Das Ensemble "Singer Pur" und David Orlowsky glänzten am Freitag in der Alten Synagoge. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder-Bote

Alte Synagoge: Grandioses Jubiläumskonzert mit dem Ensemble "Singer Pur" und David Orlowsky

Hechingen (wb). Schon seit mehr als 250 Jahren ist die Alte Synagoge das Herz der Goldschmiedstraße – einst als Ort des Gebets der Hechinger Juden, seit mehr als 30 Jahren als Ort der Begegnung mit hochkarätigen Veranstaltungen. Doch dieses Jubiläumskonzert am Freitag vor ausverkauftem Haus sucht nach Vergleichen.

Gleich zwei Echo-Klassik-Preisträger waren zusammengekommen, um ein sorgsam erarbeitetes Programm mit den Jeremiah-Klagegesängen im neuartigen Klanggewand zu präsentieren: das mit hervorragenden Gesangskräften aus dem süddeutschen Raum und der Schweiz zusammengesetzte Ensemble "Singer Pur" und David Orlowsky, der als Nachfolger des Klezmer-Virtuosen Giora Feidman gilt.

Sie haben die in lateinischer Sprache vom Großmeister der Polyphonie, dem Renaissancekomponisten Giovanni Pierluigi da Palästrina (1525 bis 1594), vertonten Jeremiah-Klagegesänge mit dem Klangbild der warm und weich klingenden Klarinette verquickt. In dieser Art erklangen noch weitere Werke. Und zwar von Carlo Gesualdo (1566 bis 1613), ebenfalls aus der Renaissance, sowie zwei nicht weiter bezeichnete Choräle aus Jahrhunderten zuvor.

Die Besucher waren derart beeindruckt darüber, was da mit kanonartigen und bis zu fünf-, ja sogar sechsstimmig polyphonen Verdichtungen in der Synagoge erklang, dass sie sich am Ende schier nicht trennen wollten von den Musikern. Zurecht, das wirkte im Erscheinungsbild zwar wie das babylonische Stimmengewirr, doch in geradezu himmlisch-hervorragender Art. Wenn Orlowsky zum Gesang oder auch a cappella die Klarinette anstimmte, dann ertönte zu der "Musica Sacra" orientalisch anmutende Melodik. Genauer sephardische, so wie auch das Gotteshaus im Inneren gestaltet ist. Das passte. Außerdem erklang mit dem "Lux aeterna" (die Bitte nach dem ewigen Licht in der liturgischen Totenmesse) vom Israeli Matan Porat (1982 geboren) ein zeitgenössisches Werk, das insofern eine frappierende Ähnlichkeit mit György Ligetis gleichnamigem Werk vorwies, in dem über die gesamte Aufführungszeit immer mindestens eine Stimme erklang, also ein Dauerklangwerk.

Wirklich neu ist die Verquickung von Alt und Neu nicht, und die Frage stellt sich, ob damit ein breiteres Publikum angesprochen werden soll. Erst im Sommer demonstrierte der Trompeter Jeroen Berwaerts seine Verquickung, in dem er bei den Ludwigsburger Festspielen und in Haigerloch das Prinzip der Mehrchörigkeit Monteverdis vom Markusdom in Venedig aufnahm und mit Musiken von George Gershwin, Toru Takemitsu und Spirituals aufwerten wollte.

Insofern war die Synagogenvorführung gewissermaßen ein Jonglieren mit den Stilen, Cross Over eben, und das ist voll im Trend – dem Kummer des Puristen zum Trotz.