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Hechinger Paar lebt das ganze Jahr im Wohnwagen

Da leben, wo andere Urlaub machen – Ingeborg Tekdeveli und Joachim Stöckl haben das konsequent umgesetzt. Seit drei Jahren leben sie in ihrem Wohnwagen auf dem Hechinger Campingplatz und sind glücklich dabei.

Hechingen. Ein sonniger Morgen. Das Paar sitzt gemütlich in Liegestühlen vor ihrem großen Wohnwagen mit Vorzelt. Der Sonnenschirm spendet Schatten, Hund Babsi liegt müde blinzelnd im Gras. Minihecke, Blumenkübel, Grill, Bierbankgarnitur, vom übernächsten Zelt aus grüßt der braungebrannte Nachbar, ein anderer Wohnwagen rollt gerade vom Gelände. "Die fahren jetzt in den Urlaub", sagen die beiden. Sonst stehe der Wagen immer in Hechingen, an den Wochenenden seien die Besitzer meistens auf dem Platz. Auf der Wiese Spielzeug und Campingstühle. Das dazugehörige Wohnmobil mit vierköpfiger Familie ist auf Ausflugsfahrt und wird für den Abend zurückerwartet. Nette Leute seien das, sagen die beiden, und "irgendwie ist immer was los, langweilig wird es einem hier nicht so leicht."

Wie kommt man auf die Idee, in einen Wohnwagen umzuziehen? Begeisterte Camper waren die beiden immer schon, "kaum ein Wochenende, wo wir nicht mit dem Wohnwagen unterwegs waren", erzählt Ingeborg Tekdeveli. Aber gelebt haben sie in ihrer Hechinger Wohnung. Zweiter Stock, Balkon. Eigentlich schön. Trotzdem: "Wir haben immer wieder mal davon geredet, in den Wohnwagen zu ziehen", erzählen sie. Dort hätten sie sich einfach wohl gefühlt.

Dann kam eine Hüftoperation, und für Ingeborg Tekdeveli wurde das Treppensteigen schwierig. "Wir waren uns schnell einig, jetzt ist Schluss, wir ziehen um in den Wohnwagen, da ist alles ebenerdig", erzählt sie. Campingplatzchef Wolfgang Klingler war einverstanden. Seit September 2015 haben sie die Adresse Niederhechinger Straße 41. "War schon etwas ungewöhnlich, als wir uns da beim Einwohnermeldeamt umgemeldet haben, ging aber problemlos", sagen sie.

Und wie ist ihr Leben so? Ist es nicht kalt? Unkomfortabel? "Im Gegenteil", sagt Joachim Stöckl. Der geräumige Wohnwagen und das gut isolierte Vorzelt ließen sich kuschelig warm heizen. Gasflaschen liefern genug Energie. Das Duschgebäude auf dem Hechinger Campingplatz ist geräumig und beheizt. "Man zieht sich halt morgens an, geht da hin, und muss sich dann halt nochmal aus- und anziehen", erklärt Joachim Stöckl.

Günstige Miete und viel frische Luft

Vielleicht ist da eine Wohnung geringfügig komfortabler, aber dafür ist hier auf dem Platz die Miete viel günstiger, und vor allem ist die Lage und Aussicht auf dem Campingplatz nicht zu toppen. Viel Zeit verbringen die beiden im Freien, "das kann man mit früher gar nicht vergleichen", sagt Ingeborg Tekdeveli. Selbst im Winter sitzen sie manchmal draußen, wenn es nicht zu kalt ist. "Da muss man halt eine Jacke anziehen, aber das ist schön".

Und ist es nicht ein einsames Leben auf dem Campingplatz? Gleiche Antwort: "Im Gegenteil". Da sind zum einen die Dauercamper-Nachbarn, mit denen sie sich gut verstehen. Einer lebt ebenfalls auf dem Platz, die anderen verbringen viele Wochenenden dort. Auch im Winter. Eine feste Gemeinschaft. Dazu kommen die normalen Camper. "Man lernt sich hier schnell kennen, wenn man das will", erzählt das Paar.

Daraus entwickeln sich nette Freundschaften. "Da kamen welche, die wollten nur eine Nacht hier bleiben, die schauen jetzt jedes Jahr mehrfach vorbei und besuchen uns", erzählen sie strahlend. Auch ihre früheren Bekannten aus der Zeit mit normaler Wohnung besuchen die beiden gerne immer wieder. Feste und Geburtstage werden hier gefeiert. Dann wird der Grill angeworfen, "wenn man im Freien feiert, muss man hinterher nicht staubsaugen", sagt sie mit fröhlichem Strahlen.

Vermissen die beiden nichts? "Man muss sich so einen Schritt schon gut überlegen", räumen sie ein. Möbel, Werkzeug, viele Sachen von früher haben sie beim Umzug weggeschenkt. Der Wohnwagen ist zwar groß, aber Dachspeicher und Keller gibt es hier natürlich nicht. Trotzdem trauern sie früheren Wohnungszeiten nicht hinterher. "Man fühlt sich leichter, wenn man so lebt wie wir", meint Ingeborg Tekdeveli. Und weniger Platz bedeute auch weniger Hausarbeit, ist sie überzeugt. Der größte Wunsch der beiden: "Wir hoffen einfach, dass wir noch möglichst lange hier auf dem Platz so leben können."