Das Urteil ist gesprochen: Bis zum Ende der Fasnet darf die Kappel-Anna in Stein noch ihr Unwesen treiben. Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Steiner Rathaus fest in der Hand der Narren / Ortsvorsteher kann sich nun ein wenig ausruhen

Da ist das Ding – genauer gesagt der Rathausschlüssel. Triumphierend reckte ihn die Kappel-Anna am Donnerstag in die Höhe und wagte zur Feier des Tages ein Tänzchen mit dem Strohbären.

H echingen-Stein. Stein ist fest in Narrenhand, gar keine Frage. Dass es im Ort "dagega goht", davon zeugt auch der Baum auf dem Dorfplatz, der am "Schmotzigen" von den Mitgliedern der örtlichen Feuerwehrabteilung aufgerichtet wurde. Funkelten zur Weihnachtszeit an der Tanne noch die Lichter, weisen sie nun bunte Bänder als weithin sichtbares närrisches Symbol aus.

Ein zweites Leben wurde bis zum Ende der Fasnet auch der Kappel-Anna geschenkt – und das obwohl ihre Chancen im Vorfeld nicht gut standen. Denn die Steinemer Hexe, so wussten ihre Häscher, hat einiges auf dem Kerbholz. Am Donnerstag ahnte sie denn wohl auch früh, dass es eng für sie werden würde.

Während die Sadbolla unter den Augen zahlreicher Zuschauer zu den Klängen der Lumpenkapelle ihren Brauchtumstanz aufführten, nutzte sie nämlich klammheimlich einen unbeachteten Moment, um sich aus dem Staub zu machen.

Der erste, der ihr Verschwinden bemerkte, war Narrenchef Ralf Widmann. "Wo ist die Kappel-Anna?", fragte er in die Runde. Und erhielt schon bald mehrere Hinweise auf den Verbleib der Entflohenen, deren Flucht vor dem Hohenadel-Narrenrat ein Ende fand. Einer Verurteilung konnte sie zwar nicht entgehen, jedoch erhielt sie bis zum Fasnet-Dienstag eine Gnadenfrist, was den imposanten Strohbären zu einem freudigen Luftsprung veranlasste.

Weniger euphorisch dürfte angesichts der Tatsache, dass sein Stuhl im Rathaus nun von waschechten Narren in Besitz genommen wird, Ortsvorsteher Klaus Schetter gewesen sein. Trotzdem gab er am Donnerstag freiwillig den Rathausschlüssel ab, denn so einige Tage Zwangsurlaub haben ja auch ihren Reiz.

In der nächsten Zeit wird der abgesetzte Ortsvorsteher nun gespannt beobachten, wie sich die Narren beim Regieren so schlagen.