Rita Köhler Foto: Kommer Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Geschichten mit Tiefgang und Humor von Hesse und Lenz in der Villa Eugenia

Hechingen. In der Lesungsreihe des Ohrenkinos las Rita Köhler zum zweiten Mal einige ausgewählte Werke namhafter deutscher Autoren. Schon bei ihrer ersten Lesung im September habe es ihr viel Spaß gemacht. Und auch dieses Mal führte sie mit einer erfahrenen und sanften Vorleserstimme die Besucher durch ihr Programm. Und das erstreckte sich von witzig bis ernst und von unterhaltsam bis tiefgründig.

Im stilvollen Ambiente des Trauzimmers der Villa Eugenia begann die Vorleserin mit einer Kurzgeschichte des deutschen Nachkriegsschriftstellers Siegfried Lenz. Die Geschichte erzählt von einem Mann, der spät in der Nacht ein Zimmer sucht und nur ein Doppelzimmer, das er sich mit einem anderen teilen muss, findet. Seinem Zimmergenossen erzählt er die ungewöhnlichen Motive seiner Reise. Der Reisende kommt auf seinen Sohn zu sprechen.

Anhaltender Applaus und viel Gelächter

Je den Morgen sehe dieser auf dem Schulweg einen Zug vorbeifahren und jeden Morgen winkt der Sohn den Reisenden begeistert zu. Das Problem: Niemand winkt zurück und das macht den Sohn sehr unglücklich. Das sei so weit gegangen, dass er, der Vater, beschlossen habe, selbst mit dem Zug zu fahren. Am nächsten Morgen muss der Vater aber feststellen, dass er den Zug verpasst hat und sein Zimmergenosse schon aufgebrochen ist.

Niedergeschlagen macht er sich auf den Nachhauseweg, sein Sohn kommt ihm aber glücklich entgegen und erzählt ihm, dass heute einer gewinkt habe und es wird klar, dass das der Zimmergenosse des Vaters gewesen sein muss.

Im Laufe des Abends traf eine Erzählung aus Lenz’ Erzählband "So zärtlich war Suleyken" ebenfalls den Nerv des Publikums. Auch die Geschichte "Ein Kilochen Nägle" wurde vorgetragen.

Dazu gab es auch einige Werke des schwäbischen Literaturnobelpreisträgers und Dichters Herrmann Hesse. In einer Erzählung aus dessen Buch "Glück" beschreibt Hesse wie er am Ufer des Bodensees sitzt und plötzlich das Bedürfnis verspürt, zu malen. Er stellt sich vor wie das Wasser und der Kies auf einem Gemälde aussehen würden und beginnt seine Umwelt mit den Farben eines Aquarells zu beschreiben. Bald muss der Künstler aber feststellen, dass er die wahre Schönheit dieser Blume nie in Farben festhalten werden wird und wirft sein unvollendetes Werk weg.

Mit diesen und noch mehr Geschichten fühlte sich das Publikum gut unterhalten und zeigte das mit anhaltendem Applaus und viel Gelächter.