Die Führung im Kirchhof mit dem verschonten Riegerschnieder-Haus hinter der Mauer. Foto: Ziechaus

Die historische Führung des Dorfbüttels im Unterdorf von Tennenbronn führte zu den Häusern, die nach dem Dorfbrand im Sommer 1901 wieder aufgebaut wurden.

Vor der 1902 eröffneten evangelischen Kirche trafen die Besucher den Dorfbüttel Ulrich Grießhaber mit seiner einachsigen Handkarre voller Körbe, Kisten und Kannen.

Die Kirche war nach dem Dorfbrand schnell an gleicher Stelle, aber um einiges größer wieder aufgebaut worden; davor waren die Gebeine aus den Gräbern im Kirchhof auf den unteren Friedhof umgebettet worden. Auf der hinteren östlichen Seite wurde vor der Kirchhofmauer auch das Krämerhiesle aufgebaut, das erst vor ein paar Jahren abgerissen wurde. Erneuert wurde auch die Werkstatt vom Schmiedbarthle, von der das Feuer ausgegangen war.

Ulrich Grießhaber zeigt das Sägewerk, das beim Dorfbrand zerstört wird. Foto: Ziechaus

Im Sommer 1901 hatte es lange nicht geregnet und an dem Tag wehte der Ostwind ins Dorf und entfachte das Feuer auf den strohgedeckten Häusern um die Kirche. Nur das Haus vom „Riegerschnieder“ direkt unterhalb des Kirchhofs mit seinen Dachziegeln blieb verschont. Dagegen brannte das benachbarte Sägewerk ab und wurde zum Wiederaufbau der Häuser schnell ersetzt.

Arbeitsplatz des „Vorgängers“

Oberhalb hatten der Mühlenbauer Alfred Brüstle und sein Sohn Karl ihre Werkstatt und einen Laden für Lebensmittel und Eisenwaren. Dort mussten die Hirtenbuben den Kautabak für die Bauern einkaufen. Gegenüber in der Linde gab es früher eine Bäckerei und das erste Eis im Dorf; vom Eckfenster aus verkündete der Büttel sonntags nach der Kirche die Neuigkeiten im Dorf. In der Kirchstraße hatte der Hafner Josef Maurer sein Geschäft für Kachelofenbau sowie für Ofenkacheln, Glasuren und Tongeschirr. Den Ofenbau bietet die Familie bis in unsere Tage. Daneben gab es den Wagner Josef Zehnder mit Dreherei; später wurde daraus Antennenbau Zehnder mit 22 Arbeitern und 220 Heimarbeitern.

Bus kommt heimlich wieder zurück

Gegenüber war seit 1928 das Malergeschäft von August Langenbacher, der auch Wegkreuze bemalte und Möbel lasierte. Daneben war der Polizeiposten mit einer Arrestzelle für böse Buben aus dem Dorf; im Haus war auch die Freibank, in der Fleisch von erkrankten Tieren verkauft wurde.

An der Ecke gegenüber war die Tankstelle von Karl Müller und Fritz Fichter, der mit zwei Omnibussen zweimal täglich die Buslinie nach St. Georgen und Schramberg befuhr. Erzählt wird, dass ein von den Franzosen nach dem Krieg beschlagnahmter Bus in der Kaserne in Villingen abgestellt war. Weil dort über Mittag die Wache nicht besetzt war, wurde er still und leise mit einem Bulldog ins Dorf zurückgeführt und dann wieder zivil eingesetzt.

Die Schreinerwerkstatt von Matthias Jäkle war auf der Ecke gegenüber; nach dem Krieg war bei „Butter’s“ auch die Sammelstelle der Franzosen für Butter von den Höfen im Ort.