Markus Traub referierte über selbstbestimmtes Wohnen im Alter. Foto: Renner Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Halbtägiger Workshop zum Thema Pflege mit drei interessanten Impulsvorträgen

Beim Workshop "Gute Pflege ist möglich" im Bildungshaus St. Luzen nahmen die 20 Teilnehmer durch drei Impulsvorträgen einige sinnvolle Anregungen für ihre tägliche Arbeit mit nach Hause.

Hechingen. So berichtete der Sozialpädagoge Markus Traub aus Boll, Inhaber der Koordinations- und Beratungsstelle für Pflege-WG’s, wie Wohngemeinschaften im Alter im Detail funktionieren und was dabei zu beachten ist. In Baden-Württemberg gibt es zwei WG-Formen. Die vollständig selbstverantwortete Wohngemeinschaft und die ambulante betreute, vom Anbieter geführte Wohngemeinschaft.

Bei Ersterer liegt das Hausrecht bei den Bewohnern und die Pflegedienste beziehungsweise Unterstützungsleistungen sind frei wählbar. "In Hechingen ist mir keine Wohngemeinschaft bekannt", gestand Traub ein. Auch im ganzen Zollernalbkreis werde dieses Konzept im Gegensatz zum Landkreis Tübingen bisher kaum umgesetzt.

Matthias Schneider, Verwaltungsratsvorsitzender der Sozialstation Rottenburg, referierte über eine gute Betriebskultur. "Man kann wirtschaftlich arbeiten und trotzdem ein Auge auf die Mitarbeiter werfen", meinte er eingangs. Die Mitarbeitergewinnung funktioniere am einfachsten durch Ausbildung. "Wir wollen auf Dauer in jedem Jahr vier Azubis haben. Eine Person ist dann extra für die Koordination und Betreuung zuständig", sagte Schneider und schob gleich hinterher: "Bis jetzt ist es uns immer gelungen, die Azubis zu halten."

Außerdem habe man eine Bonuskarte für Mitarbeiter eingeführt, deren besonderes Engagement damit festgehalten wird. "Das ist ein Zeichen dafür, dass wir den Mitarbeiter ernst nehmen und wir sehen, dass er/sie mehr tut."

Gestaltung des Dienstplans ist wichtig

Ein Baustein, um zufriedene Mitarbeiter zu haben, sei auch die Gestaltung des Dienstplans. "Wir haben einen 4-Wochen-Pflegeplan, dadurch sind die Wochenenddienste frühzeitig planbar und wir schaffen Transparenz", erläuterte Schneider. Weitere Benefits seien ein Betriebsausflug, ein Budget für Teambildungsmaßnahmen und der Besuch einer Beerdigung eines verstorbenen Heimbewohners, der als Arbeitszeit angerechnet wird. "Als Mitarbeiter und als Arbeitgeber muss man im Kopf flexibel bleiben", bilanzierte er.

Marcus Jogerst-Ratzka, Leiter des Seniorenhauses in Renchen bei Offenburg, informierte über kreativen Pragmatismus. Zunächst betonte er, dass sein Haus die nach eigenen Angaben einzige solitäre Kurzzeitpflegeeinrichtung im Ortenaukreis sei. Er stellte sodann die Quartierskonzepte vor. "Die Bewohner leben in einer familienähnlichen Struktur. Die Mitarbeiter essen gemeinsam mit den Bewohnern", führte er aus. Auf jeder Ebene des Hauses werde selbst gekocht. Er hob besonders die übertarifliche Bezahlung und seine Einstellung zu Gesetzen hervor. "Gesetze müssen den Betroffen nützen, sonst werden sie interpretiert", lautet sein Credo.

Am Workshop nahmen mit Margarethe Pfriender und Susanne Zimmermann die frühere und die aktuelle Leiterin von der Sozialstation St. Franziskus (Burladingen) teil und erhofften sich davon, dass andere bessere Ideen als sie haben. "Ich werde mit Herr Schneider in den nächsten Tagen telefonieren", hat sich für Zimmermann die Teilnahme auf jeden Fall gelohnt. Ihr konnte Doris Wittner von "Lebensräume für Jung und Alt" der Stiftung Liebenau, ebenfalls aus Burladingen, nur beipflichten. Veranstalter des Workshops war die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart in Kooperation mit der Caritas Hechingen und dem Sozialwerk Hechingen.