44-jähriger Angolaner soll minderjährigen Töchter seit Jahren missbraucht haben.

Hechingen/Balingen - Über mehrere Jahre hinweg soll ein Vater seine beiden minderjährigen Töchter sexuell missbraucht haben. Seit Montag steht der 44-jährige Angolaner aus dem Zollernalbkreis vor dem Hechinger Landgericht.

In der Verhandlung gab der Mann die Taten zu. Über die Ursachen ließ er die Kammer jedoch im Unklaren. Es werde so gewesen sein, wie die Töchter sagen, räumte er nach Verlesung der Anklageschrift ein. Er selber könne sich nicht erinnern.

Das war dem Vorsitzenden Richter Herbert Anderer zu wenig. Daraufhin räumte der Mann, der seinen Töchtern die Aussage im Zeugenstand ersparen wollte, ein: Ja, es stimme, was die Mädchen der Polizei erzählt hatten. Er habe sie in mehr als 200 Fällen zum Geschlechtsverkehr und zu sexuellen Handlungen missbraucht, die ältere, heute 17-Jahre alte Tochter bereits seit 2006, die Jüngere, inzwischen Zwölfjährige, seit 2009.

Er habe die Mädchen in Abwesenheit seiner Frau regelmäßig in sein Zimmer geholt und sie überredet oder gezwungen, mit ihm Szenen aus Pornofilmen nachzuspielen, die er ihnen zuvor gezeigt hatte. Dabei habe er in Kauf genommen, dass die ältere Tochter schwanger werden könnte.

Der 44-Jährige beteuerte aber auch, er sei glücklich verheiratet, führe mit seiner Frau ein befriedigendes Sexualleben und habe sich niemals geschlechtlich zu Kindern hingezogen gefühlt.

War das wirklich so? Das wird sich im Lauf der weiteren Verhandlung zeigen, wenn seine Frau und deren Ärztin in den Zeugenstand treten. Hinweisen der Ärztin zufolge war der Angeklagte mit der Situation im ehelichen Schlafgemach doch nicht so zufrieden, wie er es gestern beteuerte.

Wie es also geschehen konnte? Der sanftmütig wirkende Mann aus Angola hatte gestern keine Antwort. Er sagte, er schäme sich seiner Taten. Er habe sich gefreut, als Ende des vergangenen Jahres die Polizei vor seiner Tür stand. Es wäre besser, er wäre niemals geboren worden. Das habe bereits sein Vater vor langer Zeit gesagt.

Liegt die Wurzel des Übels in der Kindheit? Der Schilderung des Mannes zufolge war seine afrikanische Kindheit die Hölle auf Erden: Der Vater prügelte die Familie, erschlug in einem Wutanfall den siebenjährigen Zwillingsbruder des Angeklagten. Ein Stiefbruder habe die jüngeren Geschwister drangsaliert, sie sexuell genötigt und sie ihren eigenen Kot essen lassen.

Später sei er verschleppt und als Kindersoldat in den Bürgerkrieg geschickt worden, erzählte der Angeklagte. Dabei habe er abgehackte Köpfe und zerfetzte Körper gesehen und Menschenblut trinken müssen. Ja, auch er habe getötet, räumte er ein – mit den Kugeln seines Maschinengewehrs ebenso wie mit dem Bajonett.

Durch Veranlassen seines Vaters sei er schließlich vom Kriegsdienst entbunden worden, habe für den Geheimdienst gearbeitet, sei in Kuba geschult worden und habe sich in der Sowjetunion aufgehalten, wo er vorgab, Medizin zu studieren, in Wahrheit aber seine Landsleute bespitzeln musste.

1990 sei die Flucht nach Deutschland geglückt, wo er sich zunächst vergeblich um Asyl beworben habe. 1991 habe er dann eine Deutsche geheiratet, habe mit ihr vier Kinder gezeugt und sei eine Zeitlang durch Straftaten im Rausch aufgefallen.

Die abenteuerliche Geschichte wollte ihm der Vorsitzende nicht ohne weiteres abkaufen. In früheren Verhandlungen hatten andere Richter und Beamte die Lebensbeichte des 44-Jährigen bereits als "unglaubwürdig" bezeichnet. Zu welchem Ergebnis die Strafkammer des Landgerichts Hechingen kommen wird, wird sich zeigen. Die Fortsetzung der Verhandlung findet am Donnerstag, 31. März, statt.