Seine Flügel wirft der Parasit ab, sobald er einen Wirt gefunden hat. Ähnlich wie bei Zecken kann der Hinterleib der Hirschlausfliege bei der Blutaufnahme stark anschwellen. Foto: imago/blickwinkel/H. Bellmann/F. Hecker

Nicht nur Zecken machen Waldspaziergängern zu schaffen. Auch die blutsaugende Hirschlausfliege ist unterwegs. Gefährlichkeit und Verbreitung des Parasiten sind nur wenig erforscht.

Sie ist rund fünf Millimeter klein, dunkel und ziemlich lästig: Auf den ersten Blick erinnert die Hirschlausfliege(Lipoptena cervi) an eine Zecke mit Flügeln. Aber es gibt markante Unterschiede.

Welche das sind erklärt Werner Schulze vom Nabu-Bundesfachausschuss für Entomologie (Insektenkunde): „Die Hirschlausfliege ist im Gegensatz zu den Zecken ein flugfähiges Insekt. Daher sind Befallsstellen beim Menschen vor allem der Kopf- und Halsbereich, während Zecken eigentlich immer vom Boden und dort liegenden oder wachsenden niedrigen Pflanzen aus über Schuhe, Strümpfe, Hosenbeine langsam nach oben wandern.“

Hirschlausfliegen sind für Hunde gefährlich

Vor allem Hundehalter haben Probleme mit den Hirschlausfliegen. Sie setzen sich im Fell der Hunde fest, ihre Bisse können zu entzündeten Stellen der Haut führen, die dann behandelt werden müssen.

Als kleine Blutsauger befallen die Hirschlausfliegen in erster Linie die Säugetiere des Waldes. Wie ihr Name vermuten lässt, gehören dazu Hirsche, Rehe und junge Wildschweine. Aber auch Pferde, Hunde oder Menschen werden angeflogen und können gebissen werden. Die Hauptsaison der Hirschlausfliege ist der Spätsommer und Herbst.

Fliegen übertragen Bartonellen-Bakterium

Beim Menschen fliegen sie besonders den Nackenbereich an. Haben sie ihren Wirt erreicht, brechen ihre Flügel ab. Die Tiere tragen oft ein bestimmtes Bakterium – den Erreger Bartonella schoenbuchensis.

Ob Hirschlausfliegen auch für den Menschen gefährlich sein können, ist noch nicht vollständig geklärt. Es gibt nur wenige Fallberichte, die auf unspezifische Beschwerden und Hautentzündungen bei gestochenen Menschen hinweisen.

Diese Entdeckung liegt noch keine 20 Jahre zurück. Ein Frankfurter Labor für Bartonellen-Infektionen führte Untersuchungen an Hirschlausfliegen durch. Die wurden von Mai bis Dezember 2017 in Hessen und Baden-Württemberg gesammelt, danach wurde erstmalig in Deutschland eine Studie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main gemacht.

Bei ungefähr 90 Prozent konnten die Wissenschaftler Bartonellen nachweisen. Noch ist nicht sicher, ob die Bakterien auf den Menschen übertragen werden.