Ein Konzert der besonderen Art gab es am Sonntag in der Wallfahrtskirche Maria Zell in Boll zu hören. Es bildete den Auftakt des "Kleinen Hechinger Kammermusikzyklus – Musikerlebnisse an schönen Orten". Foto: Willy Beyer Foto: Schwarzwälder Bote

Kammermusik: Konzertreihe in besonderem Ambiente / "Violinissimo" in der Wallfahrtskirche Maria Zell

Musik in eher kleinen, aber immer historischen Gebäuden, gerne auch weit auswärts in der Natur gelegen: Die immer im Frühsommer stattfindende Konzertreihe unter der künstlerischen Leitung des Tübinger Geigers Jochen Brusch ist seit langer Zeit so was wie ein Erfolgsmodell für die Zollernstadt.

Hechingen-Boll. Am Sonntagvormittag gab es in der schmucken Wallfahrtskirche Maria Zell wieder die erste Veranstaltung vom "Kleinen Hechinger Kammermusikzyklus – Musikerlebnisse an schönen Orten". Die Auftaktveranstaltung zu der beliebten, nunmehr in der 18. Auflage stattfindenden Reihe im Kleinod am Hang der Burg Hohenzollern veranlasste die Konzertbesucher, wieder den steilen Kreuzweg hoch zur Kapelle zu gehen.

Manche hatten an diesem schönen Vormittag auch schon eine Wanderung hinter sich. Oder man kam mit dem Fahrrad vorgefahren. Das bot sich an, um beim "Violinissimo" dabei zu sein. So war das Konzert mit virtuoser italienischer Violinmusik angekündigt worden. Jochen Brusch konnte für die Konzertreihe wieder so manchen hervorragenden Künstler gewinnen.

Der moderierende Violinvirtuose mit dem Riesenrepertoire im Gepäck hatte für den Auftritt in Maria Zell weitere Mitstreiter dabei: Roswitha Bettecken und Steffen Patzold, Violine, Anita Beitel auf der Viola und Martin Dinkel am Cello.

Das bestens aufeinander eingespielte Quintett spielte auch Werke von Komponisten, die weniger berühmt oder deren Namen nicht so geläufig sind, wie Francesco Maria Veracini oder Giuseppe Tartini. Das bekannteste Werk von Letztgenanntem ist ein Virtuosenstück par excellence, die "Teufelstriller-Sonate", hier in der Version mit der Kadenz von Fritz Kreisler. Spiccati genannte Springbogentechnik, komplexe Doppelgriffgänge, wiederholte schnelle Tonleiterelemente und Tonreihen – vollführt im kompletten Spektrum des Instrumentes, und dann die Triller, die bevorzugt in der Kadenz geradezu ständig mit den kleinen Fingern im schnellsten Tempo gegriffen werden mussten – es ist ein Meisterwerk mit höchstem Anspruch an den Ausführenden.

Die Eingebung zum Werk soll laut Überlieferung vom Teufel direkt kommen. Es bestach aber nicht nur durch teuflisch schnelle Passagen, sondern auch mit einem ruhigen, schier himmlisch verklärtem Adagio. Die Werke von Paganini, Corelli und Viotti hinzugenommen kontrastierten zu diesem Stück und letztlich hinterließ das Konzert einen ausgewogenen Eindruck über die Musica Italiana: Mal zarte Töne, mal stürmisch, eben ein "concerto dei suoni tenero e furioso".