Neonazi-Rock war Thema des Films "Blut muss fließen". Foto: dpa/Försterling Foto: Schwarzwälder-Bote

Seminar des Gedenkstättenverbunds in Hechingen ist mit etwa 40 Teilnehmern gut besucht

Von Maike Stopper

Hechingen. Mit dem Film "Blut muss fließen" endete am Samstag in Hechingen eine Konferenz des Gedenkstättenverbunds Gäu-Neckar-Alb, das von 40 Teilnehmern besucht wurde.

Teilnehmer waren Mitglieder von Initiativen des Gedenkstättenverbunds, Jugendguides sowie Lehrer und Jugendarbeiter. Themen waren nicht nur offen neonazistische Aktivitäten, wie beispielsweise Hakenkreuzschmierereien und gewalttätige Angriffe, sondern auch Fragen, wie einem rechtslastigem Denken in der Mitte der Gesellschaft begegnet werden kann. Als Beispiele wurden abwertende Haltungen Behinderten oder Sinti und Roma gegenüber genannt. Geeignete Mittel seien die Vermittlung historischer Tatsachen, wie sie etwa durch Gedenkstätten vermittelt werde, ein Argumentationstraining in Schulen und ein bewusstes Einschreiten, wenn in der Öffentlichkeit solche Haltungen diskutiert würden.

Zum Abschluss wurde im Hechinger Burgtheater ein Film des Regisseurs Peter Ohlendorf gezeigt, in dem Neonazi-Rockkonzerte thematisiert wurden. Der Film schildert die Recherchen des Journalisten Thomas Kuban, der seit 2003 undercover in Nazi-Kreisen unterwegs war und immer wieder Neonazi-Rockkonzerte in allen Teilen Deutschlands besuchte. Er stieß dort häufig auf Lieder, in denen es um Gewalt und Hassreden gegenüber Juden geht und die aufgrund von Volksverhetzung eigentlich verboten sind.

Die Liedzeile "Blut muss fließen, knüppelhageldick, und wir scheißen auf die Freiheit dieser Judenrepublik" hat dem Film seinen Namen gegeben. Kuban ging bei seinen Recherchen trotz Verkleidung ein hohes Risiko ein, da er stets damit rechnen musste, dass die kleinen Kameras, mit denen er die Konzerte filmte, entdeckt werden.

Abschließend konnten die Zuschauer Peter Ohlendorf Fragen stellen. Auf Unverständnis stieß die häufige Tatenlosigkeit der Polizei bei Neonazi-Konzerten. Diese würden oft in ländlichen Gegenden veranstaltet, wo sie Jugendliche auch deshalb ansprächen, weil es dort sonst kaum Veranstaltungen gebe. Ohlendorf wies darauf hin, dass Rechtsextremismus nicht nur ein Problem der unteren Bildungsschicht sei, wie häufig angenommen werde. Es gebe viele Neonazis, die aus Akademikerhaushalten stammen. Der Zulauf zur rechtsextremen Szene habe mittlerweile etwas abgenommen.