt.

  Geschenke: Der Gemeinderat schenkte Heller ein Gemälde der Künstlerin Beate Axmann. Die Bürgermeister der Raumschaft nehmen auch Heller mit auf ihre Gemeinsame Reise: Wie seine Kollegen, die vor ihm ausgeschieden sind, bekam er von der "Mafia" die Wanderreise nach Tirol geschenkt. Von der Vereinsgemeinschaft bekam er eine Feuertonne.

  Grußworte: Neben den Würdigungen, die Heller durch seine teils langjährigen Weggefährten erfuhr, sprachen auch MdL Marion Gentges (CDU) und MdB Peter Weiß (CDU) zu ehren des scheidenden Bürgermeisters. Auch sie hoben seine Verdienste um den Hochwasserschutz hervor und würdigten sein bemerkenswertes Wirken dafür, dass Hofstetten das schöne und aktive Dorf bleibt, das es ist. Auch die Pfarrer Christian Maier und Helmut Steidel dankten ihm herzlich für die Zusammenarbeit.

  Organisation: Die Bewirtung beim Sektempfang oblag der Trachtentanzgruppe, beim Stehempfang übernahm die KFD. Heller und Kaspar bedankten sich in ihren Reden ausdrücklich dafür und auch für die Organisation des gesamten Abends, die beim Rathausteam und federführend bei Jessica Matt und Tanja Hetzinger gelegen hatte.

 Nachfolge: Das Amt des Hofstetter Bürgermeisters wird Martin Aßmuth übernehmen. Er wurde im April mit rund 97,7 Prozent der Stimmen gewählt. Vereidigt wird er am Dienstag, 17. Juli.