Starzel kriegt ein neues Bett. Fluss in Richtung Schützenwiese verlegt. Gelegenheit für Uferpark. Mit Kommentar.
Hechingen - Das Flussbett der Starzel an der Schützenbrücke wird verlegt und verbreitert, anschließend wird dort ein schönes Naturgelände angelegt. Bauherr ist das Regierungspräsidium Tübingen.
Es war ein schockierender Anblick, als kürzlich Baufäll-Trupps mit schwerem Gerät an der Schützenbrücke anrückten. Als sie wieder abzogen, waren viele alte Bäume am Ufer gefällt, und auch in einem angrenzenden Streuobstgarten waren sämtliche Bäume flachgelegt.
Braucht hier jemand dringend Brennholz? Ist mal wieder einem Grundstücksbesitzer die Arbeit zuviel, die alte Obstbäume machen? Solche Gerüchte kursierten. Die Nachfrage unserer Zeitung bei einem Nachbar brachte Klarheit. Hier ist das Regierungspräsidium in Sachen Hochwasserschutz aktiv. Wer sich die Schützenbrücke aus Richtung Spittelkirche genau ansieht, erkennt den Grund.
Die Brücke besteht aus drei gewölbten Durchlässen. Der linke davon ist halb vom Ufer vereinnahmt, und insgesamt steht die Brücke leicht schräg zur Flussrichtung. Wenn es mal wieder richtig schüttet, werden hier die Wassermassen abgebremst, dann hat die Spittelstraße ein Problem und die Fahrbahn in Richtung Europakreisel wird wieder zur Wasserstraße, wie das schon 2008 zu beobachten war.
Mauer wird beseitigt
Das war auch dem Regierungspräsidium Tübingen bekannt, das für diesen Flussabschnitt verantwortlich ist. Als sich vor einiger Zeit die Chance ergab, den Streuobstgarten neben der Schützenbrücke zu kaufen, griff die Behörde zu. »Wir werden hier oberhalb der Brücke den Fluss verbreitern und das Gewässer anschließend renaturieren«, erklärt Carsten Dehner, Pressesprecher des Regierungspräsidiums.
Die Mauer an der Böschung zum bisherigen Streuobstgarten werde beseitigt und es werde eine flache Uferzone geschaffen. Dann kann das Wasser künftig ohne großen Widerstand durch alle drei Brückenbogen fließen. Dem Hochwasserschutz dient das auf alle Fälle, aber wohl auch der Stadtentwicklung. Wenn die Stadt hier aktiv würde, könnte hier ja vielleicht ein kleiner Starzelpark entstehen, ein Uferbereich wie in vielen anderen Städten, durch die ein Gewässer fließt, wo Kinder im Wasser planschen können, wo Ruhebänkchen stehen. Ob das Regierungspräsidium so etwas anlegt?
»Wir sind gerade dabei, in die Planung einzusteigen«, erklärt Dehner. Beispielsweise kläre man gerade ab, ob hier eine wasserrechtliche Genehmigung notwendig ist. »Allerfrühestens im Herbst« werden die Bagger anrollen, dämpft er voreilige Erwartungen, wahrscheinlicher sei ein Baubeginn im nächsten Jahr. Das hat auch einen Vorteil: Es kann noch in Ruhe darüber nachgedacht werden, ob die Stadt hier die Park-Gelegenheit nutzt. Bürgermeisterin Dorothea Bachmann war gestern nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen.
Kommentar: Park statt Bahn
Von Klaus Stopper
Statt Seilbahnvisionen für die Oberstadt nachzuhängen, könnte Bürgermeisterin Dorothea Bachmann sich doch den Starzelpark zu Herzen nehmen. Diese Idee ist leicht realisierbar. Das Regierungspräsidium verlegt hier ohnehin das Ufer. Wenn die Stadt in die Gestaltung mit einsteigen würde und dann noch das Gelände in Richtung Schützenwiese nutzt, wäre ein toller Platz mitten in der Stadt möglich.
Nicht nur Mütter mit Kindern lieben Uferplätzchen, wo man etwas am Wasser platschen kann. Die Starzel fließt mitten durch Hechingen, aber ohne waghalsige Kletterei kommt man fast nirgends ans Wasser. Wenn dann auch noch das Problem mit der Unteren Mühle gelöst wird, könnte hier ein wunderbarer Treffpunkt für die Hechinger entstehen. Im Gegensatz zum Obertorplatz würde hier auch kein Gastronom durch eine Klage das Vorhaben gefährden.