Die Firmenzentrale in Oberndorf. Foto: Murat

Im Zweiten Weltkrieg fuhr Deutschlands Industrie ihre Produktion von Rüstungsgütern hoch und setzte dabei auch massenhaft Zwangsarbeiter ein. Viele Firmen waren tief in den NS-Unrechtsstaat verstrickt. Nun richten Historiker ihren Blick auf die Gründer einer Waffenschmiede.

Die Nazi-Vergangenheit der Firmengründer von Heckler & Koch wird in einer Studie beleuchtet, die Historiker am Dienstag (14.00 Uhr) in der Firmenzentrale vorstellen. Das Unternehmen gab die Untersuchung in Auftrag, nachdem ein Artikel der "Bild am Sonntag" vor drei Jahren Verstrickungen von Edmund Heckler offengelegt hatte. Dieser war im Zweiten Weltkrieg unter anderem in einer Panzerfaustfabrik eines längst aufgelösten Rüstungskonzerns in Sachsen tätig. Nach Kriegsende setzte sich das NSDAP-Parteimitglied in die französische Besatzungszone ab, wo er als Mitläufer eingestuft wurde.

1949 gründete er mit Theodor Koch und Alex Seidel das Unternehmen Heckler & Koch, das zum größten deutschen Hersteller von Handfeuerwaffen wurde und die Bundeswehr bis heute mit Sturm- und Maschinengewehren beliefert. Die Studie der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte soll auch über die Vergangenheit von Koch und Seidel Aufschluss geben, die während des Krieges bei den Mauser-Werken in Oberndorf tätig waren.

Zahlreiche Firmen in Zwangsarbeit verstrickt

Die deutsche Industrie war durch den Einsatz von Zwangsarbeitern tief in die Nazi-Verbrechen verstrickt - ob Daimler, Volkswagen, BASF oder Bayer. Zahlreiche Firmen haben ihre Vergangenheit durch Historiker aufarbeiten lassen.

Heckler & Koch ist hierbei ein Sonderfall, da die Firmengründung erst in Zeiten der Bundesrepublik erfolgte. Mit der Frage, was ihre Gründer davor getan hatten, beschäftigte sich die Firma jahrzehntelang nicht. Eine bildlastige Firmenchronik, die zum 50-jährigen Bestehen 1999 erschien, ging darauf nicht kritisch ein.