Gesundheitliche Gründe geben Ausschlag für Rücktritt des Höfener Bürgermeisters. Mit Kommentar
Höfen - Mit einer Überraschung endete die letzte Sitzung des Höfener Gemeinderats in diesem Jahr am Montagabend. Unter dem Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" informierte Bürgermeister Holger Buchelt (56) das Gremium über seinen Rücktritt zum 31. Juli 2018 aus gesundheitlichen Gründen.
Einzige Zuhörerin bei der öffentlichen Sitzung war Buchelts Ehefrau Susanne Fritz-Buchelt.
"Meine Damen und Herren, was jetzt kommt, fällt mir schwer", eröffnete Buchelt die Ankündigung seines Rücktritts und fügte an: "Ich werde die laufenden und die kommenden Projekte nicht mehr so wie bisher begleiten können. Ich bin etwas ernsthafter krank, als ich es wahrhaben wollte. Aber zur Klarstellung: Ich bin ernsthaft krank, nicht todkrank".
So bleibe ihm nun, für einen möglichst reibungslosen Übergang zu sorgen. Wolle er doch so lange im Amt bleiben, bis ein Nachfolger gewählt sei. "Ich lege daher mein Amt als Bürgermeister mit Ablauf des 31. Juli 2018 nieder", erklärte Holger Buchelt. Damit bleibe genügend Zeit, um eine Wahl durchführen und alles geordnet übergeben zu können. Verbunden sei damit auch die Übergabe der Funktion des Vorsitzenden des Trägervereins Kindergarten, die mit dem Amt des Bürgermeisters verknüpft sei.
Der Bürgermeister nahm die Bekanntgabe seines Rücktritts zum Anlass, dem Gemeinderat für die sehr gute und produktive Zusammenarbeit zu danken und wünschte sich, dass diese gute Atmosphäre auch künftig erhalten bleiben möge. Den Ort zeichne aus, dass die Sacharbeit im Vordergrund stehe und dass man immer den Erfolg für die Gemeinde suche. "Ich möchte den Platz für jemanden frei machen, der mit aller Kraft und Energie die Ziele vorantreiben kann. Alles andere hätte unsere Gemeinschaft Höfen an der Enz, alles andere hätten die Menschen im Ort und alles andere hätte auch ich nicht verdient", so Buchelt weiter.
Dank an das Gremium für dessen Verständnis
Zwei Bitten hatte der Bürgermeister in diesem Zusammenhang: Die erste, zur Einweihung der im Genehmigungsverfahren befindlichen Gemeindehalle eingeladen zu werden, und die zweite, ihn "still und leise", wie er sich ausdrückte, gehen zu lassen und damit auf eine förmliche Verabschiedung im Rahmen eines Festaktes zu verzichten. Dem Gemeinderat dankte er für sein Verständnis für diese Entscheidung sowie seinen beiden Stellvertretern Thomas Braune und Hartmut Koch und Gemeindekämmerer Ralf Busse für die Unterstützung bis zum vorzeitigen Ende seiner Amtszeit. Während des Vortrags von Holger Buchelt herrschte absolute Anspannung und Betroffenheit im Ratssaal. Offensichtlich waren fast alle Gemeinderäte ohne jegliche Vorahnung zur Sitzung gekommen.
Nach der Sitzung waren Gemeinderäte und Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung, die regelmäßig an den Sitzungen teilnehmen, zu einem kleinen Jahresabschluss im Sitzungssaal eingeladen, bei dem, wie von einem Gemeinderat zu hören war, zwangsläufig nur gedämpfte Weihnachtsfreude aufkommen konnte.
Seite 2: Reaktionen
(boom). Die Bürgermeisterkollegen des Oberen Enztals reagierten geschockt auf die Nachricht, dass Höfens Bürgermeister Holger Buchelt aus gesundheitlichen Gründen zum 31. Juli 2018 zurücktritt. "Da bin ich jetzt aber baff. Ach du lieber Himmel", war der erste Kommentar von Petra Nych, der Bürgermeisterin von Enzklösterle. "Das trifft mich jetzt schon ein bisschen", zeigte sie sich sehr überrascht über die Nachricht. Sie habe ihn auch schon eine Weile nicht mehr gesehen. "Das ist sehr schade. Aber die Gesundheit geht vor", so Nych weiter.
Auch Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack bedauert den Rücktritt seines Amtskollegen: "Höfen an der Enz hat sich mit Holger Buchelt prächtig entwickelt. Er hat die Herausforderungen der Gemeinde offensiv angepackt. Das verdient meinen großen Respekt. In der Verwaltungsgemeinschaft Oberes Enztal haben wir seit 17 Jahren eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet und die interkommunale Zusammenarbeit gestärkt. Ich bedaure daher seinen Rücktritt, der ihm sicher nicht leicht gefallen ist. Doch die Gesundheit geht vor, und ich wünsche Holger Buchelt für die Zukunft alles Gute."
Kommentar: Bestelltes Haus
Von Markus Kugel
In der kleinen Gemeinde Höfen geht eine Ära zu Ende: Bürgermeister Holger Buchelt hat aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt zum 31. Juli 2018 angekündigt. Der 56-Jährige wurde im April 2016 mit überwältigender Mehrheit zum dritten Mal ins Amt gewählt. Die Höfener fühlen sich bei ihm seit dem 22. Juni 2000 gut aufgehoben. Und er schätzt seine Bürger, die zwar impulsiv und manchmal auch explosiv seien – aber direkt und ehrlich. Voriges Jahr präsentierte er sich alles andere als amtsmüde. Voller Tatendrang widmete er sich vor allem den Themen Mehrzweckhalle, Flüchtlingsunterbringung und Straßensanierungen. Es fällt dem in Lüneburg geborenen Verwaltungswirt bestimmt nicht leicht loszulassen. Doch die Gesundheit geht vor. Ohne Wenn und Aber. Seinem Nachfolger hinterlässt er jedenfalls ein wohlbestelltes Haus.