Hartmut Ludwig aus Berlin referierte in der Johanneskirche über den Pfarrer Peter Katz. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Hartmut Ludwig berichtet über Schicksal des Pfarrers Peter Katz

Hechingen. Die Nazi-Rassenideologie machte auch vor der Kirche nicht halt. Im evangelischen Gotteshaus in Hechingen beleuchtete Hartmut Ludwig am Freitag das Schicksal des Pfarrers Peter Katz.

"In der Johanneskirche hat Pfarrer Katz gewirkt, gepredigt und dieselbe Liturgie gefeiert wie wir heute", hob Pfarrer Herbert Würth bei der Begrüßung hervor.

Geboren wurde Peter Katz im Jahre 1886 in Mannheim. "Seine Eltern waren Juden, hatten aber schon länger keine Verbindung zur jüdischen Gemeinde mehr", erklärte der Referent. 1888 konvertierten sie zum evangelischen Glauben, der damals zweijährige Sohn wurde getauft. 1919 heiratete Katz seine Ehefrau Gertrud, mit der er drei Kinder bekam. Als Pfarrer war er von 1922 bis 1929 in Fahrenbach tätig, parallel dazu publizierte er Texte.

Wie groß die Diskrepanz zwischen den Aussagen derer ist, die ihm ein sehr gutes Zeugnis ausstellten und derjenigen, die ihn später mit allen Mitteln aus dem Amt drängen wollten, kam im Vortrag zum Ausdruck. So bezeichnete ihn etwa der Landesbischof der evangelischen Landeskirche in Nassau, August Kortheuer, als "einen zweifellos über den Durchschnitt begabten Pfarrer".

"In gutem Einvernehmen mit Gemeinde und Vereinen" bekleidete Peter Katz, wie er selbst schrieb, ab 1931 die Pfarrstelle in Hechingen. Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung im Januar 1933 änderte sich jedoch die Situation und es schlug die Stunde seiner größten Widersacher – unter ihnen der Arzt und NSDAP-Kreisleiter Theodor Johannsen –, die im Sommer desselben Jahres den Kampf gegen ihn eröffneten.

Es war ein dunkles Kapitel, auf das der Referent dabei zu sprechen kam, und das sich in der Forderung der Gegner manifestierte, dass "der Jude Katz von der Kanzel herabsteigen müsse." Deutsche könnten nur von Deutschen, nicht aber von Juden geistlich betreut werden. Da es zu diesem Zeitpunkt noch keinen Arierparagrafen gab, hätten sich sechs von 20 Mitgliedern des Gemeindekirchenrats zusammengetan und in einem Brief an den Sigmaringer Superintendenten die Versetzung des Pfarrers gefordert, so Ludwig. Ihre vorgeschobenen Argumente: Die Gemeinde werde immer mehr zurückgeworfen, die Predigten seien langweilig, Gottesdienste würden nicht regelmäßig stattfinden und die Vereine lägen darnieder. "Es waren haltlose Vorwürfe,", der eigentliche Grund sei klar gewesen, so der Referent. Dennoch veranlasste das Konsistorium ihn, sich im Oktober 1933 beurlauben zu lassen. Am 3. Februar 1934 wurde er wegen "nicht-arischer Abstimmung" in den Ruhestand geschickt.

"Alles Kämpfen und Hoffen ist sinnlos geworden", schrieb Katz im September 1935. Mit seiner Familie emigrierte er 1939 s nach Cambridge, wo er den Doktor-Grad erwarb und später den Nachnamen Walters, den Familiennamen seiner Ehefrau, annahm. Für seine Septuaginta-Studien verlieh ihm die Theologische Fakultät Heidelberg 1961 den Titel eines Ehrendoktors. Am 25. März 1962 starb er an Leukämie.