Annett Kuhr, Wenzel Stählin und Thomas Felder (von links) freuten sich am Samstag in Hechingen über viele Gäste beim Gedächtniskonzert für Christof Stählin. Fotos: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

Gedächtnisabend: Künstler erinnern an den Liedermacher und Poeten Christof Stählin

"Es schwinden jedes Kummers Falten, so lang des Liedes Zauber walten", wusste schon Schiller. Der Zauber von Christof Stählins Liedern – er ist ungebrochen. Mit einem Gedächtnisabend wurde am Samstag an den Künstler erinnert.

Hechingen. Am 18. Juni wäre Christof Stählin 75 Jahre alt geworden. Und wie könnte schöner, wie könnte würdiger an den im Jahre 2015 verstorbenen Liedermacher erinnert werden, als mit einem Konzert?

Seine Hechinger Freunde um Waltraut Ellinger haben diesen Gedanken in die Tat umgesetzt und im Evangelischen Gemeindehaus einen Abend veranstaltet, an dem seine Lieder eben jenen Zauber entfalteten, der sich wie ein Schleier über die Wehmut legte.

Vorgetragen wurden sie von zwei Künstlern, die eng mit Christof Stählin verbunden waren. Neben Thomas Felder, einem Weggefährten und Kollegen, trat Annett Kuhr auf, die von 2005 bis 2008 Seminare an der von Stählin gegründeten Sago-Schule besuchte.

Auch die leisen Töne wirken stark

Der musikalische Auftakt oblag Dominique Rebourgeon, der am Flügel für den ersten bewegenden Moment des Abends sorgte, dem im Laufe der Zeit noch viele weitere folgen sollten. Seine Improvisation entbehrte nicht der Dramatik, des Majestätisch-Mächtigen, wusste aber die leisen Töne, denen einst auch Christof Stählin meisterhaft Gehör verlieh, wirkungsvoll in Szene zu setzen. Vor der Kulisse der durch das Fenster zu sehenden Stiftskirche verklangen sie wie zarte, noch lange nachhallende Glockenschläge, während jener die atemlose Stille im vollbesetzten Raum geradezu greifbar war.

Darüber, dass so viele zum Konzert gekommen waren, freute sich auch Wenzel Stählin, einer der beiden Söhne des verstorbenen Liedermachers. Gemeinsam mit seinem Bruder und weiteren Freunden, Schülern und Weggefährten des Vaters hat er im April die Christof-Stählin-Gesellschaft ins Leben gerufen, die es sich zum Ziel gemacht hat, dessen künstlerisches Erbe zu erhalten.

Auch in Hechingen sind, wie er am Samstag bekannt gab, künftig wechselnde Konzerte geplant. Ein sehr bewegendes war zweifellos das Gedächtniskonzert, bei dem die Künstler ohne Gage auftraten und die Spenden der neugegründeten Gesellschaft zugute kamen.

Thomas Felder und Annett Kuhr hatten dafür ein Programm zusammengestellt, in dem die ganze Bandbreite des künstlerischen Wirkens von Christof Stählin zum Ausdruck kam.

Besinnlich-Leises trifft Heiteres

Besinnlich-Leises traf auf Heiteres, Nachdenkliches auf Aufrüttelndes. Viele seiner Lieder haben die beiden Akteure auch zu eigenen Kompositionen inspiriert, die am Samstag ebenfalls zum Vortrag kamen. Verwoben sind sie oftmals mit persönlichen Erinnerungen an Momente mit ihrem Vorbild und Mentor. So denkt etwa Annett Kuhr bis heute daran zurück, dass sie Christof Stählin einst über das Telefon eines ihrer Lieder vorspielte. Er habe sich alles angehört, sei "förmlich in den Hörer gekrochen" und habe ihr am Schluss ein Kompliment gemacht, das sie nach wie vor mit Stolz und Freude erfülle: "Wunderbar, Annett."

Auch für den Liedermacher Thomas Felder war Stählin "ein Leuchtfeuer", das ihm die richtige Richtung wies. Und er wird es für immer bleiben, denn ein Abschied ist nicht von Dauer: "So, und nun fliegt euch mein Lied entgegen/ durch hundert Jahre, ich verabschiede mich./Singt eine Amsel im Sommerregen/vom Nachbardach rüber, dann bin’s vielleicht ich."