Klaus Kortüm (links) und Gerd Schollian sind stets im Einsatz für das Freilichtmuseum. Bei der Pressekonferenz am Mittwoch führten sie über die Römeranlage und erläuterten die neusten Ausgrabungen. Fotos: Huger Foto: Schwarzwälder-Bote

Freilichtmuseum: Es gibt Hinweise auf Überfälle auf das römische Landgut / Schutt als wertvolles Indiz

Bei einer Ausgrabung im Römermuseum in Stein gibt es Hinweise darauf, dass es dort vier Ecktürme gegeben hat. Die könnten als Schutz vor Räuberbanden gedient haben.

Hechingen-Stein. Wer Reichtümer besitzt, will diese meist gut absichern. Das war auch schon zu Römerzeiten so. Vermutlich gab es auf der Römeranlage in Stein deshalb vier Ecktürme. Sie dienten wohl dazu, mögliche Unholde aus der Ferne zu erspähen. Denn "eine reiche Villa, war relativ einfach zu überfallen", erzählte Archäologe Klaus Kortüm bei der Pressekonferenz am Mittwochmittag in der Portikushalle des römischen Freilichtmuseums.

"Wahrscheinlich gab es Türme an allen vier Ecken", so Kortüm weiter. Das vermutlich, weil es damals innenpolitisch kriselte und Banden ihr Unwesen trieben. Sie hatten es auf die Reichtümer der damaligen Bewohner der Anlage abgesehen. Man könne jedenfalls davon ausgehen, dass in Stein "die Spitze der damaligen Gesellschaft" gelebt hat.

Ob es sich wirklich um Wachtürme handelt, könnte anhand des Schutts herausgefunden werden. Um als Wachturm zu gelten, muss nämlich eine bestimmte Höhe nachgewiesen werden. Von der Anzahl der Steine kann auf die Höhe der Türme geschlossen werden.

"Der römische Schutt ist ein wertvolles archäologisches Objekt", brachte es Kortüm auf den Punkt. Leider sei der ausgegrabene Turm nicht komplett umgestürzt, sondern wurde allem Anschein nach teilweise abgetragen. Einfacher ist da die Situation beim "Haus mit den umgefallenen Wänden".

Instabiler Untergrund sorgt für den Einsturz der Wände

Dort sind die Steine nahezu komplett erhalten. So ist laut Kortüm eine Rekonstruktion "im echten Sinne" möglich. Detailfragen zum Aussehen von Giebeln, Blendbogen, Konsolensteinen und Stützfundamenten seien gesichert.

Doch warum sind die Wände überhaupt eingestürzt? Das ist in jedem Fall dem "instabilen Untergrund" geschuldet. Einst seien gar "meterweise Mauern den Hang hinuntergeflossen", so Kortüm. Wobei dieses Fließen jedoch kein schneller Vorgang gewesen sei. Die ausgegrabenen Mauern müssen allerdings irgendwann wieder zugeschüttet werden, "um sie zu konservieren", erklärte Kortüm. Ansonsten bräuchte man eine riesige Schutzhalle.

Und die würde selbstredend eine Menge Geld kosten. Geld, das man beim Förderverein des Römermuseums derzeit nicht hat.

Hoffnung auf mehr Unterstützung wird nicht aufgegeben

Der Vorsitzende Gerd Schollian brachte offen seine Enttäuschung über den Mangel an Sponsoren zum Ausdruck. Es scheine so, als ob sich niemand für das Freilichtmuseum interessiere. Es gebe "so tolle Betriebe" in Hechingen. Doch nur ein paar unterstützen den Verein. Er werde die Hoffnung aber nicht aufgeben.

40 Jahre gibt es inzwischen den Förderverein, und etliche ehrenamtliche Stunden sind seither geleistet worden. Der Lohn: Über eine Millionen Besucher haben die Anlage in Stein bereits besucht. Sie sei "ein Highlight in Süddeutschland". Mit dem Wiederaufbau des Tempelbezirks habe sie zudem ein Alleinstellungsmerkmal. Dort sollen nach Möglichkeit in Zukunft Inszenierungen stattfinden, um den Besuchern "den Gesamtaspekt näherzubringen".

Das nächste Ziel ist, die innere Umfassungsmauer des Geländes ans Tageslicht zu bringen. Weiter hat ein privater Spender 10 000 Euro für den Bau eines Tempels gespendet. Der soll im nächsten Jahr geplant werden.