Bevor die Kelten die Römer angriffen, ging es friedlich zu auf dem Gelände des Freilichtmuseums: Die Kinder vergnügten sich unter anderem mit den Streitwagen. Foto: Bender

Kelten überfallen bei "Römer im Schein der Fackeln" die Villa Rustica. Gruselführung für Kinder.

Hechingen-Stein - Geschichte hautnah erleben konnte man am Samstag bei "Römer im Schein der Fackeln" mit Kämpfen und Tanz im Freilichtmuseum in Stein.

"Jupiter ist uns wohlgesonnen", freute sich Gerd Schollian über das hervorragende Wetter. Dies hatte zur Folge, dass unzählige Besucher und vor allem auch viele Kinder zum römischen Gutshof strömten. "Alles läuft rund", bestätigte Schollian, Vorsitzender des Fördervereins.

Es war ja auch noch alles friedlich. Auf dem weitläufigen Gelände des Freilichtmuseums verteilten sich die Besuchermassen und tauchten in längst vergangene Zeiten ein. Bei "Schuster Alfred" fertigten die Geschwister Klara und Eike aus Stetten gerade einen Beutel aus Leder. Sie waren am Samstag zum ersten Mal bei den Römern und begeistert, besonders von den originalgetreuen Streitwagen. Da es auf dem Gelände keine Pferde gab, musste man mit Manneskraft die Gefährte ziehen, was gar nicht so leicht war.

"Kinder, habt ihr schon den Schmied aufgesucht?", lautete dann eine Aufforderung über Lautsprecher. Schließlich müssen die Waffen geschliffen werden. Vor 2000 Jahren musste man auf der Hut sein und um sein Leben fürchten. Da war es unabdingbar, eine Waffe bei sich zu tragen. Wie man diese richtig einsetzt, das brachten die Kelten den Kindern bei. Bei den "Schlamauni" aus Tirol konnte man sich im Bogenschießen üben. Den Umgang mit dem Schwert erklärten die "Tigurini" aus dem Neckarland. Sie legen großen Wert darauf, dass ihre Gewandungen historisch belegt sind – auch Schmuck und Waffen. Die "Tigurini" verköpern Kelten und zeigen, wie diese gelebt haben.

Herrin und Schatz geraubt

"Unsere deutsche Geschichte ist facettenreich. Es gibt auch noch etwas anderes außer des Dritten Reichs", erklärte Wolf-Dietrich Herder den Antrieb für die historischen Darstellungen der Kelten, die nämlich vor den Römern das Land besiedelten. Und noch lebten die Kelten und Römer in Stein friedlich zusammen. Die "Töchter des Jupiter" zeigten bei Einbruch der Dämmerung einen Tanz zu Ehren des Gottes. Doch mit Aufzug der Dunkelheit war es mit dem Frieden dann weitgehend vorbei.

Schaurig wurde es bei der Gruselführung für Kinder. Gerd Schollian erläuterte, dass es vor 2000 Jahren noch keine befestigten Wege oder eine Beleuchtung gab. Außerdem lauerten Bären und Wölfe im Wald: "Bei Nacht ging man nicht mehr nach draußen." Und so spürten die Kinder diesem Gefühl nach. Ohne Licht ging es in den Wald und überall heulten Wölfe in der Dunkelheit. Da war es im Keller der Villa schon sicherer. Hier gab es Römergeschichten und man stellte sich alles nur in der Fantasie vor.

In Wirklichkeit überfielen danach allerdings die Keltenhorden die Villa, beschossen sie mit Feuerpfeilen und raubten die Domina, die Herrin, samt Hausschatz. Wie gut, dass die Kinder für einen glücklichen Ausgang dieser räuberischen Tat sorgten und Römerin samt Schatz wieder befreien konnten. Wenn das nicht erlebte Geschichte ist.

Für diese Saison kann man letztmals am 1. November in die Römerzeit eintauchen und das Freilichtmuseum besuchen.