14 Stühle aus der Aktion "Platz für Asyl" sind jetzt auf dem Campingplatz in Höfen zu sehen. Foto: Mutschler Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Verein Menschen Miteinander/Interkultureller Garten Oberes Enztal stellt auf Campingplatz aus

Vor der Europawahl hatte das Diakonische Werk Württemberg zu einem Aktionstag in Stuttgart aufgerufen, bei dem mehr als 1000 bunt gestaltete Stühle im Rahmen der Aktion "Platz für Asyl" aufgestellt wurden. Die im Enztal dazu gefertigten Stühle werden jetzt auf dem Höfener Campingplatz ausgestellt.

Höfen/Oberes Enztal. Mit der Aktion "Platz für Asyl" sollte in Stuttgart ein Zeichen für den Flüchtlingsschutz und eine offene Gesellschaft der Vielfalt gesetzt werden. Die Stühle sind im Rahmen der landesweiten von der Diakonie Württemberg angeregten Kampagne als Signal zur Europawahl und zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni gefertigt worden.

Im gesamten Enztal habe sich als einzige Organisation der Verein Menschen Miteinander/Interkultureller Garten Oberes Enztal daran beteiligt und in internationaler Zusammensetzung mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sehenswerte 14 Stühle gestaltet, erklärt Hubertus Welt, Vorstandsmitglied des Vereins.

"Die Stühle sind es wert, dass man sie im Enztal noch mal ausstellt", sagt Welt. Schließlich hätten sich da Familien aus unterschiedlichen Ländern wie Türkei, Syrien oder auch Deutschland engagiert.

Auch 20 Kinder im Alter von fünf bis neun Jahren aus der Yoga-Gruppe von Jasmin Rapp gestalteten insgesamt drei Stühle. Auch deshalb habe sich Rapp als Betreiberin des Campingplatzes Quellgrund in Höfen gerne dazu bereit erklärt, die Stühle auf dem Gelände des Campingplatzes auszustellen.

Die Stühle bildeten die Schwierigkeiten ab, die Flüchtlinge hätten. Da werden dann auch schwierige Themen wie ertrinkende Flüchtling symbolisch dargestellt.

Rapp hat mit ihrer Yoga-Gruppe aber nicht nur die Stühle gestaltet, sondern das Thema auch noch weiter behandelt. Etwa mit einem Buch im Comic-Stil, das die verschiedenen Problematiken kindgerecht vermittelt habe.

Wichtig, weiter aktiv zu sein

Gerade in der heutigen Zeit ist es für Welt wichtig, weiter aktiv zu sein. "Das Klima verschärft sich", sagt er. So gebe es neue Abschiebemöglichkeiten, etwa nach Syrien oder Afghanistan. Statt solcher Gesetze sei es wichtiger, die "Voraussetzungen zu schaffen, dass Menschen nicht flüchten müssen". Exemplarisch nennt er die Themen Klimawandel oder Waffenlieferungen in Krisengebiete. Das gehöre alles zusammen, sagt Welt, aber "die große Politik hat noch nicht verstanden, um was es geht", ist er überzeugt. Wichtig sei es aber natürlich auch, sich um die Not vor Ort zu kümmern. Umso mehr gelte es, kleine Schritte vor Ort zu machen.

Einer dieser Schritte sei die Gründung des Vereins Menschen Miteinander/Interkultureller Garten Oberes Enztal im Juli 2017 mit 30 Mitglieder gewesen. Mittlerweile habe der Verein 44 Mitglieder. Der Grundgedanke sei: "Wir müssen auch auf dem Land was machen." Als nächste Aktion plant der Verein einen Infostand beim Fest der Kulturen in Calw-Heumaden. Seit einiger Zeit gibt es auch einen Frauentreff für Frauen unterschiedlicher Kulturen, und weitere Dinge seien in Planung, erzählt Welt.

Dazu gehört auch Rapp, die sich im Verein engagiert und jetzt für die Ausstellungsmöglichkeit der Stühle gesorgt hat. "Wir haben hier ein internationales Publikum und alle schauen sich die Stühle an", berichtet sie bereits von positiven Erfahrungen.

Auch anderweitig habe sie sich engagieren wollen, sei aber letztlich an der Bürokratie der Behörden gescheitert. So habe sie einen Flüchtling anstellen wollen, der samstags mit dem Eiswagen auf dem Campingplatz hätte Eis verkaufen sollen. Dazu wäre aber ein Gesundheitszeugnis nötig und die Behörden bräuchten drei bis vier Monate, bis das ausgestellt sei. Zudem habe sich die Agentur für Arbeit quer gestellt, weil es bei der Beschäftigung nur um ein paar Stunden pro Woche gehe.

Diese "Unbeweglichkeit der Behörden" stört auch Welt, der einen Flüchtling im Rahmen des "Festi-Walls" einen Mini-Job anbieten wollte. "Das war nicht möglich", sagt er und erzählt auch von einer syrischen Lehrerin, die gute Chancen habe, eine Vorbereitungsklasse zu unterrichten. Das sei aber angesichts der neuen Abschiebemöglichkeiter ungewiss, sagt Welt und erzählt, dass ein afghanischer Bäckerlehrling aus einer integrierten Umgebung heraus abgeschoben worden sei, obwohl es doch einen Fachkräftemangel gebe. Auch deshalb sei es wichtig, vor Ort zusammen zu stehen und "zeigen, dass wir was machen".

Ein Teil davon sei auch die Aktion mit den Stühlen, die deshalb auch ab September noch einmal ausgestellt werden sollen. Bis dahin sind sie jetzt für die Bevölkerung zugänglich auf dem Campingplatz zu sehen.