Während die Schüler konzentriert eine Aufgabe bearbeiten, schauen ihnen Stefan Maier (links) und Maike Neumann gespannt über die Schulter. Foto: Renner Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Workshop zum Thema Fake News / SWR-Korrespondent zu Besuch

Youtube, Google News, Facebook, Instagram, Snapchat – das sind die Medien, die junge Leute hauptsächlich nutzen. Sie für Fake News zu sensibiliseren, war das Ziel eines Workshops am Gymnasium.

Hechingen. Die Hechinger Bildungsanstalt war eine von zwölf Schulen, die im Rahmen der Initiative Kindermedienland Baden-Württemberg und der Projektwoche "Korrespondenten machen Schule" vom SWR besucht wurden. Nach Hechingen kamen Maike Neumann, Referentin im Landesmedienzentrum, und Stefan Maier, SWR-Korrespondent für die Tagesschau, Tagesthema und Weltspiegel im SWR-Büro in Kairo. Sie schauten am Gymnasium vorbei und sensibilisierten Schüler der neunten und zehnten Klasse für das Thema "Fake News".

Neumann fragte zunächst die Schüler, welche Medien sie nutzen und ob sie schon einmal einer Fake-News aufgegessen sind. Ein Schüler meinte, er habe schon mal gelesen, dass ein Rapper gestorben sei. Im Nachhinein stellte sich diese Info als falsch heraus. Neumann nannte als Beispiel die Reddit-Meldung, dass man angeblich ein iPhone in der Mikrowelle aufladen könnte.

Als Auslandskorrespondent berichtet Maier aus der arabischen Welt, also auch aus Syrien. "Es ist schwierig, von dort zu berichten, weil es gefährlich ist. Deshalb arbeiten wir mit verschiedenen Mitteln", sagte er. Man kooperiere mit einer Nachrichtenagenturen wie der dpa zusammen, aber oftmals suche man sich einen sogenannten "Stringer" oder "Fixer", sprich eine Art Kontaktmann, der sich vor Ort auskennt.

Manche "leben davon, dass sie den Krieg filmen"

Ein Schüler wollte von Maier wissen, wie es sich angefühlt hat, in der Kriegsregion Syrien gewesen zu sein. "Ein etwas seltsames Gefühl, ich hatte die Hosen voll", gestand Maier. Schließlich gab es einen Tag nach der Abreise einen Bombenangriff. "Es gibt Kriegsreporter, die nicht das Glück wie ich haben, bei einer großen Fernsehanstalt zu arbeiten. Die machen das auf eigene Faust, für die ist es richtig gefährlich. Aber die leben davon, dass sie den Krieg filmen."

Wie korrekt berichtet der SWR, fragte ein anderer Schüler. "Wir sind angehalten, neutral zu berichten. Eine Ausgewogenheit kann nur dadurch entstehen, indem man den offiziellen und inoffiziellen Weg zur Informationsbeschaffung geht", so Maier

Und was zahlt man für einen Stringer? Maier: "Das ist unterschiedlich. Können aber schon auch mal 1000 US-Dollar pro Tag sein. Der Stringer selbst riskiert viel und hat Verantwortung für uns." Es sei ein schmaler Grat, auf dem man sich bewege.

Nach der Fragerunde ging Maier auf ein konkretes Fake-News-Beispiel ein – den Giftgas-Angriff im April 2018. "Das Regime in Syrien hat es sofort bestritten, der Vorfall wurde aber untersucht." Der Westen behauptete, dass Giftgas eingesetzt wurde, Russland bestritt es. Beide beteuerten, Beweise dafür zu haben, was aber nicht der Fall war. Experten der OPCW (Mission der Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen) legten einen Bericht vor, indem es hieß, dass Chlorgas A eingesetzt wurde. "Aber sie durften nicht sagen, wer es war", erklärte Maier. Da die Tagesschau seit eineinhalb Jahren eine Faktenfinder-Redaktion hat, konnte herausgefunden werden, dass ein Film zum Giftgas-Angriff nicht das reale Geschehen dargestellt, sondern ein vom Regime produzierter Spielfilm war.

Die Schüler dürften einiges Wissenswertes mit nach Hause genommen haben. Die Informationskompetenz steht bei der Bewertung der unterschiedlichen Quellen über allem. Neumann ging deshalb noch abschließend auf die "Filterblase" (wenn Webseiten durch Algorithmus versuchen vorauszusagen, welche Informationen der Nutzer haben möchte) ein.