Viel wird derzeit über Hechingen und seine Bürgermeisterin geschrieben. Auf Privatsphäre wird wenig Wert gelegt. Foto: Rath

Hechinger lehnen Skandalberichterstattung ab. Landratsamt besteht auf Gespräch. Mit Video

Hechingen - Nun berichten auch private Fernsehsender über Dorothea Bachmann, ebenso deutschlandweit vertriebene Magazine. Dabei steht das Privatleben der Hechinger Bürgermeisterin im Vordergrund. Kommunalpolitische Belange interessieren kaum.

Dabei gibt es durchaus neue Entwicklungen. Am Montag erklärte das Landratsamt auf Nachfrage unserer Zeitung: "Aufgrund des erneuten krankheitsbedingten Ausfalls und der öffentlichen Berichterstattung bezüglich der Vorkommnisse mit dem Dienstwagen der Stadt Hechingen wird das Landratsamt so schnell wie möglich ein Gespräch mit Frau Bürgermeisterin Bachmann veranlassen." Thema dabei wird wohl auch die Frage der Dienstfähigkeit der Bürgermeisterin sein. Diese zu überprüfen, ist laut Gesetz Aufgabe des Landratsamts. Mit 17 Dienstjahren könnte Dorothea Bachmann sofort in den Ruhestand wechseln und hätte Anspruch auf mehrere tausend Euro monatlich.

Immer klarer wird mittlerweile auch, dass das Verhalten von Dorothea Bachmann für die Stadt Probleme mit sich bringt. Beispielsweise verliert sie durch ihren Wegzug aus dem Landkreis auch ihren Sitz im Aufsichtsrat der Sparkasse: Im Regionalverband, wo derzeit mit dem Flächennutzungsplan über ein Regelwerk beraten wird, das auf viele Jahre bauliche Entwicklungen maßgeblich beeinflusst, verhandeln Stellvertreter der CDU-Liste, die nicht aus Hechingen kommen, wenn Bachmann fehlt. Dass eine Stadt ganz grundsätzlich einen belastbaren Bürgermeister braucht, steht außer Frage.

Internet-Zeitungen ohne Rücksicht auf Privates

Solche Aspekte spielte für zahlreiche Online-Medien, die am Montag über Dorothea Bachmann schrieben, herzlich wenig. Diese Internet-Nachrichten-Portale schrieben hemmungslos aus der "Bild am Sonntag" ab, nahmen es mit manchen Tatsachen nicht allzu genau und bebilderten ihre Beiträge teilweise mit geschmacklosen Fotos von nachgestellten Szenen.

Mehrere private Fernsehsender, die am Montag deutschlandweit über Dorothea Bachmann berichteten, interessierten sich auch stark für das Privatleben der Bürgermeisterin. Sie schickten aber auch Teams nach Hechingen, die eigene Recherchen anstellten. Unter anderem erkundigten sie sich auch in der Redaktion des Schwarzwälder Boten und bezogen sich auf lokalpolitische Aspekte, die sie einem Artikel in der Montagsausgabe des Lokalteils entnommen hatten. Auch in Hechinger Gaststätten bauten sie ihre Kameras auf. Sie interessierte vor allem, was die Hechinger von ihrer Bürgermeisterin halten und von den Vorgängen, die mit ihr in Verbindung gebracht werden.

Überwiegender Tenor: Die Hechinger lehnen eine Skandal-Berichterstattung aus dem Privatbereich der Bürgermeisterin ab - wie auch unser Video zeigt:

Die Hechinger wünschen sich zudem, dass ihre Stadt möglichst bald wieder aus den negativen Schlagzeilen verschwindet. Und was die Dienstfähigkeit von Dorothea Bachmann angeht, wünschen sie sich vor allem, dass diese Frage bald geklärt ist und die Stadt wieder vernünftig geführt wird.