Unter dem Stichwort Hechingen finden Twitter-Nutzer nicht nur Ansichten der Zollernstadt, sondern auch Anzügliches. Foto: Stadt: Fechter, Bildcomposing: Hürster

Wer im Internet bei Twitter nach Hechingen sucht, sieht Schmuddelwerbung. Portalbetreiber nicht zu erreichen.

Hechingen - Kaum einem ist aufgefallen: Hechingen ist Opfer einer Sex-Attacke. Und zwar auf dem Internet-Portal (genauer gesagt Mikrobloggingdienst) Twitter.

Gibt man auf Twitter in der Suche das Stichwort "Hechingen" ein, bekommt man nicht nur einige interessante Artikel zur Zollerstadt angeboten, sondern auch irritierende Werbung. Je nach dem wie viel gerade getwittert wird, ist jedes zweite Suchergebnis Werbung für ein Erotikportal.

Da ist dann zum Beispiel ein Foto von Philipp Hahn, dem Ersten Beigeordneten der Stadt, direkt über dem Foto einer freizügigen Dame zu sehen. Über dem Bild der Frau werden intime Handlungen einer "Blondine" angepriesen. Dabei ist die Dame auf dem Foto nicht mal blond. Geschenkt. Jedenfalls ist das schon harter Tobak, was da passiert. Wer es nicht glaubt, kann sich hier unter #Hechingen selbst ein Bild machen.

Jeder – also auch Jugendliche – der auf Twitter nach Nachrichten zu Hechingen sucht, sieht die anzügliche Werbung. Doch was sagt man bei Twitter zu diesem Missstand? Schlichtweg gar nichts. Denn jemanden von der Presseabteilung, respektive irgendeinen Verantwortlichen ans Telefon zu kriegen, scheint unmöglich. Unfassbar, hält man sich Folgendes vor Augen: In Deutschland zählt der Bloggingdienst über fünf Millionen Nutzer. Zum Vergleich: Hechingen (knapp 20.000 Einwohner) hat einen Pressesprecher. Twitter hat anscheinend nicht einmal einen Presseverantwortlichen für ganz Deutschland.

Die Statuten sind bezüglich der Sexwerbung allerdings auch nicht ganz eindeutig. Zwar heißt es dort: "Als nicht jugendfreie Inhalte betrachten wir alle Medien, die pornografischer Natur sind und/oder beabsichtigen, sexuelle Erregung hervorzurufen. Einige Beispiele sind...vollständige oder teilweise Nacktheit (einschließlich Nahaufnahmen von Genitalien, Gesäß oder Brüsten)".

Portal ist nicht jugendfrei

An anderer Stelle räumt Twitter jedoch ein: "Einige Formen von drastischer Gewalt, nicht jugendfreien Inhalten oder Hass schürenden Bildern können in Tweets erlaubt sein, wenn gekennzeichnet wurde, dass sie möglicherweise sensible Medien enthalten". Ja wie denn nun? Klingt ziemlich inkonsequent. Aber ist ja niemand zu erreichen bei Twitter.

Der einzige Ausweg ist wohl, alle Beiträge mit anzüglichen Inhalten als "Spam", also unverlangt zugestellte Nachrichten mit werbendem Inhalt zu melden. Ob das etwas nützt, sei dahingestellt. Wer also nach "Hechingen" sucht, findet auf Twitter eine Art modernes Sodom und Gomorra. Die Mitarbeiter der Stadt haben sich zu der unerwünschten Werbung bisher nicht zu Wort gemeldet.

Doch auch sie stünden erstmal vor dem Problem, überhaupt Kontakt zu Twitter herzustellen. Das sollten im Übrigen auch andere Gemeinden versuchen. Allem Anschein nach ist auch Burladingen von der stillen Sex-Attacke betroffen, wenngleich in weniger gewichtigerem Ausmaß.

Dort gibt es zwar keine obszönen Bilder, aber es werden doch öfter "sexy girls" angepriesen. Was dagegen unternommen werden kann, ist unklar. Bleibt zu hoffen, dass sich das Problem irgendwie von selbst löst. Aber eines ist sicher: Twitter ist keineswegs eine jugendfreie Plattform. Das sollten die Hechinger Eltern vielleicht wissen.