Optimale Wetterbedingungen führten in diesem Jahr zu einem frühen Pilzwachstum. Foto: Beiter

Warmer Sommerregen als Initialzündung. Steinpilz, Maronenröhrlinge und Rotkappen sind typisch.

Hechingen - Steinpilz, Maronenröhrlinge und Rotkappen sind typisch für den herbstlich gedeckten Tisch. Doch in diesem Jahr sprießen die Waldpilze nach zwei mageren Pilzjahren bereits im Hochsommer. Verantwortlich dafür sind die hohen Niederschläge der vergangenen Woche.

"Die Bedingungen waren einfach optimal", erklärt Forstdirektor Hermann Schmidt vom Forstamt in Hechingen das relativ frühe und beinahe explosionsartige Wachstum der Pilze. Gänzlich erklären lasse es sich nicht, doch sicher spielten dabei verschiedene Faktoren eine Rolle. So hatten durch die lange Trockenheit auch im vergangenen Winter die Sporen optimale Möglichkeiten zur Verbreitung. Als dann im Juli der warme Sommerregen auf den gut durchgewärmten Waldboden traf, wirkte dies wie eine Art Initialzündung auf die Pilze. "Die Wärme war da und dann kam die Feuchtigkeit – es war, wie wenn die Wüste nach einem Regen aufblüht", wählt Schmidt einen bildlichen Vergleich zur Verdeutlichung. Und er sagt: "Die Pilze sind ja förmlich aus dem Boden geschossen."

Gewundert habe er sich allerdings, dass die Pilzexplosion bereits so früh eingesetzt habe. "Das ist sonst ja eher eine Herbstsache", bemerkt Schmidt. Wegen der warmen Sommertemperaturen würden die Pilze dann allerdings auch entsprechend rasch verderben oder madig werden – was jedem Pilzsammler leidlich bekannt ist. Vor allem die beliebten Steinpilze können dann rasch ein wurmiges Eigenleben haben.

Für Schmidt ist es deshalb eine Selbstverständlichkeit, dass nur frische und gut erhaltene Exemplare gesammelt werden. Pilzsammler sollten sich auf diese Arten beschränken und nur mit nach Hause nehmen, was sie kennen.

Fundstellen nach dem Abschneiden abdecken

Außerdem plädiert Schmidt dafür, den Pilz nicht auszureißen, sondern abzuschneiden, damit "im Wald bleibt, was dort hingehört". Denn der eigentliche Pilz ist ein Myzel, das versteckt im Boden wächst. Was der Feinschmecker beim Sammeln nach Hause nimmt, ist lediglich der Fruchtkörper. Deshalb wird auch empfohlen, die Fundstelle am besten mit Laub oder Moos abzudecken.

Laut Landeswaldgesetzt ist die Menge der zu sammelnden Pilze geregelt und orientiere sich an dem Begriff "Handstrauß", so Schmidt. Sammeln für den normalen Eigenbedarf stelle sicher kein Problem dar und werde auch vom Gesetz her abgedeckt, erklärt Schmidt. Für Neulinge hat Schmidt einen Rat: "Am besten geht man mit einem bekannten Pilzkenner in den Wald, der einem vor Ort alles erklären kann." Das schütze sowohl die Pilze, als auch denjenigen, der sie anschließend essen möchte.

Zum Sammeln empfiehlt Schmidt einen luftigen Korb. "Auf keinen Fall eine Plastiktüte", weil der Pilz dort rasch faulen könnte. Die ausgiebigen Regengüsse der vergangenen Wochen kamen den Forstleuten aber nicht allein wegen der Pilze mehr als gelegen: Die Feuchtigkeit habe die Bäume widerstandfähiger gegen die drohende Borkenkäferplage gemacht. "Diese Geschichte hat sich damit jetzt etwas abgeflacht und entspannt", zeigt sich der Forstfachmann froh. "Der Regen hat nicht allein Pilze gebracht. Er hat vor allem auch den Bäumen gut getan."